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Vollgelaufen. An der Talsperre Spremberg mussten die Schleusen geöffnet werden.

© dpa

Jahrhundertflut: Pegel in Südbrandenburg steigen

Brandenburg hat schon schwere Hochwasser an Elbe und Oder erdulden müssen. Nun rollt die Flutwelle aus dem Süden Deutschland auf das Land zu, die Pegel steigen bereits an. Droht dem Land erneut eine Flutkatastrophe?

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Nun auch wieder Brandenburg, das schon 1997 an der Oder und 2002 an der Elbe von Jahrhundertfluten betroffen war: Die Hochwasserlage hat sich am Montag auch hier dramatisch verschärft. Die Pegel stiegen gleich an mehreren Flüssen weit schneller und stärker an als noch am Vortag erwartet. An der Schwarzen Elster und der Spree im Süden des Landes musste am Montag die höchste Alarmstufe IV ausgerufen werden. Ministerpräsident Matthias Platzeck (SPD) erwartet die schwierigste Lage am Wochenende an den Elbdeichen in der Prignitz bei Wittenberge, da dort alles Wasser aus Elbe, Saale, Mulde und Weißer Elster ankomme und nach den bisherigen Prognosen die Höchstpegel des Hochwassers von 2002 noch übertroffen werden.

„Das wird die größte Herausforderung.“ Zwar habe man seit damals auch an der Elbe in Brandenburg ein umfangreiches Deichbauprogramm umgesetzt, insgesamt mit einem Volumen von 300 Millionen Euro. Doch die Deichkante war auf die damaligen Höchststände ausgelegt, die nun voraussichtlich übertroffen werden. Fest steht, obwohl die Datenbasis noch unsicher ist, dass man ohne Sandsäcke auf den Elbdeichen nicht auskommen wird. „Wir werden auch viel Glück brauchen“, sagte Brandenburgs Innenminister Dietmar Woidke (SPD).

Zunächst einmal wird die Lage an Schwarzer Elster und Spree kritischer. In Spremberg wurden an tiefliegenden Stellen der Stadt nach Auskunft von Bürgermeister Klaus-Peter Schulze drei Notdeiche errichtet. Und die Talsperre in Spremberg, in die die aus Sachsen kommende Spree fließt, ist inzwischen fast vollgelaufen. „Wir haben noch 90 Zentimeter Freiraum“, sagte Platzeck. Dies ist nicht viel, da weiter südlich in Sachsen die Talsperre in Bautzen bereits überläuft. In den letzten Tagen wurden an der Talsperre Spremberg deshalb die Schleusen geöffnet, wurden dort statt der üblichen zehn Kubikmeter pro Sekunde nun 36 Kubikmeter abgelassen, die weiter Richtung Norden fließen. Seit Montag sind es 70 Kubikmeter je Sekunde, eine weitere Aufstockung auf 80 bis 90 Kubikmeter ist in Vorbereitung.

Hinzu kommt ein Umweltproblem: Das dort ankommende Spreewasser ist mit Eisenhydroxid verseucht, das die Braunfärbung, die Verockerung der „braunen Spree“, auslöst. Nachdem es in der Talsperre Spremberg weitgehend abgefangen wurde, wo sich das Eisenhydroxid am Boden absetzt, fließt die rostbraune Eisenbrühe nun ungehindert in Richtung des Spreewaldes – was im Unesco-geschützten Biosphärenreservat die Ängste vor einer Öko- und Tourismuskatastrophe verschärft.

Doch die größten Sorgen macht in Brandenburg die Elbe, wo das Hochwasser voraussichtlich am Mittwoch eintreffen wird. Besonders gefährdet ist wieder einmal das kleine mittelalterliche Städtchen Mühlberg. Bürgermeisterin Hannelore Brendel hofft wie die mehr als 4000 Einwohner inständig, dass es nicht so schlimm wird wie 2002. Damals musste die gesamte Stadt evakuiert werden. Die Elbe stand bis zur Deichoberkante, die Dämme waren aufgeweicht, tagelang gab es weder Wasser noch Strom.

Doch das Schlimmste wurde durch rund tausend Bundeswehrsoldaten verhindert. Sie riskierten teilweise ihr Leben, um die Deiche zu sichern. Entgegen aller Erwartung hielten die Deiche, die Stadt wurde nicht überflutet – ein Ereignis, das als „Wunder von Mühlberg“ in die Geschichte einging. Danach wurden mehr als 15 Millionen Euro für den Hochwasserschutz investiert, die verbesserten Deiche hielten auch dem nächsten dramatischen Hochwasser im Jahr 2006 stand. Als ob das kleine Städtchen in Südbrandenburg nicht schon genug gelitten hätte, verwüstete am Pfingstmontag 2010 ein verheerender Tornado die historische Altstadt und viele Häuser.

Und nun kommt wieder das Wasser.

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