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Brandenburg: Dürre, Müll und Hühnerköpfe – Der Wald leidet

Deutlich mehr Schäden im märkischen Forst: Betroffene Flächen mehr als doppelt so groß wie 2007

Von Matthias Matern

Eberswalde - Mehr Waldbrände, mehr Schädlinge, mehr Dürreschäden – nach dem diesjährigen Waldzustandsbericht für Berlin und Brandenburg zeigt auch die aktuelle Waldschutz-Bilanz der Landesforstanstalt Eberswalde ein trauriges Bild auf. Während der jährliche Waldzustandsbericht den allgemeinen Gesundheitszustand der Wälder beschreibt, befasst sich die Bilanz mit konkreten Schäden durch Schädlingsbefall, Brände, Trockenheit und Vermüllung. Zusammengetragen werden die Informationen monatlich durch die 500 Landesförster. Dabei weist die diesjährige Bilanz vor allem eine deutliche Zunahme der Dürre bedingten Schäden auf.

Am stärksten betroffen sind demnach Eichen mit einer Fläche von gut 190 Hektar. „Junge Bäume leiden besonders unter der Trockenheit, weil ihre Wurzeln noch nicht weit genug in die Erde reichen“, erläutert Jan Engel, Sprecher der Landesforstanstalt. Während sich Dürreschäden bei älteren Bäumen durch frühzeitig welkende Blätter bemerkbar machen, vertrocken die Jungen oft komplett und sterben ab. Auf einer Gesamtfläche von knapp 400 Hektar haben die Förster dieses Jahr Schäden festgestellt. Im Jahr 2007 waren es nur gut 143 Hektar. Schuld sei in diesem Jahr der trockenen Mai gewesen.

Zugenommen haben 2008 auch die Waldbrände. Insgesamt 366 Feuer zerstörten rund 320 Hektar, darunter allein 197 Hektar durch einen Großbrand auf einem Truppenübungsplatz bei Jüterbog (Teltow-Fläming). 2007 wurden insgesamt 249 Brände auf knapp 60 Hektar gezählt.

Zudem scheinen sich die Prozessionsspinner in Brandenburg immer wohler zu fühlen. Im Vergleich zum Vorjahr sei die Population landesweit weiter gestiegen, heißt es im Bericht. Das gelte sowohl für den Eichenprozessionsspinner, wie für den Kiefernprozessionsspinner, bestätigt Engel. Besonders stark vermehrt habe sich der Eichenprozessionsspinner rund um Belzig (Potsdam-Mittelmark) und bei Alt-Ruppin (Ostprignitz-Ruppin). Insgesamt 269 Hektar seien an beiden Standorten in diesem Frühjahr mit einem biologisch wirkenden Insektizid behandelt worden. Ausgebreitet haben sich die Kiefernprozessionsspinner dagegen verstärkt im Süden des Landes. Durch ihren Appetit schädigen die Raupen nicht nur die Baumbestände, ihre Nesselhaare können durch Kontakt beim Menschen zu Reizungen der Atemwege, der Haut und der Augen führen. Die starke Vermehrung der heimischen Insekten erklären die Experten mit

insgesamt steigenden Jahresdurchschnittstemperaturen. „Außerdem sorgen die großen Kiefernbestände und die Eiche, als häufigster Laubbaum, für ein breites Nahrungsangebot“, meint Engel.

Ebenfalls leicht zugenommen hat die Menge an Müll, der illegal in den Wäldern abgeladen wurde. In diesem Jahr waren es insgesamt 725 Qubikmeter und damit leicht mehr als 2007. Praktisch alles werde zwischen die Bäume geschmissen, meint Engel. „Sogar Schlachtabfälle. Rund 80 abgetrennte Hühnerköpfe haben wir gefunden.“

Alles in allem fällt das Resümee der Förster ernüchternd aus: „Der Patient ist gerade noch stabil – es könnte aber kippen“, gaubt Engel. Matthias Matern

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