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Arbeiter sind am Donnerstag mit dem Abbau beschäftigt.

© Hannes Schrader

Aktion des „Zentrums für Politische Schönheit“: Umstrittene Säule vor dem Reichstag wird abgebaut

Sie sollte die Asche von jüdischen NS-Opfern enthalten, das hatte viel Kritik ausgelöst. Nun wird die Stele entfernt.

Die umstrittene Stahlsäule des Künstlerkollektivs „Zentrum für politische Schönheit“ (ZPS) vor dem Reichstagsgebäude wird seit Donnerstagvormittag abgebaut. Das bestätigte ZPS-Gründer Philipp Ruch. Am Freitag hätte das Bezirksamt Mitte ansonsten mit der Beseitigung der inzwischen einbetonierten Säule begonnen, wie Bezirksbürgermeister Stephan von Dassel (Grüne) sagte.

"Die schönste Schwursäule nützt wenig ohne einen gesellschaftlichen Grundkonsens unter den progressiven Kräften", schrieb Ruch in einer SMS an den Tagesspiegel. "Das Gelände der Krolloper, dort wo der Konservatismus die deutsche Demokratie verraten hat, wird in diesem Jahrzehnt zu den zentralen politischen Erzählungen gehören. Und jetzt wieder gänzlich ohne historische Stütze."

Auf die Frage, ob er sich nun einen staatlichen Erinnerungsort am Ort der Krolloper wünsche, sagte Ruch: "Ja, unbedingt."

[Ein ausführliches Interview mit ZPS-Gründer Philipp Ruch über Aktionen zum Holocaust finden Sie hier.]

Vor Ort waren am Donnerstag Bauarbeiter mit dem Abbau beschäftigt. Der Bauzaun wurde vom Bezirksamt abgeholt, rund um die Stele wurde bis zum Fundament gegraben, der Beton wurde mit einem Presslufthammer gelöst. Der Auftrag habe die Firma am Morgen erreicht, sagte ein Verantwortlicher vor Ort. Zur Stunde warte man auf einen Kran, der die Stele aus dem Boden heben soll. Danach werde das Loch geschlossen. Am Nachmittag sollen die Arbeiten abgeschlossen sein.

Eigentlich sollte die Säule längst verschwunden sein

Das für umstrittene Aktionen bekannte ZPS stand für das Aufstellen der Säule von Beginn an in der Kritik. Es hatte behauptet, die Stele enthalte Asche von Opfern der Massenmorde der Nazis. Das ZPS hatte die Asche nach eigenen Angaben anschließend entfernt und der Orthodoxen Rabbinerkonferenz Deutschland übergeben, die sie auf einem jüdischen Friedhof beigesetzt hatte, wie die Rabbinerkonferenz bestätigte.

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Das Bezirksamt hatte den Verantwortlichen eine Frist zur Beseitigung bis zum 20. Dezember 2019 gesetzt, der das Künstlerkollektiv widersprochen hatte. ZPS-Sprecher Ruch begründete den Abbau der „Gedenkstätte“ mit der nun erfolgten Abweisung des Einspruchs.

Anfang Januar hatte eine Gruppe von etwa 20 Menschen, darunter auch jüdische Aktivisten, versucht, die Säule abzubauen. „Mit Asche von Opfern des Holocaust sollte man keine Kunst und Politik machen“, hatte der Autor Eliyah Havemann zur Begründung gesagt. (mit dpa)

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