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Brandenburg: Gutes Image, kleine Schönheitsfehler

Umfrage unter Managern: Berlins Unternehmer sehen noch viel Potenzial für den Wirtschaftsstandort

Berlin - „Die attraktivste deutsche Großstadt“ mit einem „hohen kreatives Potential“ und einer „hochkarätigen Forschungslandschaft“: Dieses Bild zeichnen Berlins Unternehmer von ihrer Stadt. Bis zum Jahr 2020 könne Berlin gar „der beste Wirtschaftsstandort in Deutschland“ werden – wenn sich die Rahmenbedingungen noch verbesserten. Das ist das Ergebnis des Manager Panels, einer Befragung zur Lage der Berliner Wirtschaft unter 160 Führungskräften, die das Deutsche Institut für Wirtschaft (DIW), die Berliner Volksbank und der Tagesspiegel regelmäßig durchführen.

52 Unternehmer nahmen an der Umfrage teil, die sich diesmal schwerpunktmäßig mit den Perspektiven für den Wirtschaftsstandort beschäftigt hat. 42 Prozent der Teilnehmer schätzt, dass sich die wirtschaftliche Lage in Berlin in den nächsten zwölf Monaten noch deutlich verbessern wird. Die Grundstimmung ist damit deutlich abgekühlt: Bei der letzten Befragung im Frühjahr dieses Jahres hatten noch zwei Drittel der Teilnehmer so positiv in die Zukunft geblickt.

Grund zur Sorge gibt das aktuelle Ergebnis dennoch nicht: Mehr als die Hälfte der Teilnehmer sind der Meinung, dass sich die Entwicklung kaum verändern wird. „Das heißt: Es geht auf hohem Niveau weiter aufwärts“, sagte DIW-Chef Klaus Zimmermann, der die Ergebnisse am Montagabend in Anwesenheit des Regierenden Bürgermeisters Klaus Wowereit vor den Teilnehmern des Managerpanels präsentierte. Bemerkenswert sei allerdings, dass die Teilnehmer ihr eigene Branche deutlich kritischer beurteilten als die Gesamtentwicklung: Nur noch ein Drittel ist der Meinung, dass sich ihre Branche besser entwickeln wird als die Gesamtwirtschaft. Im Frühjahr waren es noch 57 Prozent.

Im Vergleich mit anderen Wirtschaftsstandorten steht Berlin laut Managerpanel gut da: 35 Prozent der Teilnehmer gaben an, für ihre Branche hätten sich die Bedingungen in Berlin gegenüber dem Standort Leipzig-Dresden verbessert, im Vergleich Berlin und München waren 31 Prozent dieser Meinung.

Neben den nackten Konjunkturdaten fragte das Managerpanel die Unternehmer auch nach ihren Visionen für die Zukunft der Stadt. Das Ergebnis: Die Teilnehmer beurteilen den Standort schon heute weitgehend positiv. Hervorgehoben wurden einmal mehr das kreative Potential der Stadt, die Wissenschafts- und Forschungslandschaft, das kulturelle Angebot, die niedrigen Lebenshaltungskosten und die hohe Anziehungskraft für qualifizierte Mitarbeiter aus der ganzen Welt.

Das größte Entwicklungspotenzial sehen die Unternehmer in der Branche der Kreativen, in der Gesundheitswirtschaft und für die Medizintechnik. Mit der Konzentration auf diese Cluster könne Berlin bis zum Jahr 2020 zu einem der weltweit führenden Wissenschafts- und Wirtschaftsstandorte werden.

Mit Kritik wurde allerdings nicht gespart: Etliche Teilnehmer bemängelten die unzureichende Vermarktung des Wissenschaftsstandorts und die unflexible Bürokratie. Das Unternehmertum werde in dieser Stadt noch zu wenig geschätzt.

Zur Verbesserung der Rahmenbedingungen fordern die Teilnehmer des Panels den Ausbau der Wissenschafts- und Forschungslandschaft, Investitionen im Bereich Verkehr und bei der Integration von Migranten. Ferner solle die Politik die Exzellenzcluster weiter fördern, eine aktivere Ansiedlungspolitik betreiben und bürokratische Hürden abbauen. „Andere Standorte haben dieselben Cluster wie wir. Jetzt kommt es darauf an, dass wir den Wettbewerb gewinnen“, mahnte IHK-Geschäftsführer Jan Eder. Im Bereich Medien und Kultur sei Berlin „spitze, was das Ansehen angeht, aber nicht, was die Wirtschaftsleistung betrifft.“ Klaus Wowereit betonte erneut die Notwendigkeit, die Exzellenzcluster zu fördern und dafür zu werben, dass sich mehr ausländische Fachkräfte, Studierende und Wissenschaftler in Berlin ansiedeln. Die Kritik an den Berliner Behörden nahm er gelassen. Wowereit appellierte an die Teilnehmer des Panels, das Standortimage Berlins im Rest der Republik nicht ständig schlechtzureden: „Wenn Berlin angegriffen wird, müssen wir uns verteidigen. Und nicht sofort nach einem Schuldigen in unserer Mitte suchen“.

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