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Tacheles geredet. Berlins Regierender Michael Müller (SPD, l.) nahm am Dienstag die Baufirmen am BER direkt in die Pflicht. Aber auch Flughafenchef Karsten Mühlenfeld bekam eine Wunschliste mit auf den Weg.

© Paul Zinken/dpa

BER Flughafen: Letzter Aufruf

Berlins Regierender Michael Müller inszeniert sich als BER-Antreiber. 2017 soll der Flughafen fertig sein.

Berlin - Und weg waren sie. Die Chefs der BER-Firmen nahmen nach dem Treffen mit Berlins Regierendem Michael Müller (SPD) und Flughafenchef Karsten Mühlenfeld im Roten Rathaus lieber einen anderen Ausgang. Sie wollten bei der Pressekonferenz, so hieß es jedenfalls, nicht dabei sein. Es war eine Premiere. Erstmals nimmt der Aufsichtsrat nun die Firmen, die seit 2006 den neuen Flughafen in Schönefeld (Dahme-Spreewald) bauen, direkt in die Pflicht. „Als Aufsichtsratsvorsitzender war mir wichtig zu vermitteln, dass für den Schlussspurt alle in Verantwortung stehen“, sagte Müller nach der fast zweistündigen „Baurunde“. Das wichtigste Ergebnis: Alle halten weiter am Ziel fest, den neuen Flughafen 2016 fertig zu bauen und im zweiten Halbjahr 2017 zu eröffnen. „Den Termin zu halten“, wie Müller es nannte, was vorsichtig klang. „Das ist möglich. Es ist zeitlich knapp. Aber es kann gelingen, wenn alle an einem Strang ziehen.“

Zu dem Rapport in Berlin waren Vertreter der sieben wichtigsten Firmen erschienen, die auf der Baustelle in Schönefeld tätig sind, darunter Siemens, Bosch, Caverion, T-Systems und die Zech-Gruppe, die den insolventen Gebäudeausrüster Imtech Deutschland erworben hat.

Gleich zu Beginn hatten Müller und Mühlenfeld versucht, Irritationen auszuräumen. Sie hätten deutlich gemacht, dass es nicht darum gehe, die Firmen niederzumachen. Und dann sei, so sagte es jedenfalls Müller, „Tacheles geredet worden“. Und zwar in beide Richtungen. Die Firmen hätten an den Flughafen auch „klare Erwartungen“ formuliert, sagte Müller, etwa nach besseren Planungen oder auch nach schnelleren Entscheidungen, wenn auf der Baustelle Probleme auftreten. Die Flughafengesellschaft wiederum habe darauf gedrängt, dass sich die Firmen untereinander auch besser abstimmen, flexibler agieren.

Einig sind sich alle darin, dass die Terminleiste eng bleibt. Als Nächstes komme es darauf an, dass in vier bis sechs Wochen die Prüfung der Pläne abgeschlossen, der fünfte und sechste Nachtrag fertig würden, sagte Flughafenchef Mühlenfeld. Die müssen bis Februar bei der Baubehörde eingehen, damit die Genehmigungen im April da sind – Voraussetzung für die Arbeiten. Und hinter den Kulissen werden immer wieder auch Zweifel angemeldet, 2017 halten zu können. So hat nach PNN-Informationen noch Anfang Dezember die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft PWC – die für Berlin, Brandenburg und den Bund die öffentlichen Milliardenbürgschaften für den Hauptstadtflughafen in Schönefeld überwacht – den geplanten neuen Milliarden-Bürgschaften zunächst nicht zustimmen wollen. Mit der Begründung, dass der Eröffnungstermin nicht sicher sei, wie es in BER-Kreisen hieß. Inzwischen sei das Problem aber geklärt.

Im Roten Rathaus spielte das allerdings keine Rolle. Der Termin war für Müller als Aufsichtsratschef der Flughafengesellschaft auch eine Gelegenheit, sich ein präziseres Bild zu machen, wie es um den unvollendeten Flughafen wenige Monate vor der Berlin-Wahl bestellt ist. Der frühere Aufsichtsrat unter seinem Vorgänger Klaus Wowereit (SPD) war nach der gescheiterten Eröffnung 2012 in Kritik geraten, sich zu blauäugig allein auf die Geschäftsführung verlassen zu haben.

Offensiv wies Müller am Dienstag Kritik zurück, dass erst 2016 am BER die Notwendigkeit von Teamwork und einem engen Zusammenspiel mit den Firmen entdeckt werde: „Ich arbeite erst seit zwölf Monaten an dem Projekt. Seitdem hat sich einiges bewegt.“ Und er bot an, in sechs bis acht Wochen zu einem Folgetreffen zu laden.

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