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Der Imfpfstoff des Herstellers Astrazeneca kann wieder eingesetzt werden. 

© Hannibal Hanschke/AFP

Nach Aufhebung des Astrazeneca-Impfstopps: Ärger über Brandenburgs Terminmanagement

In Brandenburg wird wieder der Impfstoff von Astrazeneca eingesetzt, aber Ersatz für abgesagte Termine gibt es weder sofort, noch automatisch. 

Potsdam - Brandenburg nimmt die Impfungen mit dem Mittel von Astrazeneca wieder auf. Die Europäische Arzneimittelbehörde (EMA) hat das Mittel des britisch-schwedischen Herstellers am Donnerstag als sicher eingestuft, nachdem die Bundesregierung die Impfungen am Montag nach neuen Meldungen von Thrombosen der Hirnvenen im zeitlichen Zusammenhang mit der Impfung in Deutschland und anderen europäischen Ländern ausgesetzt hatte. Die wichtigsten Fragen und Antworten zum Impfen im Überblick: 

Haben bereits vereinbarte Impftermine mit Astrazeneca Bestand? 

Alle bereits vergebenen Impftermine mit Astrazeneca in einem der Brandenburger Impfzentren am heutigen Samstag sowie für die kommende Woche finden wie vereinbart statt. „Alle Personen werden gebeten, diese Impftermine wahrzunehmen“, teilte das Gesundheitsministerium mit. 

Was ist zu tun, wenn in den vergangenen Tagen Impftermine abgesagt wurden? 

In Brandenburg wurden 22 500 Termine kurzfristig abgesagt. Einen neuen Termin bekommt man nicht automatisch, sondern muss selbst auf dem Onlineportal www.impfterminservice.de neue Termine für die Erst- und Zweitimpfung buchen. Alle, die bei der Buchung eine E-Mail angegeben hatten, werden per E-Mail zeitnah informiert, sobald neue Termine eingestellt sind. Dies sollte nach Angaben des Gesundheitsministeriums bereits am Freitag der Fall sein, doch einige Leser berichten von Problemen. 

Warum wird nicht wie in Berlin verfahren, wo keine neue Terminvergabe nötig ist? 

In der Hauptstadt können Impfberechtigte, deren Termin zwischen Montagnachmittag und Donnerstag nicht zustande gekommen ist, diesen Samstag und Sonntag ohne Termin direkt in das ursprünglich für sie gebuchte Impfzentrum kommen oder für die kommende Woche über die Impfhotline einen Termin vereinbaren. Der Sprecher der mit der Organisation der märkischen Impfzentren beauftragten Kassenärztlichen Vereinigung Brandenburg (KVBB), Christian Wehry, erklärt auf Anfrage zu den Unterschieden im Verfahren: „Das Flächenland Brandenburg lässt sich nicht mit der Stadt Berlin vergleichen. Im Flächenland fährt Sie keine U-Bahn in kürzester Zeit vor ein Impfzentrum, wo Sie dann auf gut Glück schauen können, ob es eine lange Schlange gibt oder überhaupt noch Impfstoff verfügbar ist.“ Im Impfzentrum Potsdam seien am Samstag 576 verfügbare Termine mit Astrazeneca ausgebucht. Weiterhin gebe es einen Impfstoffmangel in Brandenburg. Aus diesem Grund könne in den Impfzentren am Montag auch nicht unter Volllast geimpft werden. „Eine Eröffnung am Sonntag würde keinen Sinn ergeben“, so Wehry. 

Wie sind die Reaktionen auf das Brandenburger Vorgehen? 

Die Unzufriedenheit ist groß. Natürlich habe man als Betroffener angenommen, dass die Impfungen nun zeitnah nachgeholt würden, etwa am Sonntag wie in Berlin oder innerhalb der nächsten Tage wie in Thüringen, schreibt ein PNN-Leser. „Die bestätigten Ersttermine in den (elektronischen) Papierkorb zu werfen, ist freilich die abwegigste Methode, ein plötzliches Organisationsproblem zu lösen“, so der 76-Jährige, der nun erst Mitte Mai einen Ersttermin bekommen habe. 
„Warum geht das nicht in Brandenburg?“, fragt mit Blick auf Berlin auch der Brandenburger Fraktionsvorsitzende der Linken, Sebastian Walter, bei Twitter. Er befürchtet zudem einen Zusammenbruch des Online-Buchungsportal. Fraktionskollegin Andrea Johlige übt ebenfalls bei Twitter massive Kritik am Brandenburger Gesundheitsministerium, das am Freitag ein Foto von Ministerin Ursula Nonnemacher (Grüne) mit ihrem neuen Dienstwagen, dem ersten mit Elektro-Antrieb im Kabinett, postete. „Ernsthaft??? Flächendeckendes Impfen klappt nicht, 22500 Impftermin abgesagt und neue Buchung bei Hotline und Onlineplattform noch nicht möglich. Aber ein Tweet zum neuen Dienstwagen muss sein? Wie weit weg von den Menschen in diesem Land ist dieses Ministerium eigentlich?“ 

Was ist mit Terminen für die Zweitimpfung? 

Alle Personen, die schon eine Erstimpfung mit Astrazeneca bekommen hatten, behalten ihren bereits gebuchten Termin für ihre Zweitimpfung. 

Ist der Impfstoff von Astrazeneca nun komplett unbedenklich? Nach Angaben des Gesundheitsministeriums muss man unterscheiden zwischen Impfreaktionen und Nebenwirkungen. Reaktionen können direkt im Anschluss an eine Impfung auftreten und dauern zumeist nur einen Tag. Sie sind Zeichen einer Immunreaktion des Körpers und unbedenklich. Wer aber vier bis 14 Tage nach einer Impfung mit Astrazeneca anhaltende Kopfschmerzen entwickelt oder punktförmige Hautblutungen entdeckt, solle dringend einen Arzt aufsuchen.  

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Was ist mit Terminen mit Impfstoffen der Firmen Biontech und Moderna? 

Alle bereits gebuchten Termine mit Impfstoffen der Hersteller Biontech oder Moderna finden wie vereinbart statt, teilt das Gesundheitsministerium mit. 

Könnte in Brandenburg der russische Impfstoff Sputnik V zum Einsatz kommen? 

Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) hat sich offen für eine Nutzung des russischen Impfstoffs gezeigt. „Um unsere Impfkampagne umsetzen zu können, wird sehr viel Impfstoff benötigt“, sagte Woidke dem Evangelischen Pressedienst am Freitag in Potsdam. Der Impfstoff ist in der EU aber noch nicht zugelassen. Eine Entscheidung über den Einsatz von Impfstoffen werde „ausschließlich im Interesse des Impfschutzes gefällt“, betonte der Regierungschef. „Ideologische Fragen spielen dabei keine Rolle.“ 

(mit Henri Kramer, Christian Müller)

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