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Brandenburg: Klasse Leistungen in Leistungsklassen

Studie der Uni Potsdam gibt den 2006 eingeführten Spezialklassen an Gymnasien gute Noten. Minister Baaske hält am System fest

Potsdam - Die Leistungs- und Begabungsklassen an Gymnasien Brandenburgs bekommen ein gutes Zeugnis: Nach einer am Donnerstag im Bildungsausschuss des Landtages vorgestellten Studie der Uni Potsdam haben sich die 2006 von der damaligen SPD/CDU-Regierung eingerichteten 34 Spezialklassen bewährt. Dort können begabte Kinder ausnahmsweise bereits nach der vierten Klasse auf die Gymnasien wechseln, nicht erst nach der sechsten Klasse.

Bildungsminister Günter Baaske (SPD) will an den Leistungs- und Begabungsklassen (LuBK) festhalten. „Es gibt keine Veranlassung, derzeit am System oder an der Anzahl etwas zu ändern“, sagte Baaske. Linke, aber auch Grüne würden sie wegen der frühen Auslese von Kindern dagegen am liebsten wieder abschaffen. „Es ist ein System, das erfolgreich, aber ungerecht ist“, so Grünen-Bildungsexpertin Marie-Luise von Halem. Die CDU fordert eine Ausweitung aufs ganze Land, also auch auf die vier Kreise, in denen keine Klassen eingerichtet wurden.

Nach der Studie der Bildungsforscherin Prof. Miriam Vock erfüllen die landesweit 34 Klassen ihren Zweck, sichern also eine frühere und bessere Förderung begabter Kinder, als es in den Grundschulen und den Regelklassen der Gymnasien möglich wäre. „Das System der Förderung Begabter funktioniert in den LuBK aufgrund der vorhandenen Expertise in den Schulen gut“, heißt es im Bericht. Ansonsten bestehe die Gefahr, dass diese Kinder dauerhaft unterfordert wären.

Die Leistungen der Früh-Gymnasiasten – die Klassen haben naturwissenschaftliche, fremdsprachliche oder musische Profile – sind dann tatsächlich „deutlich besser“ als die der Kinder, die nach der sechsten Klasse auf das Gymnasium wechseln. In landesweiten Vergleichstests und den Prüfungen der zehnten Klasse in Deutsch und Mathe schnitten die Spezialschüler am besten ab, gefolgt von Regelklassen der Gymnasien mit Leistungsklassen – während Gymnasien ohne solche Klassen schlechter abschnitten.

Ein Erklärung dafür könnte laut Studie sein, dass die Spezialklassen das Schulklima verbessern, als „Katalysator“ das Niveau heben. Möglich ist auch, dass die Klassen an den besten Gymnasien eingerichtet wurden. Die Studie bestätigt auch die soziale Frühauslese. Die Spezialklassen – der Zugang läuft über ein Auswahlverfahren samt Intelligenztest – werden kaum von Kindern aus bildungsfernen und sozial schwachen Familien besucht. Hier sehen die Wissenschaftler Handlungsbedarf. Nötig sei hier eine Professionalisierung der Grundschullehrkräfte, so Baaske. Die Auswirkungen auf die Grundschulklassen durch den früheren Weggang starker Schüler, der beklagte „Brain Drain“, ist nicht untersucht worden.

Ein  weiterer Befund ist überraschend. Vermutungen, dass die Spezialschüler „abheben“, sich als Elite sehen könnten, bestätigten sich nicht. Rivalitäten und Konkurrenzdenken seien in den Regelklassen stärker ausgeprägt, hieß es. Dafür stellte die Studie bei den Lehrern Defizite fest – und zwar beim Einschätzungsvermögen, wo die Schüler stehen, eine Voraussetzung für gezielten Unterricht. Die diagnostische Kompetenz sei „eine Baustelle“, sagte Vock, „in den Leistungs- und in den Regelklassen.“ 

Die Studie hat politische Brisanz. Im Ausschuss wurde zudem auch noch publik, dass die Ergebnisse dem damals von SPD-Ministerin Martina Münch geführten Bildungsministerium bereits vor der Landtagswahl im September 2014 vorlagen, aber trotz Nachfragen der Opposition zurückgehalten wurden. CDU und Grüne kritisierten das scharf.

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