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Hoffnung. Derzeit ist der Storchenparkplatz vor der geschlossenen Schwedter Kinderklinik verwaist. Aber es sollen Ärzte angeworben werden, um sie wieder öffnen zu können.

© dpa

Krankenhaus-Visite: Von Brutkasten bis Demenz

Die 62 Krankenhaus-Standorte in Brandenburg sollen nach dem Willen von Gesundheitsministerin Anita Tack (Linke) auch in Zukunft bestehen bleiben.

Brandenburg/Havel - Maximilian Constantin ist erst wenige Wochen alt, hat aber schon eine Menge hinter sich. Das Baby war eine Frühgeburt, seine Mutter Denise Noethen brachte ihn in der 34. Schwangerschaftswoche im Städtischen Klinikum in Brandenburg/Havel zur Welt. Der Kleine wog damals weniger als 2600 Gramm. Das Perinatalzentrum betreut Risikoschwangerschaften. Gesundheitsministerin Anita Tack (Linke) hält Spezialisierungen in der Krankenhauslandschaft für zukunftsweisend. „Gerade im Bereich der Frühgeburten brauchen wir qualitativ erstklassige Angebote in den Regionen“, sagt sie am Donnerstag bei einem Besuch der Klinik. Auch wenn die Geburtenzahlen in Brandenburg zurückgingen – flächendeckende und moderne Versorgung sind ihrer Meinung nach wichtig, um Familien in Brandenburg ein gutes Angebot zu bieten.

Im vergangenen Jahr wurden in dem Perinatalzentrum in Brandenburg/Havel rund 30 Kinder unter 1500 Gramm auf die Welt gebracht, wie der Chefarzt der Kinderklinik, Hans Kössel, sagt. Die Überlebensrate beträgt ihm zufolge 91 Prozent. „Wir betreuen die Kinder drei bis vier Monate auf der Station, da ist ein großes Vertrauensverhältnis zwischen Ärzten, Pflegern und Eltern notwendig.“ In Brandenburg gibt es an 26 Krankenhäusern Geburtsstationen, sechs davon mit Perinatalzentren.

Tack setzt im Zuge des demografischen Wandels aber vor allem auch auf qualitative und intensive medizinische Betreuung von Senioren. „Es wird weniger Geburten und mehr ältere Patienten geben“, betont Tack. Die 53 Krankenhäuser im Land müssen sich demnach in den kommenden Jahren auf veränderte Rahmenbedingungen einstellen. Zudem fehlen Ärzte an den Krankenhäusern, wie das Beispiel Schwedt zeige.

Dort hatte Ende März wegen Ärztemangels eine Kinderklinik schließen müssen. Tack will sich dafür einsetzen, dass alle derzeit 62 Standorte der Krankenhäuser im Land auch in Zukunft erhalten bleiben. Gerade im ländlichen Raum seien die Häuser Anker der gesundheitlichen Versorgung, sagt die Ministerin.

Nur wenige Straßen von der Kinderintensivstation entfernt sitzt eine 91-jährige Patientin an einem Tisch bei einer Tasse Kaffee im St. Marienkrankenhaus. Heute Morgen hat sie schon bei der Ergotherapie Seidentücher bemalt - ein wichtiger Bestandteil bei der medizinischen Versorgung, sagt Chefärztin Katrin Schumann. „Das ist gut für die Feinmotorik und ältere Menschen haben das Gefühl, dass sie etwas schaffen.“ Die Fachklinik hat sich auf Altersheilkunde – sogenannte Geriatrie – spezialisiert. Dorthin kommen über 75-Jährige, die mehrere Erkrankungen haben. Die Bettenauslastung betrage nahezu 100 Prozent.

„Wir brauchen mehr Altersmedizin“, betont Tack. Zudem müsse mehr in die Ausbildung von Fachkräften investiert werden. Das St. Marienkrankenhaus plant, die Bettenstärke zu vergrößern. Vor allem auf Krankheiten wie Demenz müsse noch stärker medizinisch eingegangen werden, sagt Schumann.

Den Angaben des Gesundheitsministeriums zufolge wurden von 1991 bis 2011 für den Auf- und Ausbau moderner und leistungsfähiger Krankenhäuser in Brandenburg 3,7 Milliarden Euro Fördermittel, davon 2,77 Milliarden Euro aus Landesmitteln verwendet. Bislang werden die Förderungen projektbezogen zugewiesen – das will Tack ändern. Nach ihrem Willen soll es ab 2013 pauschale Förderungen geben. Das gebe den Krankenhäusern mehr Planungssicherheit.

Anna Ringle-Brändli

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