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Brandenburg: Antrieb vom Triebwerker Am BER übernimmt Karsten Mühlenfeld

die Folge von Hartmut Mehdorn. Der Bund wollte die Entscheidung vertagen – doch Müller und Woidke blieben hart

Landeerlaubnis trotz stürmischer Gewitter für den Nachfolger von Hartmut Mehdorn: Der frühere Rolls-Royce-Manager Karsten Mühlenfeld, inzwischen bei Bombardier in Hennigsdorf, wird neuer Flughafenchef. Das teilte Rainer Bretschneider, der amtierende Aufsichtsratschef, am Freitagabend nach einer fast vierstündigen Sondersitzung des Flughafenaufsichtsrates in Schönefeld mit. Die Entscheidung sei mit „sehr großer Mehrheit“ gefallen, aber „ohne Zustimmung der Vertreter des Bundes“. Nach PNN-Recherchen wurde Mühlenfeld mit 13 Ja-Stimmen und zwei Gegenstimmen gewählt. Der Bund hatte bis zuletzt vergeblich darauf gedrängt, die Entscheidung zu vertagen.

Mühlenfeld, derzeit noch bei Bombardier in Hennigsdorf, will seinen Dienst am Flughafen „so zeitnah wie möglich antreten“, wie er sagte. Es sei für ihn eine „große Herausforderung, den neuen Flughafen fertigstellen zu dürfen“. Die Eröffnung des neuen Hauptstadtflughafens, die mehrfach verschoben worden war, ist aktuell für 2017 vorgesehen. Zu den Widerständen des Bundes sagte er, er sei sicher, dass er auch mit dem Bund gut zusammenarbeiten werde.

Der Aufsichtsrat hatte, wie immer in brenzligen Situationen des Projektes, in der Feuerwache direkt auf dem Flughafengelände, abgeschirmt vor Journalisten, getagt. Vorher kam der Präsidialausschuss des Gremiums zusammen, der Spitzenpersonalien vorbereitet. In dem Gremium sind Berlins Regierender Michael Müller (SPD), Brandenburgs Flughafenstaatssekretär Rainer Bretschneider, Bundes-Verkehrsstaatssekretär Rainer Bomba (CDU) und ein Arbeitnehmervertreter vertreten. Danach fiel die Vorentscheidung: Der Präsidialausschuss empfahl dem Aufsichtsrat, Mühlenfeld zum neuen BER-Chef zu machen. Mühlenfeld, der Künftige, gilt als durchsetzungsstarker wie diplomatisch geschickter Manager, der in der Region verwurzelt ist (siehe Porträt rechts). Vorher war noch der frühere Bombardier-Deutschlandchef Michael Clausecker im Rennen, der knapp unterlag und Mühlenfeld, wie er den PNN sagte, „viel Glück und Erfolg“ wünschte.

Die politischen Absprachen waren am Morgen getätigt worden. Nicht in Schönefeld, sondern in der DGB-Zentrale in der Berliner Keithstraße. Vor dem traditionellen Neujahrsempfang zogen sich Berlins Regierender Michael Müller und sein Brandenburger Amtskollege Dietmar Woidke (beide SPD) zur Beratung zurück, um eine gemeinsame Linie für den Aufsichtsrat festzulegen. Schon da war klar, dass der Bund nicht einlenkt und Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) bis zuletzt pokert. Schon da waren sich Woidke und Müller einig, es im Notfall auf eine Mehrheitsentscheidung ankommen zu lassen. Schon da war auffällig, wie aufgeräumt, gelöst beide waren. Woidke deutete es an: „Jede weitere Verzögerung schadet dem Projekt.“

Beim BER-Baustart im August 2006 bestand die Flughafengeschäftsführung aus ihrem Sprecher Rainer Schwarz und dem Technischen Geschäftsführer Thomas Weyer. Flankiert wurden sie vom damaligen Bahnchef Hartmut Mehdorn sowie von Bundesverkehrsminister Wolfgang Tiefensee, Berlins Regierendem Klaus Wowereit und Brandenburgs Landeschef Matthias Platzeck. Weyer ging 2008 zum Flughafen München. Sein Nachfolger wurde der damalige BER-Projektleiter Manfred Körtgen, der nach der geplatzten Eröffnung am 3. Juni 2012 gehen musste. Auf ihn folgte im Sommer 2012 Horst Amann. Nachdem auch Rainer Schwarz im Januar 2013 beurlaubt und im Sommer fristlos gefeuert wurde, übernahm im März 2013 Hartmut Mehdorn dessen Posten, der im Oktober dann Horst Amann schasste. Nun geht auch Mehdorn. (mit kt)

Seite 1 und Meinung, Seite 8

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