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Brandenburg: Gut getroffen

Auf seinen Bildern tragen die deutschen Filmstars ein typisches Utensil. Jim Rakete stellt die Fotos ab heute in Berlin aus

Berlin - Eigentlich wollte er nur eine kleine Auswahl präsentieren, in der Kunsthalle Koidl am S-Bahnhof Berlin-Charlottenburg. Bloß als Appetithappen, um Neugier zu wecken für seine Ausstellung in Frankfurt am Main, wenn das dortige Filmmuseum wieder eröffnet. Aber dann kamen die ganzen Zusagen für die Vernissage: von Sebastian Koch, Karoline Herfurth, Michael Ballhaus, Joachim Kroll und vielen anderen. Die können doch unmöglich zur Ausstellung kommen und dann ihre eigenen Porträts nirgends finden! Also gab Jim Rakete eine neue Parole aus: „Alle Bilder aufhängen, bitte!“

Hundert deutsche Schauspieler, Regisseure und Kameramänner hat der Berliner Fotograf Jim Rakete innerhalb eines Jahres vor die Kamera gebeten. Jeweils mit einem charakteristischen Utensil aus einem ihrer Filme. Volker Schlöndorff mit Blechtrommel, Moritz Bleibtreu mit Baretta aus „Knocking On Heaven’s Door“, Tom Tykwer mit Uhr aus „Lola rennt“. Eine Bestandsaufnahme des deutschen Films sollte es werden. Deshalb auch der Titel: „Stand der Dinge“. Keine Session dauerte länger als 30 Minuten, inklusive Anfangsplauderei zum Auflockern, das macht Rakete immer so. Weil die Herren Filmschaffenden selten Zeit haben, benutzte er seine digitale Leica, die Poträtierten durften hinterher mitentscheiden, welches der vielen Bilder für die Ausstellung genutzt wird.

Sie haben alle mitgemacht: Katja Riemann, Roland Emmerich, Daniel Brühl, Nora Tschirner steckte sich das Stofftier aus „Keinohrhasen“ in ihren Ausschnitt, Wim Wenders hielt ein leuchtendes Michelin-Männchen in Händen. Überreden musste er keinen: Jim Rakete, 60, kennt sie seit langem, die meisten hatte er schon in der Vergangenheit vor der Linse, er fotografiert ja schon seit mehr als vier Jahrzehnten. Auch Bernd Eichinger ist zu sehen. Ohne besonderes Film-Utensil, dafür mit seinen lässig über die Schultern geworfenen Lieblingsturnschuhen. Converse Allstars. Das Shooting war im vergangenen Oktober. Es ist vermutlich das letzte professionelle Porträt des Regisseurs, sagt die Ausstellungs-Sprecherin.

In Berlin sind die Bilder bis 11. März zu sehen. Dann werden sie verpackt und nach Frankfurt/Main gebracht. Dort ist gerade das Deutsche Filmmuseum entkernt und grundsaniert worden, wenn man jetzt über die Baustelle geht, kann man sich kaum vorstellen, dass das Haus bereits im Juni neu eröffnen soll. Mit Raketes Bildern als glanzvollem Auftakt.

Sebastian Leber

Geöffnet ist dienstags bis freitags 11 bis 18 Uhr, sonnabends 11 bis 16 Uhr. In der Gervinusstraße 34, Eintritt fünf Euro, ermäßigt 2,50, alle Gäste bekommen eine Führung. Infos: www.kunsthalle-koidl.de

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