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Brandenburg: Der Glücksjunge: Detlef Lange zog 1974 die WM-Lose

Berlin - Warum jetzt alle mit ihm sprechen wollen, kann sich Detlef Lange gar nicht erklären. Sogar bei der Arbeit – Herr Lange überwacht den Wareneingang in einem Berliner Baumarkt – lauern sie ihm auf, um zu fragen, wie es war, vor fast 31 Jahren, als er die Lose für die Fußball-WM 1974 aus der Trommel fischte, kleine Plastikröhrchen mit Zetteln drin, auf denen die Namen der teilnehmenden Länder standen.

Berlin - Warum jetzt alle mit ihm sprechen wollen, kann sich Detlef Lange gar nicht erklären. Sogar bei der Arbeit – Herr Lange überwacht den Wareneingang in einem Berliner Baumarkt – lauern sie ihm auf, um zu fragen, wie es war, vor fast 31 Jahren, als er die Lose für die Fußball-WM 1974 aus der Trommel fischte, kleine Plastikröhrchen mit Zetteln drin, auf denen die Namen der teilnehmenden Länder standen. Hat er als Elfjähriger doch nicht ahnen können, wie wichtig seine Auslosung werden würde. Am Ende war Deutschland Weltmeister – wegen seiner glücklichen Hand? „Nein, seh’ ich nicht so“, sagt Detlef Lange, „habe ja nicht mitgespielt.“

Detlef Lange war Schöneberger Sängerknabe, und weil er auf dem Chorfoto in einer Illustrierten ganz vorne stand und so schöne blonde Haare hatte, fiel er den DFB-Funktionären auf, die nach einem jungen Gesicht mit Bühnenerfahrung suchten. Davon hatte Detlef Lange genug. Die Sängerknaben bereisten die halbe Welt. Detlef Lange war Erster Sopran. Die WM-Auslosung im großen Sendesaal des Hessischen Rundfunks in Frankfurt am Main war für ihn „normaler Alltag“.

Als er West-Deutschland und DDR in dieselbe Gruppe schickte, ging ein Geraune durch das Publikum. Detlef Lange, der kleine Junge, beförderte die neue Ostpolitik inklusive der schrittweisen Annäherung beider deutscher Staaten. Zum Dank durfte er ins Trainingslager der DDR. Und weil er der WM-Stadt Dortmund interessante Spiele zugelost hatte, bekam er vom beglückten Oberbürgermeister eine Einladung ins Stadion, zum legendären Halbfinal-Spiel Niederlande gegen Brasilien (2:0). In der Halbzeitpause wurde er Henry Kissinger und Hans-Dietrich Genscher vorgestellt. Man habe ein „wenig geplauscht“, erinnert sich Lange – worüber hat er vergessen.

Nach der WM war dann abrupt Schluss mit seiner Berühmtheit. Keine Casting-Agentur warb um sein Sängertalent, keine TV-Kindersendung lud ihn als Moderator ein. Vor ein paar Jahren trat er in Hape Kerkelings 70er-Jahr-Show auf, um einen alten Sängerknaben-Hit vorzutragen: „Mit etwas Taktik, mit etwas Glück, hol’n wird den Weltmeister zurück.“ Unvergessliche Erinnerungen, aber genießen möchte sie Detlef Lange lieber allein. Auch die WM-Spiele 2006 will er sich vom Sofa aus ansehen. Thomas Loy

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