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Erster. Sven Fischer konnte am Dienstag als erster ein paar der begehrten BVG-Sneaker sein Eigen nennen. Der Schuh-Freak hatte bereits seit Samstag vor dem Geschäft gewartet.

© Nietfeld/dpa

Hunderte warten für BVG-Sneaker auf Ladenöffnung: Sneaker-Wahnsinn in Kreuzberg

Der Verkauf der BVG-Schuhe wurde zum Spektakel. Fans warteten schon seit Tagen vor dem Geschäft, um einige der beliebten neuen Modelle zu ergattern.

Berlin - Das Warten hatte endlich ein Ende: Am gestrigen Dienstagmorgen um 11 Uhr startet der Verkauf der von den Berliner Verkehrsbetrieben (BVG) erdachten Sneakers in zwei Geschäften in Berlin-Kreuzberg und Mitte. Hunderte Menschen bildeten in eisiger Kälte und im Nieselregen eine lange Schlange vor dem „Overkill“-Laden an der Köpenicker Straße in Kreuzberg. Dick eingepackt warteten Hunderte auf die langersehnte Ladenöffnung. Es herrschte Durcheinander. Medienvertreter, Passanten, Schaulustige und sogar Polizisten waren vor Ort. Angestrengt versuchen die Beamten, den Gehweg frei zumachen. Erfolglos. Die Polizei stellt den Einsatz niemand in Rechnung, wie es hiße: „Wir sorgen eben für die allgemeine Sicherheit“, sagte Michael Gassen, Sprecher der Berliner Polizei.

Die Wartenden waren genervt vom Gedränge und den vielen Fragen. „Ich kann diesen Medienrummel nicht nachvollziehen – 500 Stück sind doch gar nicht so krass wenig“, wunderte sich zum Beispiel Alyn, die bereits seit Jahren Sneakers sammelt. Für andere Schuhe stehe man fünf Tage an. Zuhause habe sie 50 Paar Unikat-Sneakers. Einige seien 1000 Euro wert.

Auch Attila ist ein begnadeter Sneaker-Fan. Für manchen Sneaker reiste er schon zwölf Stunden mit dem Bus und campierte eine Woche vor einem Laden. Sara und Attila sind bekannt in der „Sneaker-Szene“, beide investieren viel Zeit und Geld, um ein Unikat im Schuhschrank stehen zu haben. Für den BVG Sneaker seien aber nicht viele „große“ Sammler aus der Community angereist. Für viele habe er doch zu wenig Wert.

Wie berichtet wurden die Adidas-Sneakers am Dienstag mit einer limitierten Auflage von 500 verkauft. Und zwar in Kooperation mit den Berliner Verkehrsbetrieben (BVG). Das Besondere: Auf der Lasche ist ein BVG-Jahresticket eingenäht. Das gilt bis Ende 2018 in allen U-Bahnen und Bussen. Ausgeschlossen davon sind die S-Bahnen. Das Design der Schuhe ähnelt dem Look der Berliner U-Bahn-Sitzbezüge. Natürlich gilt das Ticket nur, wenn der Schuh getragen wird.

Um bei der Ladenöffnung ein größeres Chaos zu verhindern, wurde bereits seit Samstag eine Liste geführt mit den Namen aller bereits derart früh wartenden Fans. Und zwar von Steven Fischer, der als erster Fan da war und alle paar Stunden bei einem Rundgang kontrollierte, ob noch alle anwesend sind. Ansonsten wurde man von der Liste gestrichen. Am gestrigen Dienstag noch vor Ladenöffnung standen schon 500 Namen auf der Liste.

Ein „Overkill“-Mitarbeiter begann einige Minuten nach 11 Uhr, die Namen auf der Liste abzulesen, grüppchenweise wurden jeweils fünf bis zehn Personen in den Laden gelassen. „Respekt, Respekt, Wahnsinn, wie lange Ihr durchgehalten habt!“, ruft der Verkäufer den Fans zu. Wer nicht auf der Liste steht, wurde gleich nach Hause geschickt. Einer in der Schlange stöhnte: „Heute hat man mehr Glück im Lotto zu gewinnen, als noch ein paar dieser Sneakers zu bekommen“.

Steven Fischer, der Erste auf der Liste, konnte zuallererst sein Paar davontragen. Auch er war sichtlich überrascht vom Rummel und Medienauflauf. „Ich freue mich jetzt einfach nach Hause zu gehen und zu pennen“, sagte er müde in die Kameras. Doch lange wird er nicht weg sein: Bereits heute um 11 Uhr kommt der neue limitierte „Jordan-Schuh“ in den Handel, ein weiteres Sammlerstück – und Steven will wieder als Erster den „Overkill“-Laden betreten und ein Paar ergattern, denn auch für diesen Schuh führt er bereits seit Samstag wieder eine Warteliste.

Der letzte BVG-Sneaker wurde um 15 Uhr verkauft. Bis dahin warteten rund 400 Menschen draußen im Regen und hofften, doch noch ein Paar zu ergattern. Viele hatten schon die letzten Nächte draußen in der Kälte verbracht. Einige machten es sich zu fünft im Zwei-Personen-Zelt gemütlich. Andere schliefen in Autos oder umliegenden Bars.

„Overkill“ soll übrigens eine doppelt gute Beziehung zur BVG haben, wie es bei den Verkehrsbetrieben nicht ohne Ironie heißt. Im Laden an der Köpenicker werden Spraydosen in den buntesten Farben verkauft, auch im Overkill-Online-Shop. Solche, mit denen Berlins Sprayerszene gerne U- und S- Bahn-Waggons bemalt. Anja Zobrist

Anja Zobrist

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