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Spürnasen. Polizisten und Hunde der Berliner Polizei suchen vor der abgebrannten Turnhalle in Nauen nach Spuren. Ein Feuer hatte die geplante Flüchtlingsunterkunft zerstört. Am Mittwoch dann die Gewissheit: Es war ein Brandanschlag.

© Nestor Bachmann/dpa

Brandenburg: Flammen am Flüchtlingsheim

Der Brand in Nauen war Brandstiftung. Auch in der Berliner Bonhoeffer-Klinik brannte eine Turnhalle

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Nauen/Berlin - Während sich der Brand in der Nauener Notunterkunft für Flüchtlinge als Anschlag bestätigt hat, ist es auch in einer Berliner Einrichtung zu einem Feuer gekommen. Eine Sporthalle auf dem Gelände der Karl-Bonhoeffer-Nervenklinik in Reinickendorf stand am Mittwoch in Flammen. Die Feuerwehr rückte mit vier Staffeln aus, die Rauchwolke war kilometerweit zu sehen. Vor allem aber befindet sich auf dem Gelände der Klinik eine Flüchtlingsunterkunft. Und es kursierten Gerüchte, dass eben jene brennende Halle als weitere Flüchtlingsunterkunft im Gespräch sein sollte. Auch die Polizei eilte daher zum Tatort.

Am Nachmittag teilte der Krankenhauskonzerns Vivantes mit, dass die Halle keineswegs als Flüchtlingsunterkunft geplant war. Allerdings sollte am heutigen Donnerstag ein Sportfest mit Flüchtlingen dort stattfinden. Ob ein Zusammenhang besteht, ist unklar. Etwaige Bauarbeiten, bei denen das Feuer hätte entstanden sein können, hätten dort nicht stattgefunden. Die Flüchtlingsunterkunft, über die es vor zwei Jahren Streit gegeben hatte, befinde sich in größerer Entfernung von der brennenden Halle.

Nicht nur die Sicherheitsbehörden sind mehr als sensibel, vor allem jetzt, in den Stunden nach dem Brandanschlag in Nauen. Dort war am frühen Dienstagmorgen eine geplante Notunterkunft für 100 Flüchtlinge vollständig ausgebrannt. Am Mittwoch bestätigte das Brandenburger Innenministerium: Das Feuer in der Turnhalle wurde mutwillig gelegt. Unter anderem durch einen speziell ausgebildeten Spürhund konnten am Tatort Brandbeschleuniger gefunden werden. Zudem sicherte die Polizei weiteres Beweismaterial, das auf eine Brandstiftung hindeutet. Zur Art des Beweismaterials machte Innenminister Karl-Heinz Schröter (SPD) aus ermittlungstaktischen Gründen keine näheren Angaben.

Die Ermittlungen am Tatort seien nun abgeschlossen. Es seien auch Hinweise aus der Bevölkerung eingegangen, denen jetzt nachgegangen werde, sagte ein Sprecher des Innenministeriums. Zudem gibt es Aufzeichnungen von Videokameras an unterschiedlichen Orten, die nun ausgewertet werden. Ein konkreter Tatverdacht gegen eine bestimmte Person liege zum jetzigen Zeitpunkt jedoch nicht vor, sagte der Sprecher. 30 Polizisten sind derzeit mit den Ermittlungen befasst. Schröter erklärte: „Über Asylpolitik kann man diskutieren, über Brandstiftung nicht.“

Ursprünglich sollten in der Turnhalle von September bis Dezember 100 Flüchtlinge übergangsweise einziehen, bis feste Unterkünfte für sie bereitstehen. Wo die Asylbewerber, die noch in der Erstaufnahmestelle in Eisenhüttenstadt leben, nun untergebracht werden, ist unklar. Am Mittwochmorgen habe man verschiedene Möglichkeiten untersucht, sagte Nauens Bürgermeister Detlef Fleischmann (SPD) – auch eine Unterbringung in einer anderen Schulsporthalle sei möglich. Am Waldemardamm – direkt am Regionalbahnhof und nur wenige Hundert Meter von der ausgebrannten Turnhalle entfernt – soll außerdem ein festes Flüchtlingsheim entstehen. Bis zu 250 Menschen sollen dann hier unterkommen. Die Fertigstellung des Heims sei für das erste Quartal 2016 geplant, so Fleischmann. Die Erdarbeiten sind bereits abgeschlossen, in Kürze beginnen die Baumaßnahmen.

Der Anschlag hatte in Nauen am Dienstag für Entsetzen gesorgt, doch so richtig überrascht war niemand. Die 16 000-Einwohner-Stadt gilt als Hochburg der rechten Szene.

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