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Berlins Umweltsenatorin Dr. Manja Schreiner.

© imago/snapshot

Update

Nach erstem Verdacht durch Plagiatsjäger: Verkehrssenatorin Schreiner will Doktorarbeit durch Uni überprüfen lassen

Die CDU-Politikerin möchte sich Anfang kommender Woche an die Uni wenden. Derzeit wird ihre Dissertation von der Plattform „Vroniplag Wiki“ auf Plagiate untersucht.

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Berlins Verkehrssenatorin Manja Schreiner (CDU) will ihre Doktorarbeit durch die Universität Rostock überprüfen lassen. Dies sagte eine Sprecherin der Senatorin am Sonntag dem Tagesspiegel. Anfang der kommenden Woche werde man sich mit der Universität in Verbindung setzen.  Zuerst hatte der rbb über die Absichten der Senatorin berichtet.

Wie zuvor bekannt wurde, überprüfen derzeit Plagiatsjäger der Plattform „Vroniplag Wiki“ die Dissertation von Schreiner. Die Überprüfung durch die Plattform, die auf Plagiate von Hochschulschriften spezialisiert ist, ist noch nicht abgeschlossen. 150 Textfragmente seien schon überprüft, hieß es am Sonntagmittag auf der entsprechenden Internetseite. Für 63 von ihnen ist ein Plagiatsverdacht vermerkt. 85 Textfragmente seien noch nicht gesichtet worden.

Die bereits aufgeführten Plagiatsvorwürfe beziehen sich auf einzelne Textstellen, nicht auf ganze Seiten. Bei den meisten bereits überprüften Textstellen handelt es sich um sogenannte „Bauernopfer“. Dabei werden Quellen zwar genannt, für die betreffenden Textstellen wurden aber keine Anführungszeichen genutzt, oder die Textübernahme geht über den Verweis hinaus.

Die Universität Rostock, an der Schreiner 2007 mit der Arbeit „Arbeitnehmerberücksichtigung im Übernahmerecht“  promoviert wurde, war am Wochenende zunächst nicht für eine Stellungnahme zu erreichen. Wie die Hochschule reagieren wird, ist demnach noch offen. Auch ist unklar, wie lange eine Überprüfung durch die Universität dauern könnte. In anderen Fällen hatten Untersuchungen mehrere Monate in Anspruch genommen.

Wenn das so oft passiert, dann kann man schon von einem ernsthaften Fall sprechen.

Debora Weber-Wulff, pensionierte Hochschullehrerin und Mitwirkende von „Vroniplag Wiki“

Debora Weber-Wulff, pensionierte Hochschullehrerin und Mitwirkende von „Vroniplag Wiki“, hat die Doktorarbeit der Verkehrssenatorin nach eigenen Angaben per Fernleihe besorgt. Sie sagte dem Tagesspiegel: „Es ist sehr ernst, wenn es sich um sogenannte Bauernopfer handelt.“ Ein- oder zweimal könne so etwas passieren. „Wenn das aber so oft passiert, dann kann man schon von einem ernsthaften Fall sprechen“, sagte sie. Wenn die Überprüfung und Dokumentation vollständig abgeschlossen sei, werde die Universität informiert, kündigte Weber-Wulff an.

Erste Reaktionen aus der Politik

Aus der Landespolitik gab es am Sonntag erste Reaktionen. Sebastian Walter, Parlamentarischer Geschäftsführer der Grünen-Fraktion, begrüßte das Vorhaben Schreiners, die Arbeit selbst untersuchen zu lassen: „Die Vorwürfe im Raum scheinen substanziell“, sagte er dem Tagesspiegel. Es sei ein erster Schritt, dass Schreiner für eine Überprüfung offen sei. „Sie muss aber selbst dazu beitragen, dass die Vorwürfe vollständig aufgeklärt werden“, forderte Walter.

Auch Tobias Schulze, wissenschaftspolitischer Sprecher und stellvertretender Fraktionsvorsitzender der Linken im Abgeordnetenhaus, meldete sich zu Wort: „Dissertationen haben in der Berliner Landespolitik ja mittlerweile eine gewisse Tradition“, sagte er dem Tagesspiegel. Es sei gut, dass Senatorin Schreiner von sich aus die Überprüfung beauftrage. „Die Universität Rostock sollte nun nach transparenten wissenschaftsbasierten Verfahren zu einer Einschätzung kommen“, sagte der Politiker weiter. Es gehe vor allem um die Reputation der Universität und die Verlässlichkeit ihrer wissenschaftlichen Standards.

Erstmals bekannt wurden die Vorwürfe durch einen in dieser Woche erschienen Gastbeitrag für die „Neue juristische Wochenschrift“. Darin hatte der Frankfurter Professor Roland Schimmel von den Vorwürfen berichtet.

Bislang scheint der Fall nicht vergleichbar mit bekannten Plagiatsfällen von Politikern wie dem der damaligen Bundesfamilienministerin und späteren Regierenden Bürgermeisterin Berlins, Franziska Giffey (SPD), oder gar des ehemaligen Bundesverteidigungsministers Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU). Sowohl Giffey als auch Guttenberg waren aufgrund der schwerwiegenden Vorwürfe von ihren Ämtern zurückgetreten, beiden wurde der Doktorgrad entzogen. Ein weiterer bekannter Fall ist der der ehemaligen Bundesfamilienministerin Annette Schavan (CDU). Auch sie trat nach der Aberkennung ihres Doktorgrads zurück.

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