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Gedenken. Ein Israeli berührt das Grab seines Bruders.

© Jan Woitas/dpa

Brandenburg: Ein Ort für den verlorenen Zug Jahrelanges Zaudern um Gedenkstätte in Tröbitz

Tröbitz - Mit einer Gedenkfeier ist am Donnerstag in Tröbitz (Elbe-Elster) an die Befreiung jüdischer Häftlinge aus einem liegen gebliebenen Transport vor 70 Jahren erinnert worden. Zudem wurde im Beisein von Überlebenden eine Freiluft-Ausstellung zum „Verlorenen Zug“ eröffnet, wie die Gemeinde mitteilte.

Tröbitz - Mit einer Gedenkfeier ist am Donnerstag in Tröbitz (Elbe-Elster) an die Befreiung jüdischer Häftlinge aus einem liegen gebliebenen Transport vor 70 Jahren erinnert worden. Zudem wurde im Beisein von Überlebenden eine Freiluft-Ausstellung zum „Verlorenen Zug“ eröffnet, wie die Gemeinde mitteilte. Die Schau gibt Auskunft über die Geschichte des Zweiten Weltkriegs, den Nazi-Terror, das einstige Konzentrationslager Bergen-Belsen sowie über die Geschichte des „Verlorenen Zugs“. Die Ausstellung wurde mit rund 78 000 Euro von Bund und Land finanziert. Über Jahre hatte die Gemeinde – wie die PNN berichteten – ein Museum gefordert. Doch das Land Brandenburg ließ Tröbitz mit der Aufarbeitung lange Zeit allein.

Der „Verlorene Zug“ war mit 2000 Häftlingen aus Bergen-Belsen am 23. April 1945 während einer zweiwöchigen Irrfahrt zwischen heranrückenden Amerikanern und Russen in der Elbe-Elster-Region gestrandet. Er blieb wegen einer gesprengten Brücke stehen und wurde nach Tröbitz geschoben, wo die Rote Armee die Insassen befreite.

Mehr als 500 jüdische Häftlinge aus dem Zug starben an den Folgen der KZ-Haft, an den unmenschlichen Transportbedingungen sowie an Hunger, Durst und Typhus. Die Überlebenden wurden auf Anordnung der Roten Armee in den Häusern der Tröbitzer untergebracht. Heute befindet sich in Tröbitz ein jüdischer Friedhof, in den umliegende Orten Schipkau, Langenaundorf und Wildgrube, wo ebenfalls Opfer begraben wurden, wurden Gedenkstätten eingerichtet.

„Orte wie Tröbitz sind wichtige Bestandteile der zeitgeschichtlichen Erinnerungskultur des Landes und der historisch-politischen Aufarbeitung und Bildung für nachfolgende Generationen“, erklärte Brandenburgs Kulturstaatssekretär Marin Gorholt vor Ort. Gerade junge Menschen sollten für die Mechanismen eines Unrechtssystems sensibilisiert werden – und damit auch für die Notwendigkeit, rassistischen und antisemitischen Stimmungen bereits früh entschlossen entgegenzutreten und sich für Demokratie, Pluralismus und Freiheit einzusetzen.

Das Besondere an Tröbitz sei, dass das Gedenken an den „Verlorenen Zug“ direkt nach dem Kriegsende begonnen habe und dass es bis heute Kontakte zwischen den Opfern und den Einwohnern und ihren Nachkommen gebe, betonte Gorholt. dpa/PNN

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