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Lausitz Helau. Am Vortag des Rosenmontags fand auf den Straßen der Lausitzmetropole Cottbus der größte Karnevalsumzug Ostdeutschlands statt. Mehr als 3500 Karnevalisten zogen durch die Innenstadt.

© Tino Schulz/dpa-Zentralbild

Brandenburg: Cottbus’ närrische Seite

Die Stadt in der Lausitz ist seit Wochen wegen Gewalt zwischen Deutschen und Ausländern in den Schlagzeilen. Der Karnevalsumzug bringt am Sonntag bunte und fröhliche Bilder, aber auch Platzverweise

Cottbus - Gute Stimmung und Feierlaune: Nach den gehäuften Auseinandersetzungen zwischen Deutschen und Ausländern hat die Stadt Cottbus am Sonntag eine ganz andere Seite gezeigt. Mehr als 3500 Karnevalisten zogen stundenlang durch die Innenstadt. Zehntausende Besucher säumten die Straßen und jubelten den Gruppen zu. „Es stehen unwahrscheinlich viele Menschen hier“, sagte der Präsident des Karneval Verbands Lausitz 1990, Matthias Schulze, gleich zum Start. Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) hatte seine Teilnahme kurzfristig abgesagt, dem Vernehmen nach wegen Gesprächen zur Groko in Berlin. Laut Verein kamen wie in den Vorjahren insgesamt rund 80 000 Besucher. Der Umzug gilt als größter in Ostdeutschland. Die Polizei sprach von einer insgesamt friedlichen und ausgelassenen Stimmung.

Allerdings kam es zu einem Vorfall mit vier Männern, die die Polizei der rechtsextremen Szene zuordnet. Ihnen wurden aus Gründen der Gefahrenabwehr Platzverweise erteilt, wie eine Polizeisprecherin sagte. Die 19- bis 33-Jährigen mischten sich demnach in Zweiergruppen mit Esels- und Schafsmasken unter die Besucher des Umzugs am Straßenrand und trugen Plakate mit sich. Der Inhalt habe die Grenze von politischer Satire überschritten. Die Plakate seien eingesammelt worden. Die Männer stammen den Angaben zufolge nicht aus Cottbus direkt, sondern aus der umliegenden Region.

In diesem Jahr sollte der Karnevalsumzug ganz besonders für gute Stimmung sorgen. Die vergangenen Wochen waren von großer Unruhe aufgrund von Gewalt und Auseinandersetzungen zwischen Einheimischen und Flüchtlingen geprägt gewesen. Demonstrationen gegen die Ausländerpolitik der Bundesregierung zogen mehr Teilnehmer an als bisher – jedes Mal sind bei den Kundgebungen dort auch Rechtsextreme zu sehen.

Begleitet von Jubel schlängelte sich am Sonntag dann der „Zug der fröhlichen Leute“ durch Straßen der Innenstadt. Viele Tanzgarden aus der Region waren dabei. Karnevalsgruppen ließen Konfetti aus Kanonen regnen, machten Musik oder umarmten Besucher am Straßenrand. Jede Menge Bonbons und Süßigkeiten wurden geworfen. Einige Karnevalisten waren als Bierflaschen verkleidet, eine Frauen-Gruppe hatte Einhorn-Kostüme übergestreift. Pferdekutschen fuhren Prinzenpaare. Es gab bei dem Umzug außerdem Dutzende große Wagen. Sie wurden zum Teil für politische Botschaften genutzt: Der immer noch nicht fertiggestellte Hauptstadtflughafen BER wurde aufs Korn genommen, auch Doping-Missbrauch im Sport war ein Thema. Aber auch die Bundespolitik war Thema: Ein Wagen befasste sich mit dem Gerangel um die Große Koalition in Berlin.

Der Karnevalsumzug in Cottbus hat eine lange Tradition. Es ist die inzwischen 27. Ausgabe. Unter den Karnevalisten waren auch Gruppen aus Sachsen und Berlin. Denn in der Bundeshauptstadt fällt der Rosenmontagsumzug auf dem Kurfürstendamm ins Wasser – wegen Geldmangels. Auch ein Prinzenpaar aus Polen war in Cottbus dabei. Am Sonntag feierten auch andere Städte in Ostdeutschland Karneval, es gab Umzüge unter anderem in Erfurt und Dessau. Anna Ringle, dpa

Anna Ringle, dpa

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