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Eine Spur der Verwüstung am Dienstag auf dem Weihnachtsmarkt am Breitscheidplatz.

© Rainer Jensen/dpa

Mutmaßlicher Anschlag am Breitscheidplatz Berlin: "Ich glaube, der Lkw hat mich tatsächlich angefahren"

Eine Studentin aus Neuseddin war mit ihrer Mutter und Großmutter am Montagabend auf dem Weihnachtsmarkt am Breitscheidplatz. Den PNN schildert sie, wie sie den Anschlag erlebte.

Von Katharina Wiechers

Berlin - Mareike-Vic Schreiber ist dem Tod auf dem Weihnachtsmarkt nur um wenige Zentimeter entkommen. Die 23-jährige Studentin aus Neuseddin war mit ihrer Mutter und ihrer Großmutter auf dem Markt, als der Lastwagen durch genau die Budenstraße raste, die sie entlanggingen. "Wir hatten davor eine Lichterstadtrundfahrt durch Berlin gemacht, der Weihnachtsmarkt war die letzte Station", sagt Schreiber am Tag danach den PNN. Sie seien schon einige Zeit auf dem Markt unterwegs gewesen und wollten gerade Richtung Ausgang gehen. "Ich hatte mir noch etwas zu Essen geholt und war damit ganz beschäftigt, als meine Mama sich plötzlich total erschreckt hat", erinnert sie sich. Als sie aufblickte, sah sie den Laster auf sich zurasen.

Was in den Sekunden danach passierte, weiß Mareike-Vic Schreiber nicht mehr ganz genau, doch plötzlich lagen sie alle drei auf dem Boden. "Ich glaube, der Lkw hat mich tatsächlich angefahren", so die Studentin. Sie sei von den dreien am nächsten an dem Lastwagen gewesen und meint, sich an eine Berührung zu erinnern. Dafür spreche auch, dass sie Schmerzen im Arm und blaue Flecken habe. Ihre Mutter und ihre 88-jährige Großmutter klagen ebenfalls über Schmerzen in den Beinen - womöglich durch den Sturz auf die Straße.

"Wir wollten einfach nur so schnell wie möglich weg"

Als die drei sich wieder aufgerappelt hatten, machten sie sich direkt auf den Weg zum Bahnhof Zoo. "Wir wollten einfach nur so schnell wie möglich weg", sagt Mareike-Vic Schreiber. Während die Mutter und die Großmutter in den Zug nach Neuseddin fuhren, stieg sie in die S-Bahn, um in die Wohngemeinschaft im Prenzlauer Berg zu fahren. Dort sei glücklicherweise ihre Mitbewohnerin gewesen, mit der sie sich austauschen konnte.

Dass es ein Anschlag und kein Unfall war, sei ihr von der ersten Sekunde an bewusst gewesen, sagt die 23-Jährige, die an der Technischen Universität ihren Master in Sprache und Kommunikation macht. "Ich habe sofort an Frankreich gedacht". Die Großmutter sei zunächst noch davon ausgegangen, dass der Fahrer betrunken gewesen sei. "Aber mir war klar, dass niemand mit so einer Geschwindigkeit um die Kurve fährt."

Am Tag nach dem Anschlag ist sie zu ihrer Mutter nach Neuseddin gefahren, eine Verabredung mit Freundinnen in Berlin hat sie abgesagt. Weihnachtsmärkte will sie in den kommenden Tagen keine mehr besuchen, generell will sie sich aber nicht einschüchtern lassen. An Silvester hat sie zum Beispiel geplant, Freunde in Hamburg zu besuchen. Das will sie auch tun.

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Hinweis der Redaktion: Wir kennen die Augenzeugin persönlich, sie war Praktikantin bei den PNN. 

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