Brandenburg: General und Minister

Potsdam - Mit einer privaten Geburtstagsfeier in Berlin und einer Konferenz in Potsdam feiert Brandenburgs früherer CDU-Landeschef und Innenminister Jörg Schönbohm  seinen 80. Geburtstag. An seinem Geburtstag an diesem Samstag ist die private Feier geplant, am kommenden Mittwoch lädt die CDU-Landtagsfraktion in Potsdam zu einer Konferenz über Sicherheitspolitik anlässlich des Geburtstags. Die Festrede wird Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) halten. Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) spricht ein Grußwort.

Schönbohm wurde 1937 in Neu Golm geboren, einem Ortsteil von Bad Saarow (Oder-Spree). Als Kind kam er in den Westen, wo er in der Bundeswehr Karriere machte. Sein Meisterstück ist die Auflösung und Integration der Nationalen Volksarmee der DDR nach der Wiedervereinigung. Außerdem war Schönbohm für den Abzug der russischen Streitkräfte zuständig. 1992 wurde er Staatssekretär im Bundesverteidigungsministerium, 1996 für zwei Jahre Innensenator in Berlin. 1999 wechselte der politische Quereinsteiger nach Brandenburg, wo er die zuvor zerstrittene Landes-CDU einte und in einer rot- schwarzen Koalition Innenminister wurde. Zu seinen Erfolgen zählen eine Gemeinde- und Polizeireform. Vor allem die Polizei stärkte er. Bis 2009 blieb er in dem Amt, raufte sich mit den damaligen SPD-Regierungschefs Manfred Stolpe und dann Matthias Platzeck zusammen. Der Schwenk der SPD zur Linken nach der Landtagswahl 2009 verletzte ihn tief.

Bundesweit sorgte Schönbohm für Schlagzeilen mit seinem Kommentar, Gewaltbereitschaft und Werteverlust in Ostdeutschland seien maßgeblich auf die „Proletarisierung“ und „Zwangskollektivierung“ der Menschen durch das SED-Regime zurückzuführen. Grund war der Fund von neun toten Babys 2005, die die Mutter auf dem Gewissen hatte.

Schönbohm hatte sich nach einem Schlaganfall zurückgezogen, ließ sich nun häufiger in der Öffentlichkeit sehen, etwa am Dienstag bei dem Wahlkampfauftritt von Kanzlerin Angela Merkel (CDU) in Brandenburg/Havel. „Jörg Schönbohm hat unsere Heimat Brandenburg mit seiner offenen, leidenschaftlichen und geradlinigen Art geprägt“, sagte CDU-Landeschef Ingo Senftleben. Schwierigen Diskussionen sei er nie aus dem Weg gegangen. „Ich weiß, dass die Menschen ihn dafür heute noch immer sehr schätzen.“ Schönbohm ist heute Ehrenvorsitzender der CDU in Brandenburg. Woidke erklärte, Schönbohm habe Brandenburg politisch mit geprägt und einen herausragenden Beitrag zur Einheit geleistet. dpa/axf