zum Hauptinhalt

Brandenburg: Gesucht: Biene für heiße Tage

Auf der Suche nach der klimatauglichen Biene: Der Brandenburger Bienenforscher Kaspar Bienefeld will hitzeresistente Rassen im Nahen Osten erhalten

Von Katharina Wiechers

Kfar Ruth - Der Direktor des Brandenburger Länderinstituts für Bienenkunde, Kaspar Bienefeld, denkt „in Generationen“, wie er selbst sagt. Deshalb überlegt er heute schon, wie deutsche Bienen in ein paar Jahrzehnten mit dem Klimawandel zurechtkommen werden. Um sich mit Kollegen in wärmeren Gegenden der Erde auszutauschen, hat er sich von seinem Institut im brandenburgischen Hohen Neuendorf aus auf in den Nahen Osten gemacht, um sich die dortigen Bienen einmal genauer anzusehen.

„Mich interessiert, welche Bienenrasse am besten mit den heißen und trockenen Bedingungen zurechtkommt. Schließlich werden wir die vielleicht auch bald haben“, erläutert er in einer Imkerei in Kfar Ruth, einem Ort zwischen Tel Aviv und Jerusalem. In Südeuropa mache sich dieses Problem jetzt schon bemerkbar, und bald vielleicht auch in Deutschland. Möglicherweise könnten dann Bienen, die an Hitze und Trockenheit gewöhnt sind, aus Ländern wie Israel importiert werden. Derzeit läuft es genau andersherum, wie der Forscher erläutert: Da im Nahen Osten eine aus Syrien stammende, äußerst aggressive und wenig ertragreiche Biene beheimatet ist, haben die Menschen dort schon vor Jahren Rassen aus Deutschland, Österreich oder Italien eingeführt. Dies führte dazu, dass die Gene der einheimischen Biene fast vollständig verdrängt wurden.

Ein Blick in einen der Bienenstöcke seines israelischen Kollegen Shai Spector in Kfar Ruth bestätigt ihm das. Ohne zu zögern greift er in die Kiste, erfasst eine Biene an den Flügeln und betrachtet sie aus nächster Nähe. „Die ist sehr gelb, ein hoher Anteil italienischer Gene“, sagt Bienefeld.

Er verstehe aber, dass die israelischen Imker keine Bienen halten wollten, die in ihrer Aggressivität schon fast an die berüchtigte Killerbiene erinnern, sagt der Forscher. Mit den europäischen lasse es sich einfach leichter arbeiten. Tatsächlich scheinen die Bienen, die um den Stock herumsummen, völlig harmlos. Aufgestellt hat ihn Spector in einem Eukalyptus-Wald - die Bienen liefern ihm Eukalyptus-Honig. Insgesamt mehr als 6000 Stöcke hat der Imker rund um Kfar Ruth – mehr als die meisten Imker in Deutschland, wie Bienefeld anerkennend sagt. Denn obwohl in Deutschland deutlich mehr Honig konsumiert wird, sehen die meisten Imker die Produktion nur als Hobby.

Israel habe hingegen die größte Bienendichte weltweit, erklärt der Leiter der Imkerabteilung im israelischen Agrarministerium, Haim Efrat. 13 Stöcke kommen dort auf einen Quadratkilometer. Zum Vergleich: In Deutschland sind es gerade einmal zwei. Nicht nur für die Honigproduktion seien Bienen wichtig in Israel, sagt Efrat. Auch für die Natur und die Landwirtschaft seien sie essenziell, weil sie Obstbäume und andere Pflanzen bestäuben.

Bienefeld weiß, dass er die Imker im Nahen Osten kaum dazu bringen wird, sich aus rein wissenschaftlichen Überlegungen wieder der syrischen Biene zuzuwenden und so die Gene zu erhalten. Deshalb will er ein Projekt ins Leben rufen: Er möchte eine Rasse züchten, die hitzeunempfindlich wie die syrische, aber zahm wie die europäische ist. Dazu sucht er Kooperationspartner im Nahen Osten.

Mit seiner Reise ist ein erster Schritt getan, hofft er.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false