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Brandenburgs Hoteliers dürfen keine Gäste aus Corona-Hotspots aufnehmen, wenn diese kein Attest vorlegen. 

© Sebastian Gabsch PNN

Beschränkungen für Menschen aus Risikogebieten: Einreiseverbot für Gäste aus Corona-Hotspots

Gäste aus Corona-Hotspots dürfen nach Brandenburg nur mit negativem Attest einreisen. Die Hotelbranche sieht die Notwendigkeit des Verbots,  Ministerpräsident Woidke (SPD) wirbt um Verständnis.

Potsdam/Cottbus - Nachdem in Brandenburg das bundesweit einheitliche Beherbergungsverbot für Touristen aus Corona-Hotspots in Kraft getreten ist, wirbt die Landesregierung noch einmal um Verständnis für die Maßnahme. Brandenburg sei bisher relativ glimpflich durch die Pandemie gekommen, erklärte Ministerpräsident Dietmar Woidke. Wie schnell neue Hotspots entstehen können, zeigten aber die Entwicklungen in manchen Orten. Deshalb sei ein solches Beherbergungsverbot notwendig. „Dafür bitte ich um Verständnis, denn Gäste sind bei uns willkommen“.  

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Ähnlich äußerte sich Gesundheitsministerin Ursula Nonnemacher. Gerade in der begonnenen Urlaubszeit sollten alle darauf achten, dass das Coronavirus weiter eingedämmt werde, sagte sie am Sonntag. Die wiedergewonnenen Freiheiten sollten nicht aufs Spiel gesetzt werden, damit das Leben nach den Sommerferien so normal wie möglich nicht nur in Kitas und Schulen wieder starten könne. Brandenburg habe deshalb entschieden, Gäste aus Corona-Hotspots nicht aufzunehmen.

Das Hotel Precise Resort Schwielowsee am Scharmützelsee.
Das Hotel Precise Resort Schwielowsee am Scharmützelsee.

© Ottmar Winter PNN

Brandenburgs Kabinett hatte am Freitag beschlossen, keine Reisenden aus Gebieten mit vielen neuen Corona-Infektionen mehr ins Land zu lassen. Das Aufnahmeverbot aus Risikogebieten gilt nicht für Gäste, die schon im Land sind und für diejenigen, die einen negativen ärztlich attestierten Corona-Test haben, der höchstens 48 Stunden vor Anreise gemacht wurde. Einreisen darf auch, wer aus beruflichen oder medizinischen Gründen zwingend notwendig nach Brandenburg kommt. Das eingeschränkte Beherbergungsverbot gilt in Hotels, Pensionen, Ferienwohnungen und auf Campingplätzen. Wer seit Samstag, dem 27. Juni, aus einem Kreis oder einer kreisfreien Stadt kommt, in dem oder in der es in sieben Tagen vor der Abreise mehr als 50 neue Infektionen pro 100 000 Einwohner gab, darf ohne negatives Attest nicht mehr einreisen. 

Woidke kritisiert Stigmatisierung

Nach Angaben des Gesundheitsministeriums (Stand: Sonntag, 28. Juni) gilt diese Regel laut Robert Koch-Institut derzeit nur für den Kreis Güterloh. Woidke kritisierte in diesem Zusammenhang die Stigmatisierung von Menschen aus Gebieten mit vielen Neuinfektionen. „Das darf nicht sein! Nur im 'Miteinander' besiegen wir das Virus.“ Auch der Deutsche Hotel- und Gaststättenverband Brandenburg (Dehoga) hält die Maßnahme für notwendig. Er tue sich zwar mit der Entscheidung auch schwer, sagte Präsident Olaf Schöpe. „Ich denke aber, um Unheil von uns fernzuhalten, muss es diese Restriktionen geben.“ Schöpe hofft, dass die Leute nicht zahlreich vor den Hotels und Pensionen stünden und dann wieder zurückgeschickt werden müssten. Informationen dazu hatte er zunächst nicht. Schöpe rechnet damit, dass Betroffene aus den Landkreisen selbst die Information über die Beschränkungen hätten.

Hoteliers überprüfen Gästebuchungen

Im Waldhotel Eiche in Burg im Spreewald haben bislang noch keine Gäste aus Gebieten mit vielen neuen Corona-Infektionen gebucht. Sie schaue nun jeden Tag rechtzeitig auf die Buchungen, sagte eine Sprecherin des Hotels auf Nachfrage. „Wenn wir die Leute per Mail oder Telefon erreichen können, sagen wir ihnen ab.“ Ansonsten müssten die Betroffenen wieder die Heimreise antreten, so leid es ihr tue. 

Rezeptionisten wie im Potsdamer Hotel Mercure überprüfen Gästebuchungen. 
Rezeptionisten wie im Potsdamer Hotel Mercure überprüfen Gästebuchungen. 

© Sebastian Gabsch PNN

Auch das Strandhotel Vier Jahreszeiten in Buckow (Märkisch-Oderland) hat bislang kaum Gäste aus Corona-Risikogebieten. Eine tagesaktuell geführte Beherbergungsstatistik gebe ihr einen Überblick, sagte Geschäftsführerin Julia ten Napel. Zudem bekomme jeder Gast, der das Hotel über Portale buche, einen Tag vorher eine Meldung, dass er aufgrund von Corona nicht beherbergt werden könne. „Wir stornieren dann kostenfrei. Die Situation ist für die Betroffenen so schon schwer genug.“ Das Hotel hat nach eigenen Angaben fast 10 000 Übernachtungen im Jahr. Die Hotels und Pensionen im Land vor allem mit Angeboten für Individualtourismus sind nach Angaben des Dehoga-Präsidenten „sehr gut“ gebucht. Die großen Anbieter, die auf Reisegruppen setzen, hätten dagegen wegen Corona das Nachsehen. „Wir haben nochmal an alle Mitarbeiter in Hotels und Pensionen appelliert, die Hygiene und Abstandregeln einzuhalten“, betonte Schöpe. Hier und da habe die Unvorsicht bereits wieder zugenommen. Zudem sollten zur Sicherheit alle Gäste namentlich erfasst werden. 

Reaktion auf Corona-Ausbruch bei Tönnies

Das Beherbergungsverbot ist auch eine Reaktion auf einen Virusausbruch in Nordrhein-Westfalen. In einem Schlachtbetrieb der Firma Tönnies wurden mehr als 1500 Menschen positiv auf das Virus getestet. Mehrere Bundesländer hatten danach Beherbergungsverbote für Gäste aus bestimmten Risikogebieten beschlossen, falls die Menschen kein aktuelles negatives Attest vorweisen können.

Silke Nauschütz

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