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In Frühlingslaune. Die ersten Kraniche sind bereits auf dem Rückflug. In Brandenburg machen sie Zwischenstation und einige bleiben auch schon in der Mark und ziehen dort ihre Jungen groß.

© dpa

Brandenburg: Geschwader im Anflug

Das milde Wetter lockt die Zugvögel früher zurück. Wildgans, Storch und Kranich sind schon da

Linum/Wanninchen - Trompetenstöße am Himmel, Vogelgeschwader mit majestätischen Schwingen: Die Vorhut der Kraniche kommt schon zurück. Und nun ist der Keil ihrer mustergültigen Flugformation wieder von Süd nach Nord ausgerichtet. In der Niederlausitz, im Havelland oder im Norden Berlins fallen die „Vögel des Glücks“, wie die langbeinigen Kraniche in Mythen und Märchen genannte werden, erneut ein. Die meisten sind auf dem Rückweg von Überwinterungsgebieten in Südfrankreich und Spanien zu ihren Brutrevieren in Nord- und Osteuropa.

„Sehr zeitig sind sie aufgebrochen“, sagt Elisabeth Fleisch von Sielmanns Naturlandschaft Wanninchen bei Luckau. Das liege wohl an den ungewöhnlich milden Temperaturen, die sich bis Südeuropa auswirkten.

Die Kraniche sind nicht die einzigen verfrühten Frühjahrsboten: Auch erste Wildgänse, Singschwäne und Störche sind schon da.

Normalerweise beginnt das große Vogel-Schauspiel erst Mitte März. Aber diesmal haben die Vogelexperten des von der Sielmann-Stiftung betriebenen Natur-Erlebniszentrums Wanninchen in der Niederlausitz schon rund 200 Kraniche gezählt, außerdem 130 Singschwäne und 3000 Nordischen Wildgänse. Bei Wanninchen sind die Bedingungen ideal für eine Rast. Gruben des einstigen Braunkohletagebaus wurden mit Grundwasser aufgefüllt, eine Seenlandschaft ist entstanden mit Flachwasserbereichen, in denen sich die Vögel versammeln. Dennoch hält es die meisten nur kurz dort. Es drängt sie weiter zu ihren angestammten nordischen Brutplätzen.

Deshalb ziehen in diesen Tagen neben den Kranichen auch gefiederte Quasselstrippen über den Himmel Berlins. Es sind Saat- und Blässgänse, die laut schnattern. Viele wollen zur russischen Tundra und sind voller Elan. Sie haben große Kraftreserven, da sie meist in Mitteleuropa überwintern, also noch nicht weit geflogen sind. Das gilt auch für die Singschwäne – während die Kraniche von der spanischen Extremadura bis zur Lausitz schon ein beachtliches Stück bewältigt haben. Manche verzichten inzwischen auf die weitere Tour, sie brüten in Brandenburg. Das liege vermutlich am zunehmend wärmeren Klima, meint Marion Szindlowski vom Nabu-Naturschutzzentrum in Linum bei Fehrbellin. „Einige Pärchen balzen schon rum“, sagt sie. Umgekehrt seien etwa 4000 der im vorigen Herbst bei Linum zur Zwischenrast versammelten Kraniche gar nicht mehr abgeflogen. „Sie blieben bei uns, der milde Winter ließ ihnen genug Futter.“ Erst der kurze Frost im Januar trieb sie weiter. „Da machten sie sich nochmal ein Stück nach Süden auf.“ Insgesamt rasten bei Linum auf dem Flug zum Mittelmeer jährlich 80 000 Kraniche.

Auch ein erstes Weißstorchpaar hat Marion Szindlowski gesichtet. Nicht im Storchendorf Linum, sondern im nahen Kremmen. Gewiss sei es über die Westroute der Weißstörche zurückgekommen, sagt sie. Es ist die Strecke der in Spanien überwinternden Tiere. Auf die Weißstörche der Ostroute, deren Ziel Südafrika ist, werde man hingegen noch bis zur üblichen Ankunft Ende März warten müssen. Warum? „Die bekommen ja im tiefen Süden nichts von unseren hiesigen Wetterkapriolen mit.“Christoph Stollowsky

Das Naturschutzzentrum Wanninchen hat ab 30. März sonnabends und sonntags geöffnet. Zugvögel beobachten kann man unter www.wanninchen-online.de. Das Erlebniszentrum des Naturschutzbundes (Nabu) in Linum öffnet am 19. April. Es bietet Vogelexkursionen an, www.berlin.nabu. de/projekte/linum

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