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Brandenburg: Eine Stadt wächst

Königs Wusterhausen hat glänzende Perspektiven. Bürgermeister und Investoren setzen auf Zuzug

Von Matthias Matern

Königs Wusterhausen - Knapp 70 Millionen Euro wollen Colin de Lage und Arnold Onnebrink in Königs Wusterhausen investieren. Auf dem rund 140 000 Quadratmeter großen Gelände des ehemaligen Schwellenwerks im Ortsteil Zernsdorf soll ein Wohngebiet mit eigener Marina, einer Seniorenresidenz und mehreren Einkaufsmöglichkeiten entstehen. Noch allerdings ist von der exklusiven Wohnanlage direkt am idyllischen Krüpelsee nichts zu sehen, nur zerborstene Betonplatten, Sandhaufen und Baumaschinen. Im vergangenen November hat die „Wohnen am See Zernsdorf GmbH" das Gelände von der Deutschen Bahn gekauft. „Stadt und Kreisverwaltung Dahme-Spreewald haben uns bei dem Vorhaben bislang toll unterstützt“, sagt Geschäftsführer de Lage lobend. Allerdings sei der Sanierungsdruck auch sehr hoch gewesen.

Denn lange war das Grundstück ein Ladenhüter. Ab 1897 wurden dort Holzschwellen für den Gleisbau gefertigt und mit Teeröl vor Verwitterung geschützt. Seit 1996 lag das Gelände brach. „Die Böden in den Produktionshallen bestanden meist nur aus Ziegeln über gestampfter Erde. Wenn etwas vom Teeröl daneben kleckerte, sickerte es ins Erdreich“, erläutert Diplom-Ingenieur Onnebrink. Rund fünf Millionen Euro, schätzen Onnebrink und de Lage, kostet die Sanierung der Flächen.

Entstehen sollen mehrere Einfamilien-, Mehrfamilien- und Reihenhäuser. Von fast überall sei der Blick auf den See gewährleistet, versichert de Lage. Rund 160 Familien könnten Platz finden, die Mieten sollen erschwinglich bleiben. Den Standort halten die beiden Geschäftsführer vor allem wegen des hohen Erholungswerts durch den Krüpelsee für geeignet. Königs Wusterhausen sei zudem durch die Nähe zu Berlin, die sehr gute Verkehrsanbindung über Bahn und Autobahn und besonders wegen des künftigen Großflughafens BBI in Schönefeld eine Stadt mit Wachstumspotenzial. Gerade einmal 15 bis 20 Minuten werde man bis zum Hauptterminal brauchen, meint Arnold Onnebrink. Nicht zuletzt spekulieren sie deshalb auf Mitarbeiter aus dem Umfeld von Berlin-Brandenburg International als Mieter. Dass die Fertigstellung der Anlage zur Eröffnung des Flughafens jedoch ein „sportliches Ziel" sei, räumt auch Onnebrink ein.

Derweil will auch Stefan Ludwig (Linke), Bürgermeister von Königs Wusterhausen, seine Stadt fit für weiteren Zuzug machen. Pro Jahr kommen rund 300 Neue dazu. Derzeit zählt Königs Wusterhausen etwa 33 500 Einwohner. „Laut einer Bertelsmann-Studie sollen es Ende des nächsten Jahrzehnts um die 37 000 sein", sagt Ludwig, der einst für die PDS im Landtag saß. Bereits jetzt seien alle Kindertagesstätten fast ausgebucht, etwa 30 freie Plätze gebe es noch bei insgesamt 17 Einrichtungen. „Sollte die Prognose übertroffen werden, müssen wir neu bauen."

Um die Infrastruktur dem Zuzug anzupassen, soll jetzt ein im vergangenen Jahr erarbeitetes „Integriertes Stadtentwicklungskonzept“ umgesetzt werden. Bis 2013 erhält Königs Wusterhausen dafür etwa sechs Millionen Euro von der Europäischen Union. 25 Prozent der Kosten muss die Stadt selbst zahlen. „Das Konzept basiert aus vier Säulen", erläutert Ludwig. Zum einen solle die Innenstadt und der Bahnhofsbereich entwickelt werden. Weitere Gewerbeansiedlung müsse sich dabei ergänzend am Sortiment im nahen Einkaufszentrum A10-Center orientieren. Ferner soll der so genannte Funkerberg, Geburtsstätte des deutschen Rundfunks, teils zum Wohngebiet entwickelt, dabei jedoch als touristischer Anziehungspunkt für Technik interessierte ausgebaut werden. Weitere Ziele seien die Verbesserung der Verkehrsverbindungen innerhalb der Stadt und die Ausgestaltung des so genannten „Neubaugebietes", einer alten Plattenbausiedlung, die noch weitgehend „eine Schlafstadt ohne Erlebnisangebot sei", so der Bürgermeister.

Über fehlenden Freizeitspaß werden die künftigen Bewohner der Zernsdorfer Siedlung nicht klagen können, zumal wenn der Geldbeutel das nötige Startkapital bietet. 50 Liegeplätze wird die Marina haben. „Von dort aus kann man mit dem Schiff fast das gesamte Wassersportrevier der Region bis zur Ostsee hoch erkunden“, schwärmt Entwickler de Lage.

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