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Brandenburg: Erinnerungen der Unterdrückten

FH Potsdam und DDR-Diktaturbeauftragte Poppe starten Zeitzeugenprojekt „Mit den Interviews der Zeitzeugen wollen wir eine Lücke füllen“

Potsdam - Gelebte Geschichten sagen mehr als Dokumente: Mit einem Zeitzeugenprojekt wollen die Fachhochschule Potsdam und Brandenburgs Diktaturbeauftragte Ulrike Poppe die Unterdrückung und Unrechtserfahrungen von Menschen in der DDR aus einer neuen Perspektive dokumentieren. In Interviews sollen Widerständler und Unterdrückte zu Wort kommen. Aus den in allen Landesteilen gesammelten Videos, Tonaufnahmen oder schriftlichen Erklärungen soll ein multimediales Archiv entstehen, das von Studenten, Schülern oder Vereinen abgerufen werden kann.

„Mit den Interviews wollen wir eine Lücke füllen“ , sagte Poppe am gestrigen Mittwochabend in Potsdam. In der Fachhochschule unterzeichnete Poppe mit Universitätspräsident Johannes Vielhaber eine Vereinbarung zu dem Projekt, das von Studenten der Archiv- und Informationswissenschaften der FH und Poppes Mitarbeitern getragen werden soll. Über die Internetseiten beider Partner soll das Archiv zu erreichen sein. Mitte Dezember soll der Startschuss fallen. Die ersten 25 Interviews seien geführt.

Es gehe um einen Perspektivwechsel in der Aufarbeitung der Widerstands- und Unrechtserfahrungen in der Zeit von 1945 bis 1989, sagte Poppe. Bislang sei die Aufarbeitung durch staatliche und institutionelle Dokumente, wie die aus der Stasi-Unterlagenbehörde, geprägt. Diese Dokumente zeichneten jedoch nur ein Bild der Geschichte aus Sicht der damaligen Täter. „Es gibt hier bisher ein Ungleichgewicht“, sagte Poppe. Im Gegensatz dazu sollen in den Interviews die Zeitzeugen ihre Wahrnehmung schildern, ihre Geschichte der Unterdrückung erzählen. „Wir können entscheiden, was erhalten bleiben soll“, so Poppe.

Man wolle Lebensgeschichten sammeln, so wie sich die Betroffenen erzählen. Sie sollen schildern, wie sie die Unterwerfung wahr genommen haben, es sollen Einzelschicksale aufgezeigt werden. „Wir zehren alle von dem, was uns die vorhergehende Generation hinterlassen hat“, so Poppe. Eine Zusammenarbeit mit Stiftung Aufarbeitung SED-Diktatur sei angestrebt. Zeitzeugen sollen aufgerufen oder angeschrieben werden. Interessierten stehe der Weg in die Diktaturbehörde offen, so Poppe. Tobias Reichelt

www.aufarbeitung.brandenburg.de

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