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Prediger in der Diaspora: Heiner Koch steht dem Erzbistum Berlin vor.

© picture alliance/dpa/Annette Riedl

Viele leben nur in ihrer „Blase“: Berlins Erzbischof Koch beklagt Armut durch Abschottung der Milieus

„Der andere ist völlig fremd“: Erzbischof Heiner Koch bedauert das am Leben in der Großstadt – und schätzt da mehr seine rheinische Heimat. Die Kirche hat es schwer in der Hauptstadt.

Die Menschen in der Bundeshauptstadt brauchen aus Sicht des Berliner Erzbischofs Heiner Koch mehr verbindende Feste und Traditionen. „In Berlin leben viele Menschen in ihrer begrenzten 'Blase': Gleichgesinnte unter sich, mit gleichem Stil und der gleichen Kultur“, sagte Koch im Interview der „Berliner Zeitung“.

Koch, der in Düsseldorf geboren wurde und später auf verschiedenen Stellen im Erzbistum Köln eingesetzt war, verwies auf seine rheinische Heimat. Dort habe fast jeder Ort sein eigenes Fest, „das die ganze Stadt prägt und verbindet“. Ein solches vermisse er in Berlin. „Der andere ist völlig fremd. Diese absolute Fremdheit zwischen den Milieus, das ist ein Stück Armut.“

Erzbischof: Wo die Familie fehlt, bricht oft der Glaube weg

Ein solcher Verlust von Tradition ist laut dem Erzbischof auch ein Grund für steigende Austrittszahlen aus der Kirche. „Die Kirche ist wie eine lieb gewonnene Verwandte, die man früher öfters besucht hat und jetzt immer weniger“, so Koch. Im vergangenen Jahr traten im Erzbistum Berlin rund 11.000 Menschen aus der Kirche aus.

Trotz steigender Austrittszahlen nehme er die katholische Kirche in der Hauptstadt weiter als relevante Größe wahr, mit vielen Ehrenamtlern und einer aktiven Caritas, erklärte der Erzbischof. Zudem träten eher Zugezogene und weniger gebürtige Berliner aus. „Das könnte ein Indiz sein, dass der Glaube den stützenden Rahmen der Familie oder der Pfarrgemeinde braucht. Wo der wegbricht, bricht für viele auch der Glaube weg.“

Generell erlebe er gerade in den ehemaligen DDR-Bezirken seines Erzbistums eine starke ökumenische Offenheit, sagte Koch. „Ich firme in Brandenburg oft in evangelischen Kirchen, und es ist selbstverständlich, dass der Pfarrer mich begrüßt und beim Gottesdienst auch dabei ist. Wir sind Christen, und wir halten zusammen.“ Das Christentum habe eine universale Botschaft, die für alle Menschen gelte. (KNA)

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