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Brandenburg: Getreide wird gemahlen und Öl gepresst

Deutscher Mühlentag: Am Pfingstmontag drehen sich auch in Brandenburg wieder zahlreiche Flügel und Wasserräder

Potsdam - Brandenburg ist ein Mühlenland. Auf etwa tausend Standorte schätzt Torsten Rüdinger vom Vorstand der Mühlenvereinigung Berlin-Brandenburg den Bestand in der Mark. „Neben der Produktion werden Mühlen auch als technisches Denkmal, Vereinssitz, Museum oder Wohnraum genutzt.“ Anlässlich des Deutschen Mühlentags am Pfingstmontag können die Gäste mehr als 70 märkische Bockwind-, Turmwind- und Wassermühlen besuchen.

So beeindruckend die Historie und technischen Feinheiten dieser Bauten sind, so schwierig gestalten sich mitunter Erhalt und Pflege. Die Räder und Flügel drehen sich nicht von allein. „Dieses technische Kulturgut muss rundum betreut werden“, bemerkt Rüdinger. „Dass die Berufe des Wasser- und Windmüllers sowie des Mühlenbauers ausgestorben sind, macht die nötigen Reparaturen nicht einfacher.“ Dies müsse Vereinen oder Privatpersonen, die sich für die Rekonstruktion oder den Erhalt der Mühle in ihrem Dorf einsetzen, immer wieder klargemacht werden.

Am rauschenden Bach in Lubochow (Oberspreewald-Lausitz) hat einst die Halang-Mühle geklappert. Im ehemaligen Sieben-Mühlen-Tal gelegen, sorgte das Neupetershainer Fließ für das Drehen des Wasserrades. „Jetzt erinnert nur noch der Graben daran“, sagt Renate Dunger und zeigt auf die zugewachsenen Überreste des Wasserlaufes. Mit ihrem Mann Erhard lebt die 73-Jährige seit 1996 wieder auf dem elterlichen Grundstück mit der Halang-Mühle. „Die war wie das gesamte Gebiet dem Braunkohleabbau geweiht.“ Erst zum Beginn der 1990er Jahre wurde die Stilllegung des Braunkohletagebaus Greifenhain beschlossen, so dass immerhin drei der einst sieben Mühlen noch erhalten sind. In Betrieb ist keine mehr. Aber Dunger erinnert sich noch gut an die Mühle und die kleine Landbäckerei des Großvaters. Heute sei sie als solche kaum zu erkennen, aber das Gebäude stehe, sagt die Mühlenbesitzerin. Stück für Stück hat das Ehepaar Dunger den Hof erneuert. „Eine komplette Sanierung der Mühle wäre aber schwierig und sehr kostspielig.“ Am Pfingstmontag bleibt zwar die Halang-Mühle für Besucher geschlossen, in der nur wenige Kilometer entfernten Wassermühle Neudöbern im Luckaitztal werden jedoch am Pfingstmontag Führungen angeboten. „Die sind in allen teilnehmenden Mühlen möglich“, betont Rüdinger.

Das gilt auch für den Nachbau der Historischen Mühle im Park von Potsdam-Sanssouci. Dort ist Rüdinger Museumsleiter. „Allerdings kommt bei einigen Aktionen am Pfingstmontag die Bedeutung der Mühle als technisches Denkmal sehr kurz“, merkt er kritisch an. Stattdessen lockten die Besitzer mit Musik, Festen und Unterhaltung. In der Zainhammermühle in Eberswalde (Barnim) etwa soll eine Meisterschaft mit einem überdimensionalen Mühlespiel ausgetragen werden. Buntes Markttreiben erwartet die Besucher der Schlaubemühle bei Treppeln/Neuzelle (Oder-Spree).

Landesweit produzieren noch 27 Mühlen zwischen Prenzlau (Uckermark) und Zwietow (Oberspreewald-Lausitz) Öle, Getreide und Futtermittel - nicht zur Schau, sondern zum Verkauf. Bei den Mühlen-Denkmälern drehen sich die Flügel oder Räder allerdings vor allem zu Vorführzwecken. In der Holländer-Windmühle in Straupitz (Dahme-Spreewald) ist beides vereint.

Die laut Betreiber einzige Windmühle Europas mit drei produzierenden Müllereigewerken unter einem Dach wird als produzierendes technisches Denkmal mit Museumsbetrieb und gewerblichem Mühlenbetrieb genutzt. „Wir stellen exklusives Leinöl her, das nur bei uns verkauft wird“, betont Gerd Nowak, Geschäftsführer des Vereins Holländermühle Straupitz. Zum Mühlentag werden die Öl-, Korn- und Sägemühle in Betrieb sein. Eine Pappel mit 74 Zentimeter Durchmesser liegt schon zum Zersägen bereit. Auf ein großes Spektakel am Pfingstmontag verzichten die Straupitzer in diesem Jahr. „Es geht ausschließlich um die Geschichte der Mühle.“

www.muehlenvereine-online.de

Daniela Kühn

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