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Dritte Startbahn: „Das wäre ein zweiter Flughafen“

Brandenburgs CDU-Landeschefin Saskia Ludwig will eine dritte Startbahn für den neuen Flughafen Schönefeld – aber irgendwo anders im Land.

Potsdam - Brandenburgs CDU-Landeschefin Saskia Ludwig will eine dritte Startbahn für den neuen Flughafen Schönefeld – aber irgendwo anders im Land. Mit diesem Vorstoß hat Ludwig, die von Ministerpräsident Matthias Platzeck (SPD) sogar „unverzüglich“ den Beginn „von Planungen einer dritten Startbahn an einem Alternativstandort“ fordert, für Verwirrung gesorgt. Konkrete Aussagen, wo diese dritte Startbahn nach ihren Vorstellungen errichtet werden könnte, gibt es von Ludwig bislang nicht.

Ablehnend reagierten die Landesregierung, alle anderen Landtagsparteien und die Wirtschaft, obwohl Ludwig die Forderung auch mit der langfristigen Wirtschaftlichkeit des Flughafens begründet hat. „Das ist absurd“, sagte Wolfgang Krüger, Hauptgeschäftsführer der Industrie- und Handelskammer Cottbus und früherer CDU-Wirtschaftsstaatssekretär in Brandenburgs SPD/CDU-Regierung. Der Flughafen BER, der mit 27 Millionen Passagieren jährlich starte, sei nach dem Planfeststellungsbeschluss für 45 Millionen Passagiere ausgelegt. Es werde „mindestens zwei Jahrzehnte“ dauern, bis der Airport in die Nähe gerate. Eine dritte Startbahn anderswo sei „abseitig“. Krüger sprach von einer „Phantomdebatte“, schloss dabei auch den jüngsten „überflüssigen“ Beschluss des Brandenburger SPD-Landesparteitages, dauerhaft eine dritte Startbahn in Schönefeld abzulehnen, mit ein. „Ich kenne niemanden, der eine dritte Bahn fordert. Es ist nicht zu erkennen, wem die Debatte hilft.“ Die Vereinigung der Unternehmerverbände Berlin-Brandenburg lehnte es ab, die Ludwig-Idee öffentlich zu kommentieren.

Die Staatskanzlei von Ministerpräsident Matthias Platzeck (SPD) ließ das Infrastrukturministerium reagieren. Der neue Flughafen Schönefeld habe für Jahrzehnte Reserven, sagte Sprecher Lothar Wiegand. Ludwigs Forderung bedeute „im Klartext einen weiteren internationalen Flughafen irgendwo im Land – mit neuen Fluglärmbelastungen.“ Dies sei aber schon von der Landesplanung her ausgeschlossen. Es sei gerade das Ziel, am Flughafen Schönefeld den internationalen Luftverkehr zu konzentrieren. Der Flughafen selbst fordert auch gar keine dritte Startbahn. Sprecher Ralf Kunkel sagte: „Es gibt dazu nicht einmal Überlegungen.“ Grünen–Fraktionschef Axel Vogel sprach von „Quatsch“, da man schon mit den zwei Startbahnen Schwierigkeiten mit der Wirtschaftlichkeit haben werde. „Ich glaube, niemand weiß, was sie eigentlich will.“

Für FDP-Fraktionschef Andreas Büttner „entbehrt es jeder Grundlage.“ Ludwig setzt bei ihren Kurskorrekturen in der CDU-Flughafenpolitik auf die Fluglärmproteste, die auch anhalten. So demonstrierten am Wochenende erneut Flughafen-Gegner am Rande des SPD-Parteitages im südbrandenburgischen Falkenberg für ein Nachtflugverbot. Am Montag gab es im Osten Berlins eine Montagsdemo gegen die geplanten Müggelsee-Flugrouten.

Allerdings gibt es nach PNN-Recherchen auch Experten, die die Stoßrichtung Ludwigs nachvollziehen können. Man sollte für nötige Erweiterungen anderswo einen „eigenständigen Satelliten-Airport“ planen, der den Billig- und Ferienfliegerverker abwickle, sagte der Flughafenplaner Dieter Faulenbach de Costa den PNN. Der habe mit dem Drehkreuz nichts zu tun. Standorte könnten Sperenberg, Hardenberg oder Eberswalde sein. Er kritisierte den SPD-Beschluss, eine dritte Startbahn auf ewig auszuschließen, als unglaubwürdig und illusorisch. In Frankfurt am Main habe man das vor Jahrzehnten auch erklärt. „So macht sich Politik unglaubwürdig.“ Thorsten Metzner

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