zum Hauptinhalt

Abtreibungen in Berlin und Brandenburg: Keine Lust auf die Pille

In Berlin und Brandenburg gibt es deutlich mehr Abtreibungen als im Bundesdurchschnitt.

Von Sandra Dassler

Potsdam / Berlin - Die gute Nachricht verkündete das Landesamt für Statistik an diesem Mittwoch: 2013 ist die Zahl der Schwangerschaftsabbrüche weiter gesunken – in Berlin um 5,1 Prozent (469 Abbrüche) und in Brandenburg um 0,9 Prozent (33 Abbrüche). Bundesweit gab es eine Reduzierung um 3,8 Prozent. In absoluten Zahlen waren das im vergangenen Jahr 8800 Schwangerschaftsabbrüche in Berlin und 3464 in Brandenburg.

Vergleicht man allerdings diese Zahlen mit denen in anderen Bundesländern, gibt es wenig Anlass zur Freude, sagt Heike Weinert, Sprecherin der Berliner Techniker Krankenkasse (TK): „Im Bundesdurchschnitt kommen da 56 Schwangerschaftsabbrüche auf 10 000 Frauen im gebärfähigen Alter“, sagte sie dieser Zeitung: „In Berlin sind es 103 Abbrüche, also fast doppelt so viele, und in Brandenburg 69.“

Die Tendenz ist nicht neu, sagte die TK-Sprecherin, deshalb sei man natürlich froh über jeden Eingriff weniger. Etwa die Hälfte aller Frauen mit Hauptwohnsitz in Berlin und Brandenburg, die 2013 abtrieben, waren zwischen 20 und 30 Jahre alt. Rund sieben Prozent der Frauen in beiden Ländern waren bereits älter als 40 Jahre. Sorge bereitet nicht nur den Krankenkassen die Tatsache, dass die überdurchschnittlich hohe Zahl der Abtreibungen auch Jugendliche in beiden Ländern betrifft. So unterbrachen im letzten Jahr 730 Berlinerinnen ihre Schwangerschaft. In der Altersklasse 15 bis 17 Jahre liegt Berlin – so TK-Sprecherin Heike Weinert – bezogen auf die Einwohnerzahl – ganz „vorn“. Die Altersgruppe der 18- und 19-jährigen Hauptstädterinnen kommt hinter Bremen auf Platz zwei.

Angesichts dessen wirkt es fast makaber, dass die Berliner Teenager weit weniger als ihre Altersgefährten in anderen Bundesländern die Antibabypille nehmen. Das ergab eine statistische Erhebung der Verordnungen mit Kontrazeptiva durch die Techniker Krankenkasse. Die wertete dazu Daten von 370 000 weiblichen Versicherten im Alter zwischen 13 und 20 Jahren anonym aus. Danach hat sich nur jeder dritte weibliche Teenager in Berlin im vergangenen Jahr ein Verhütungsmittel verschreiben lassen. Bundesweit waren es über 42 Prozent.

Die TK weist daher darauf hin, dass gesetzliche Krankenkassen bis zum vollendeten 20. Lebensjahr die Kosten ärztlich verordneter empfängnisverhütender Mittel tragen. Das sei sinnvoll, sagt die Berliner TK-Chefin Susanne Hertzer, weil ein Schwangerschaftsabbruch gerade für junge Frauen „nicht nur eine körperliche, sondern auch eine große psychische Belastung darstellt“.

Die Brandenburger Teenager liegen mit 268 Schwangerschaftsabbrüchen weit über dem bundesdeutschen Durchschnitt, lassen sich aber laut TK-Studie fast genauso viele Antibabypillen verschreiben wie ihre Altersgenossen anderswo. Sandra Dassler

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false