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Brandenburg: Berlin: Totes Mädchen hatte Hämatome Polizei ermittelt jetzt auch gegen Freund der Mutter

Berlin - Im Fall des am Dienstag in einer Wohnung in Berlin-Weißensee verstorbenen Mädchens wird jetzt auch gegen den Lebensgefährten der Mutter ermittelt. „Nach der Obduktion steht fest, dass das Kind an einem Darmriss, der zu einer Bauchfellentzündung führte, starb", sagte die Sprecherin der Staatsanwaltschaft, Simone Herbeth.

Von Sandra Dassler

Berlin - Im Fall des am Dienstag in einer Wohnung in Berlin-Weißensee verstorbenen Mädchens wird jetzt auch gegen den Lebensgefährten der Mutter ermittelt. „Nach der Obduktion steht fest, dass das Kind an einem Darmriss, der zu einer Bauchfellentzündung führte, starb", sagte die Sprecherin der Staatsanwaltschaft, Simone Herbeth. Der Darmriss wiederum sei durch äußere Gewalteinwirkung entstanden: „Das heißt aber nicht notwendigerweise, dass das Kind misshandelt worden sein muss. Die Verletzung kann es sich beispielsweise auch durch einen Sturz zugezogen haben.“ Das gelte ebenso für die Hämatome, die am Körper des Kindes gefunden wurden.

Die Staatsanwaltschaft geht aber davon aus, dass die 25-jährige Mutter oder der 24-jährige Lebensgefährte für die Verletzungen verantwortlich sind. Zunächst war nur gegen die Mutter wegen Körperverletzung mit Todesfolge ermittelt worden. „Wir haben das nach neueren Erkenntnissen aus den Vernehmungen nun auch auf den Lebensgefähren ausgeweitet“, sagte Herbeth.

Dass andere Kinder der Familie ebenfalls Verletzungen aufwiesen, wollte sie nicht bestätigen. Nach Informationen dieser Zeitung wurden aber auch bei dem Zwillingsbruder des verstorbenen Mädchens Hämatome festgestellt. In der Familie lebten neben dem verstorbenen fast dreijährigen Mädchen und ihrem Zwillingsbruder noch ein Vierjähriger sowie ein zwei Monate altes Mädchen.

Die Jugendstadträtin des Bezirks Pankow Christine Keil (Linke) hat inzwischen Vorwürfe zurückgewiesen, wonach das Jugendamt, das die Familie seit Oktober 2011 betreute, versagt habe. „Die Familienhelfer hatten keine Hinweise darauf, dass die Kinder vernachlässigt oder gar geschlagen wurden“, sagte sie: „Die Mutter hat immer kooperiert und die Ratschläge angenommen.“

Einer Familienhelferin war am Montag aufgefallen, dass das Mädchen krank wirkte. Sie hatte mit der Mutter darüber gesprochen – die wollte noch am selben Tag zum Arzt gehen. „Es gab keinen Grund anzunehmen, dass die Mutter dies nicht tun würde“, sagt Christine Keil. Nach bislang unbestätigten Meldungen hatte die junge Frau das Wartezimmer wieder verlassen, weil es so voll war. Wenige Stunden später war das Mädchen tot.

„Ein Arzt hätte die Symptome erkannt und das Mädchen wahrscheinlich retten können“, ist sich Ulrich Fegeler sicher. Der Sprecher des Bundesverbandes der Kinder- und Jugendärzte, der selbst als Kinderarzt in Berlin arbeitet, kann den Familienhelfern aber nach jetzigem Erkenntnisstand keinen Vorwurf machen. „Wie krank das Kind war, konnten sie nicht einschätzen“, sagt er. Hinzu käme, dass sich eine Entzündung durch einen Darmriss sehr schnell entwickle.

Der Bundesverband der Kinderärzte fordert seit langem, nicht nur Hebammen sondern auch Krankenschwestern für die Betreuung von Familien auszubilden – zusätzlich zu den Sozialarbeitern. Doch die hält Fegeler weiter für unverzichtbar, denn in erster Linie geht es seiner Ansicht nach um eine sozialpädagogische Betreuung der Kinder. Sandra Dassler

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