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Geschichtsstunde. Die Schüler der Albert-Gutzmann-Schule aus Wedding wussten vor dem Film wenig über den Mauerfall.

© Nina Breher

30 Jahre Mauerfall: Wie ein Trickfilm deutsch-deutsche Geschichte für Kinder erzählt

"Fritzi - Eine Wendewundergeschichte" bringt Schülern die Geschehnisse aus dem Herbst 1989 näher. Bei der Berlin-Premiere hatten die Zuschauer viele Fragen.

Nach der Premiere von „Fritzi“ ist sich die achtjährige Holle aus Pankow sicher: „Dieser Film sollte in der Schule gezeigt werden.“ Darin ist sie sich einig mit Eltern und Lehrern, die den Film am Mittwoch gemeinsam im Kino International in Friedrichshain sahen.

Dabei wirkt das Thema des Kinderfilms auf den ersten Blick sperrig. Der Untertitel: „Eine Wendewundergeschichte“. Star des Animationsfilms, der auf einem Kinderbuch von Hanna Schott basiert, ist die zwölfjährige Fritzi aus Leipzig. Er spielt im Herbst 1989, das Ende der DDR steht kurz bevor. Fritzi erlebt die Verwerfungen der Wendezeit, als eine Freundin von ihr nicht aus dem Urlaub in Ungarn zurückkehrt.

Was die Macher dazu bewogen hat, 30 Jahre nach der Wende diesen Film zu machen? „Wir sind davon ausgegangen, dass Kinder heute nichts oder kaum etwas über die Wende wissen“, sagen die Regisseure Ralf Kukula und Matthias Bruhn am Premierenabend. Beide haben schon viele Animationsfilme für Kinder gedreht.

Dort die Guten, da die Bösen?

Tatsächlich wissen die meisten Kinder, die die Premiere sehen, nur wenig über diesen Teil der deutsch-deutschen Geschichte. „Auf der einen Seite waren die Guten, auf der anderen die Bösen“, sagt Nadswa, die die Albert-Gutzmann-Schule im Wedding besucht Wer auf welcher Seite war, weiß sie nicht. Ihre Klassenkameradin Essa sagt ganz offen: „Ich weiß von nichts.“ Die Schulklasse der beiden besucht den Film im Rahmen eines Ferienprojekts in Kooperation mit dem „MACHmit!“-Museum.

Passend, dass auch Film-Heldin Fritzi dem Thema ähnlich gegenübersteht wie viele Kinder im Kino International: etwas naiv. Fritzis beste Freundin Sophie flieht mit ihren Eltern in den Westen. Ihr Hund Sputnik bleibt bei Fritzi zurück. Fritzi versteht nicht, warum sie und Sputnik Sophie nie wiedersehen sollen. Warum kann Sophie nicht zurück? Warum demonstrieren jeden Montag immer mehr Menschen auf Leipzigs Straßen? Und wieso haben ihre Eltern eigentlich so viel Angst vor „dieser Stasi“?

Warum glich die Mauer eher einem Zaun?

Im Laufe des Films lernt Fritzi viel über die DDR und die friedliche Revolution – gemeinsam mit den Kindern. Die sind nach dem Film begeistert: „Das war spannend. Ich hatte zwar einen Schimmer davon, dass Deutschland mal geteilt war, aber heute habe ich total viel dazugelernt“, sagt die achtjährige Martha Luise. So erfüllt der Film beides: pädagogischen Anspruch und unterhaltend zu sein.

Als Robert Ide, Geschäftsführender Redakteur des Tagesspiegel, die Runde für Fragen öffnet, schnellen die Hände in die Höhe. Die Kinder wollen wissen, warum die Mauer aufging, warum Polizisten Menschen auf der Demonstration festnahmen oder warum die Mauer eher einem Zaun glich und nicht wie eine Mauer aussah? Historikerin Anja Schröter, als Expertin eingeladen, beantwortet die Fragen bereitwillig.

Auch für viele Eltern ist Filmheldin Fritzi an diesem Abend eine Identifikationsfigur, viele waren damals so alt wie sie. Das weckt Erinnerungen: „Der Film ist bis ins letzte Detail realistisch“, sagt eine Mutter.

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