zum Hauptinhalt

Brandenburg: Das Kreuz mit der Liebe

Vikarin findet nach Heirat mit Muslim neuen Job

Berlin - Es war die große Liebe, die Carmen Häcker nach Berlin führte. Allerdings nur, weil die evangelische Kirche mit der Entscheidung ihres Herzens nicht einverstanden ist. Bei einem Praktikum in Dhaka, Bangladesh, lernt die württembergische Theologiestudentin Carmen Häcker im Frühjahr dieses Jahres Monir Khan, einen Übersetzer, kennen. Die beiden verlieben sich, im August heiraten sie. Das wäre keine Nachricht, wäre Monir Khan nicht Muslim. Und Carmen Häcker eine angehende Pfarrerin, die nach ihrer Rückkehr aus Südostasien ihre Ausbildung fortsetzt. Denn eine Vikarin, die einen Moslem heiratet – das geht in der konservativen württembergischen Landeskirche nicht. Das im Südwesten geltende Pfarrdienstgesetz regelt, dass ein Pfarrer keinen nicht-christlichen Ehepartner haben darf. Nur in seltenen Fällen sind Ausnahmen erlaubt. Doch die in Altenmünster bei Crailsheim tätige Häcker heiratet, ohne einen entsprechenden Antrag gestellt zu haben – und wird entlassen.

In der württembergischen Kirche sorgte das für Ärger: Die Konferenz der Islambeauftragten der Landeskirche und die liberale Gruppe „Offene Kirche“ protestierten gegen die Entlassung. Für Carmen Häcker und ihren Gatten gibt es nun ein Happy End. Demnächst kann Häcker ihre Ausbildung in Berlin fortsetzen, entschied gestern das Konsistorium der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg. Denn in der Berliner Landeskirche gibt es bereits Fälle von Pfarrern, die mit Muslimen verheiratet sind. „Theologen, die mit einem nicht-christlichen Ehepartner verheiratet sind, können aufgrund einer Einzelfallentscheidung des Konsistoriums in das Pfarramt übernommen werden“, sagt Kirchensprecher Volker Jastrzembski. Allerdings müsse das Paar kirchlich getraut sein, gemeinsame Kinder müssten evangelisch getauft werden und der Partner müsse bereit sein, die Tätigkeit der Pfarrerin zu unterstützen. „Diese Regelung ist nicht unbedingt für Pfarrer geschaffen worden, die Muslime heiraten, sondern vor allem für Geistliche, die mit Konfessionslosen verheiratet sind“, sagt Jastrzembski.

Bei der Übernahme der Vikarin habe aber auch eine Rolle gespielt, dass die hiesige evangelische Kirche in den letzten Jahren ein immer größeres Gewicht auf den interreligiösen Dialog gelegt hat. So soll im Berliner Konsistorium nun die Stelle eines Dialogbeauftragten geschaffen werden. Die Theologin freut sich auf Berlin: „Ich freue mich darüber, nun eine Chance zu bekommen, mit meinem muslimischen Mann an meiner Seite im Auftrag der Kirche das Evangelium zu verkündigen.“ Benjamin Lassiwe

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false