zum Hauptinhalt
Die Zahl der Seiteneinsteiger im Lehrerberuf wächst.

© picture alliance / Patrick Pleul

Lehrer in Brandenburg: Zahl der Seiteneinsteiger hoch wie nie

In Brandenburg kommt jeder achte Lehrer aus einem anderen Beruf. Unterdessen herrscht Sorge vor Lehrermangel wegen der Corona-Pandemie.

Zum Start des neuen Schuljahres unterrichten in Brandenburg so viele Seiteneinsteiger wie noch nie. Unter den 1544 unbefristet neu eingestellten Lehrkräften sind 510 Quereinsteiger aus anderen Berufen, das entspricht einem Anteil von 34,1 Prozent. 2019 waren es 33,3 Prozent, 2017 nur 21,2 Prozent. Die Zahlen gab Bildungsministerin Britta Ernst (SPD) am Donnerstag bei der traditionellen Pressekonferenz vor Schuljahresbeginn in Potsdam bekannt. Von 594 Schulmitarbeitern, die für das neue Schuljahr etwa als Elternzeitvertretung befristet eingestellt wurden, haben 417 nicht auf Lehramt studiert.

Insgesamt unterrichten an Brandenburger Schulen dann rund 2500 Seiteneinsteiger, etwa 70 mehr als im vergangenen Jahr. Rund jeder achte der insgesamt 20.900 Lehrkräfte in Brandenburg hat kein einschlägiges Studium absolviert. „Wir müssen da gar nicht drumherum reden: Ohne Seiteneinsteiger ist der Lehrerbedarf nicht zu decken“, so Ernst. Ein Grund für den Bedarf sind auch die wieder ansteigenden Schülerzahlen, vor allem in den berlinnahen Regionen – bei einem hohen Anteil von Lehrern, die in den Ruhestand gehen. Zu Beginn des Schuljahres mussten rund 1000 Stellen neu besetzt werden, weil die Pädagogen altersbedingt aus dem Dienst ausschieden. Die Zahl der Schüler liegt aktuell bei 294.000. Vor fünf Jahren waren es rund 20.000 weniger.

Lehrer mit Bachelor?

Die Seiteneinsteiger seien vornehmlich Hochschulabsolventen mit einem Diplom-, Master- oder Magisterabschluss, mitunter aber auch Fachhochschulabsolventen, erklärte Ernst. Ihr Haus prüfe derzeit, ob und unter welchen Bedingungen Seiteneinsteiger mit einem Bachelorabschluss, die unbefristet im Schuldienst beschäftigt sind, in ein Beamtenverhältnis übernommen werden können. In Sachsen ist das bereits möglich.

Die Seiteneinsteiger seien „in der Regel hochqualifizierte Fachleute, denen wir für die Unterrichtstätigkeit pädagogisches Rüstzeug vermitteln müssen“, so die Ministerin. In der Vergangenheit hatte es damit aber massive Probleme gegeben. Im vergangenen Schuljahr waren viele Quereinsteiger an den Schulen zum Einsatz gekommen, die vor dem Unterrichten keine längere Qualifizierung, sondern nur einen Crashkurs durchlaufen hatten.

Hintergrund war, dass auch unter dem Jahr dringend Mitarbeiter gesucht wurden, um kranke Lehrer zu ersetzen. Von den 2019/20 eingestellten 1013 Seiteneinsteigern hatten nur 23 vor ihrem Einsatz an einem dreimonatigen Kompaktkurs zur Qualifizierung teilgenommen. Im Koalitionsvertrag hat sich die rot-schwarz-grüne Kenia-Regierung aber dazu verpflichtet, Seiteneinsteiger weiter zu qualifizieren, „wenn möglich vor ihrem Einsatz an der Schule“. Das Seiteneinsteigerkonzept wird nun überarbeitet, 2021 soll der neue Maßnahmenkatalog zur Qualifizierung der Berufseinsteiger vorliegen.

Ausfall von Risikogruppen

Ungewiss ist, wie viele Lehrer am Montag tatsächlich zum Präsenzunterricht unter Corona-Bedingungen antreten werden. Der Landeschef der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft, Günther Fuchs, hatte darauf hingewiesen, dass ein Teil der Lehrkräfte nicht einsetzbar sei, weil sie zur Risikogruppe zählten. Auch die Fraktionsvorsitzende der Linken im Landtag, Kathrin Dannenberg, bezweifelt, dass Brandenburg genügend Lehrer hat, um den Unterricht im Regelbetrieb stemmen zu können.

Sie teile diese Befürchtung nicht, sagte Ministerin Ernst am Donnerstag. Sie sei zuversichtlich, dass die meisten Lehrer zum Start des neuen Schuljahres vor Ort einsetzbar seien. Aus vielen Schulen sei ihr signalisiert worden, dass sich die Lehrer darauf freuten, nach viermonatiger Schulschließung wieder unterrichten zu können.

Zur Startseite