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Gedenken mit Kerzen. Die provisorische Erinnerungsstätte am Tatort.

© Mike Wolff

Brandenburg: Gedenktafel für Jonny K.

Montag beginnt der Prozess um die Tat vom Alexanderplatz. Geplant ist zudem ein dauerhaftes Mahnmal

Berlin - Blumengestecke, Fotos, Kerzen – noch immer erinnert ein provisorisches Mahnmal an Jonny K., der am Alexanderplatz zu Tode geprügelt wurde. Am Montag beginnt der Prozess gegen die sechs jungen Männer, die ihn getötet haben sollen. Aufgestellt wurde das Mahnmal von Tina K., der Schwester des Opfers. Ein schwarz-grüner Baldachin schützt die Stätte vor Wind und Regen. Notdürftig ist das Dach mit Spanngurten an einer Straßenlaterne befestigt, Steinplatten stabilisieren die wacklige Konstruktion.

„Ursprünglich sollte das Mahnmal nur bleiben, bis alle Täter gefasst sind“, sagt Tina K. „Aber jetzt ist es doch schwer, sich davon zu trennen.“ Noch immer würden Menschen zum Mahnmal kommen, stellten frische Blumen auf und zündeten neue Gedenklichter an, sagt sie. Doch Zeit und Wetter nagen am Provisorium: Blumenkränze und Gestecke welken vor sich hin.

Für den Angriff auf Jonny K. verantworten, müssen sich die Angeklagten knapp sechs Kilometer vom Tatort entfernt im Saal 500 des Berliner Landgerichts. Dort haben bereits viele prominente Angeklagte gesessen: Vom Top-Terroristen Johannes Weinrich bis hin zu den Politikern Ost wie West beim Bankenskandal oder dem Politbüroprozess. Der Prozess um die Prügelattacke vom Alexanderplatz beginnt um 9 Uhr. Die Staatsanwaltschaft wirft den Angeklagten vor, den 20-jährigen Jonny K. durch Tritte gegen den Kopf so schwer verletzt zu haben, dass er einen Tag später an den Folgen starb. Den 19- bis 24-Jährigen werden Körperverletzung mit Todesfolge, gefährliche Körperverletzung und Beteiligung an einer Schlägerei vorgeworfen. Der für eine Anklageerhebung wegen Mordes oder Totschlags erforderliche Tötungsvorsatz hatte sich weder durch die Obduktion noch durch die Ermittlungen bestätigt.

Unterdessen soll das Gedenken am Tatort auch langfristig gesichert werden. „Das Provisorium kann nur von begrenzter Dauer sein – in Absprache mit Frau K. muss eine andere, dauerhafte Lösung gefunden werden“, sagt Sabine Weißler (Grüne), Kulturstadträtin von Mitte. Angesichts des Prozessbeginns werden die Pläne nun konkreter. Bereits am 31. Januar beschäftigten sich damit der Kulturausschuss des Bezirks. Zunächst war von einem großen Denkmal die Rede. Tina K. favorisiert aber eine bescheidenere Erinnerung an ihren Bruder.

Eine Bodenplatte mit einem Handabdruck von Jonny K. soll an der Stelle in den Gehweg eingelassen werden, wo jetzt das Zelt steht. Die Kosten, die Tina K. auf etwa 1500 bis 2000 Euro schätzt, soll der Unterstützerverein „I am Jonny“ tragen. „Es soll natürlich ein spezifisches Mahnmal für Jonny sein, gleichzeitig aber auch ein generelles für Opfer solcher Gewalt.“, sagt sie. Jonny K.s Name, Geburts- und Sterbedatum sollen ebenfalls eingraviert werden. Am 14. Mai soll ein Vorschlag dem Kulturausschuss vorgelegt werden.S. Gennies, J. Hasselmann, T. Kather

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