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Saniert. 2003 haben Phillips und ihr Mann den Wasserturm gekauft.

© Pleul/dpa

Brandenburg: Her cup of tea

Die Britin Sarah Phillips ist Wahl-Brandenburgerin aus Überzeugung. Seit 2003 lebt sie im Barnim. Jetzt vertritt sie die Mark in London – in besonderer Mission

Joachimsthal - Dass Sarah Phillips eine gute Gastgeberin ist, beweist die gebürtige Britin seit mehr als zehn Jahren in Barnim. Der 21 Meter hohe alte Wasserturm in Joachimsthal ist nicht nur ihr vertikales Eigenheim. Statt des ursprünglichen Wasserbehälters schmückt eine Aussichtsplattform die Turmspitze. Eine Wendeltreppe schlängelt sich für Besucher nach oben.

Wer nicht so gut zu Fuß ist, nutzt den angebauten Lift, um von oben ein atemberaubendes Panorama des Biosphärenreservats Schorfheide-Chorin zu genießen. Bei klarer Sicht reicht der Blick je nach Richtung bis nach Polen oder Berlin. „Ich liebe den Kontakt zu vielen Leuten. Es wäre schade, das Gelände nicht für andere zu öffnen“, sagt die 54-jährige Phillips, die jahrelang als Ausstellungs-Kuratorin gearbeitet hat.

2003 hatten sie und ihr Mann Richard Hurding den denkmalgeschützten, ehemaligen Wasserturm in Joachimsthal (Barnim) gekauft und saniert. Ursprünglich suchten die Projektmanagerin und der Designer nur eine neue Bleibe, weil sie sich in der angestammten Heimat Großbritannien „nicht mehr so richtig wohl“ fühlten.

Zunächst lebten beide jeweils für drei Monate in Shanghai, Barcelona, Lissabon und zuletzt in Berlin, bis Hurding auf einer seiner Rennrad-Touren durch Brandenburg den Turm entdeckte. „Das war unsere ,cup of tea‘ – zu Deutsch: ganz unser Fall“, erinnert sich die Wahl-Brandenburgerin. Eine grüne Umgebung und gute Verkehrsanbindung an die Hauptstadt, außerdem viel Potenzial für Kunst und Kultur.

Von 2006 an öffnete das Paar sein „Biorama“ genanntes Ensemble in Joachimsthal für Besucher. Die können seit zwei Jahren auch wechselnde Kunstausstellungen in der benachbarten „Weißen Villa“ besichtigen. Den ehemaligen Unternehmer-Landsitz aus der Jahrhundertwende retteten beide vor weiterem Verfall und machten ihn zu einem öffentlichen Haus.

Für eine Pause gibt es zwischen Villa und Turm Kaffee, Tee und Kekse sowie jede Menge Informationen über lohnende Ausflugsziele. „Ich kenne zwar nicht alle Ecken Brandenburgs aus eigenem Erleben, aber vieles“, erzählt die Britin mit ansteckender Begeisterung.

Diesen Umstand will sich das Land zunutze machen, wenn es sich Anfang Oktober unter dem Motto „Brandenburg – Just my cup of tea“ drei Tage lang in der britischen Hauptstadt präsentiert. Während an den ersten beiden Tagen Wirtschaft, Ausbildung, Toleranz und ein offizieller Empfang im Mittelpunkt stehen, liegt der 6. Oktober touristisch gesehen ganz in der Hand der Wahl-Brandenburgerin Phillips.

„Wir haben im Auslandsmarketing sehr gute Erfahrungen damit gemacht, wenn wir in Brandenburg lebende Touristiker, die aus anderen Ländern kommen, in ihrer ursprünglichen Heimat in den Mittelpunkt der Kommunikation stellen“, erklärt Birgit Kunkel, Sprecherin der Tourismus-Marketing Brandenburg GmbH (TMB). Die TMB richtet den Tag gemeinsam mit der Deutschen Zentrale für Tourismus (DZT) aus. Im vergangenen Jahr verzeichnete sie knapp 53 000 Übernachtungen britischer Gäste; Großbritannien liegt damit auf Platz vier der ausländischen Touristen zwischen Elbe und Oder.

Sarah Phillips fungiere bei der Präsentation vor britischen Reisejournalisten und Reiseveranstaltern im Londoner Church House als authentische Botschafterin, sagt Kunkel. „Ich bringe meine Landsleute visuell durch Brandenburg – angefangen am Brandenburger Tor in Berlin, über das Bauhaus-Ensemble in Bernau und das Museum Barberini in Potsdam bis hin zum Spreewald“, ergänzt die London-Gastgeberin.

Speziell im Barnim empfiehlt sie natürlich das Kloster Chorin und das Schiffshebewerk Niederfinow. Schließlich solle vor allem ihre Wahlheimat nicht zu kurz kommen. Es gebe so einige Highlights, die sie ihren Landsleuten schmackhaft machen könne, ist die 54-Jährige überzeugt. „Beispielsweise den Brandenburger Radtourismus.“

Ausgewiesene Radwege gibt es in ländlichen Regionen Großbritanniens gar nicht. Das Land zwischen Elbe und Oder sei ein Paradies für Naturliebhaber und habe eine interessante Geschichte, stellt Phillips fest. „Als Urlaubsgebiet bei den Briten ist die Region, die Berlin umschließt, aber noch Neuland. Gerade weil hier kein Massentourismus herrscht, kann Brandenburg punkten.“ Gutes Bier und schmackhaftes Essen, qualitativ hochwertige, aber im Vergleich zu Großbritannien oder anderen Urlaubsregionen preisgünstige Ferienunterkünfte sowie zahlreiche familienfreundliche Angebote könne sie ebenfalls in die Waagschale werfen. Zudem seien die Anfahrtswege für britische Urlauber nicht so weit – ob per Flugzeug oder Auto. dpa

Jeanette Bederke

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