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Brandenburg: Nicht immer nur für Staatsgäste

Im Gästehaus der Bundesregierung in Meseberg ist stets alles für hohen Besuch aus der Politik vorbereitet. Der Rasen ist akkurat geschnitten, die Rabatten frisch gestutzt. Am Samstag dürfen auch die Bürger hinein.

Meseberg - Einmal im Jahr geht im Gästehaus der Bundesregierung im brandenburgischen Meseberg das sonst fest verschlossene Eisentor ganz weit für Jedermann auf. Am Samstag, 14. Juni, ist es wieder so weit, dann ist Tag der offenen Tür. Besucher wollen dann etwa wissen: Wo sitzt meist Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) in der lauschigen Sofalandschaft? Hat sie an der großen Tafel, wenn Staatsgäste bewirtet werden, einen Stammplatz?

In die märkische Abgeschiedenheit am Huwenowsee, 70 Kilometer entfernt von Berlin, wurden bereits Präsidenten der USA, Russlands oder Polens eingeladen. Auch die Bundesregierung kommt häufiger zu Klausuren zusammen. Letzter Staatsgast war im November Jean-Claude Juncker, damals noch luxemburgischer Ministerpräsident.

Vor zehn Jahren wurde zwischen der Bundesregierung und der Messerschmitt-Stiftung – die das Schloss 1995 erwarb – vereinbart, das denkmalgeschützte Barockschloss als Gästehaus zu nutzen. Für die Restaurierung stellte die Stiftung 25 Millionen Euro bereit. Das Bundeskanzleramt steuerte 13 Millionen Euro bei. 2007 war Eröffnung.

Aus einem baufälligen Gemäuer entstand ein strahlendes Kleinod. Der etwa 150 Einwohner zählende Ort mit seinen schmuck hergerichteten Häusern verdankt ihm heute seine Bekanntheit. „Uns hat es viel gebracht“, sagt Amtsdirektor Frank Stege. „Die Zufahrten zum Ort sind gut ausgebaut, das Telekommunikationsnetz ist leistungsfähig und die Trink- und Abwasserversorgung wurde erneuert“, sagt er.

Das Schloss lockt zudem viele Touristen an: „Wir profitieren von den Gästen“, sagt auch Werner Paarmann vom „Dorfkrug Meseberg“. Viele kehrten für ein Bier ein. Auch Menschen aus der Politik seien immer mal dabei. Mit Namen werben wolle er aber nicht, betont er.

Den Grundstein das Barockschloss hatte Herman Graf von Wartensleben 1738 gelegt. 1774 fiel es in die Hände von Christian Ludwig von Kaphengst, dann folgten weitere Besitzer. Zu DDR-Zeiten waren dort ein Konsum-Laden, eine Gaststätte und eine Bibliothek eingezogen. Die Pläne der DDR-Akademie der Wissenschaften, dort eine Begegnungsstätte für Wissenschaftler einzurichten, erledigten sich mit der Wende.

Die Stiftung stattete schließlich die Räume aus, denn Originale fehlen. Möbel und Dekorationen wurden angekauft oder von Leihgebern zur Verfügung gestellt. Einiges wurde extra hergestellt. Kommoden, Spiegel, große Leuchter, Wandlampen oder raumfüllende Teppiche auf den blanken Dielen füllen die Räume. Mit einem Ziel: Repräsentation.

Fayenceöfen – die heute elektrisch beheizt werden – etwa sind imposante Hingucker. Die Wände schmücken Seidentapeten oder sie sind kunstvoll bemalt. Einige Wandgemälde konnten aber auch freigelegt werden. Im Kaminzimmer ist der Jagdhund des Erbauers verewigt. An anderer Stelle prangt an der Decke ein allegorisches Gemälde.

Staatsgästen bietet die anheimelnde Atmosphäre einer kleinen Bibliothek Entspannung. Hinter den Glastüren zweier Schränke sind die gesammelten Werke von Theodor Fontane verwahrt, verschiedene Ausgaben der Bibel, ein Werk über Dalí, Informationsbroschüren zum Gästehaus, aber auch eine Ausgabe der Encyclopaedia Britannica.

Zum Tag der offenen Tür wird das Esszimmer so dekoriert, als nähmen jeden Moment Merkel und ihre Gäste dort Platz. Auf den gestärkten Tischtüchern stehen dann Blumenbuketts, feines Porzellan, blank geputztes Besteck und ein ganzes Sortiment von Gläsern. Der Kellner mit dem ersten Gang wird förmlich erwartet.

Die Hausherrin selbst ist aber nicht ihn diesem besonderen Refugium. Sie verpasst, wie die Besucher im Gänsemarsch entlang von Absperrungskordeln durch das Haus ziehen. Im sechs Hektar großen Barockgarten können die Gäste aber dann den Kanzlerinnen-Ausblick genießen: auf einen idyllischen See und viele blühende Blumen.

Stellvertretend für Merkel heißen Mitarbeiter des Bundeskanzleramtes die Besucher willkommen. Sie sind gefasst auf große Neugier. Selbst wo die Klos sind und wie viele Personen das Schloss in Ordnung halten, stößt auf Interesse. Die Antworten gibt es schnell: Die Toiletten sind im Keller und etwa eine Handvoll Mitarbeiter sorgen für den laufenden Betrieb. Und ein „Nein“ vorweg: Einen Fernseher wird man nicht im Erdgeschoss finden. Die sind in den Gästesuiten im Obergeschoss. Diese Türen bleiben am Tag der offenen Tür aber zu.

AMT GRANSEE]

Gudrun Janicke

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