zum Hauptinhalt

Brandenburg: Anpfiff? Mit Sicherheit

Beamte mit Maschinenpistolen, Anti-Attentat-Quader: Die WM-Fanmeile sorgt für Anspannung

Berlin - Optisch manifestiert sich die Einschätzung der Sicherheitsbehörden in großen Quadern, befüllt mit 1500 Litern Wasser, aufgestellt an den Zufahrtsstraßen zur Fanmeile zwischen Brandenburger Tor und Großem Stern. Am Sonntag, dem 17. Juni, wird die Fanmeile für diese WM erstmals geöffnet, übertragen wird das Spiel der DFB-Elf gegen Mexiko.

Mehr als hundert der großen Quader hat die Berliner Polizei für solche Großveranstaltungen angeschafft. Sie sollen verhindern, dass Attentäter mit Fahrzeugen in Menschenmassen rasen. Tests haben gezeigt, dass Lastwagen, die gegen die Kunststoff-Quader fahren, diese zum Platzen bringen und nach einigen Metern zum Stehen kommen. Die Wasserbehälter sind Ausdruck der weiterhin angespannten Lage nach den Anschlägen von Islamisten in den Großstädten Europas, wie in Berlin im Dezember 2016, als Anis Amri mit einem gestohlenen Lkw auf den Weihnachtsmarkt am Breitscheidplatz gerast war und zwölf Menschen getötet hat.

Zur Sicherheit heißt es auch nach der Innenministerkonferenz in der vergangenen Woche: Es liege eine abstrakt hohe Gefährdungslage vor, wie seit Jahren schon. Die Frage ist nur, wann und wo Attentäter zuschlagen wollen – und welche Maßnahmen bei Großveranstaltungen ergriffen werden, um das zu verhindern. Die Polizei wird jedenfalls deutlich wahrnehmbar sein: Der Anblick von Beamten, die mit Maschinenpistolen patrouillieren, ist fast Alltag geworden.

Jeden Tag werde die Entwicklung in Deutschland und der Welt genau ausgewertet, danach richte sich auch das Personalaufgebot, heißt es bei der Polizei. Auch das Wetter spielt eine Rolle und ob die Spiele in der Woche oder am Wochenende übertragen werden. Die Polizei werde alles dafür tun, dass sich die Gäste der Fanmeile sicher fühlen, so eine Sprecherin.

Die Absprachen mit den Behörden laufen schon seit Monaten, für kommenden Samstag ist der abschließende Sicherheitscheck durch die Behörden geplant. Jede Kleinigkeit wird vorbereitet und überprüft: die Zahl der Rettungskräfte, Standorte der Erste-Hilfe-Stellen, Rettungsgassen für Krankenwagen, Fluchtwege, Zufahrten, Wasserversorgung für die Feuerwehr, Evakuierungsflächen, sogar verschiedene Lautsprecherdurchsagen an die Besucher für diverse Szenarien, vom Unwetter bis zum Ernstfall.

Mehr als 100 Seiten umfasst das Sicherheitskonzept, dass der Veranstalter dem Straßen- und Grünflächenamt des Berliner Bezirks Mitte vorgelegt hat. Dessen Leiter Harald Büttner sagt: „Wir greifen auf vorhandene Muster zurück, vernachlässigen aber nicht die neuen Sicherheitsaspekte und Gefahren. Wir stellen uns den Herausforderungen.“

Die Fanmeile selbst ist mit Zäunen abgesperrt. Die Besucher erwartet ein Bühnenprogramm, ein großer Bildschirm an der Westseite des Brandenburger Tores und sechs weitere entlang der Straße des 17. Juni sowie zahlreiche Imbissbuden. Für Autos ist die ganze Strecke bis zum Ende der Weltmeisterschaft gesperrt. Gezeigt werden alle Spiele der deutschen Nationalelf sowie alle Spiele ab dem Achtelfinale. Dann ist die Fanmeile von mittags bis nachts gesperrt, an den anderen Tagen ohne WM-Übertragung darf auf der Meile spaziert und geradelt werden.

Zugang zur Fanmeile gibt es nur über Checkpoints, mehrere hundert Mitarbeiter von Sicherheitsdiensten sind im Einsatz und kontrollieren die Besucher – rund 250 000 dürfen auf die Meile, dann ist Schluss. Rucksäcke und Taschen sind untersagt, ebenso Glasflaschen, eigene alkoholische Getränke, Feuerwerk, Sprühdosen, Stühle, Leitern, Fanfaren, Laserpointer und Fahnenstangen, die länger als einen Meter sind.

Am Sonntagmittag vor dem Spiel gegen Mexiko treffen sich alle Behördenvertreter in der Koordinierungszentrale, sowie bei jedem weiteren Spiel. Die Senatsinnenverwaltung legt dann ihre tagesaktuelle Einschätzung zur Sicherheitslage vor, dabei spielen selbst Staatsbesuche oder Demonstrationen in der Nähe eine Rolle.

Harald Büttner vom Grünflächenamt Mitte sagt, bei den Kontrollen und sichtbaren Maßnahmen gehe es auch um das Sicherheitsgefühl der Menschen. In der kommenden Woche werden alle Sicherheitshinweise etwa zu verbotenen Gegenständen veröffentlicht – Besucher aus Ländern wie Japan oder Israel wüssten da schon besser Bescheid. Immerhin wird an den Zugangspunkten auch auf die persönlichen Grenzen der Besucher Rücksicht genommen – so werden laut Büttner Muslimas anwesend sein, um muslimische Frauen zu kontrollieren. Alexander Fröhlich

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false