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Dubiose Anrufe. Die Polizei rät in diesen Fällen, sofort das Gespräch zu beenden.

© imago images/Cavan Images

Täter geben sich als Europol-Mitarbeiter aus: Telefonbetrüger verursachen Schaden von mehr als 320.000 Euro in Berlin

Seit März registrierte die Berliner Polizei rund 4300 betrügerischer Anrufe von angeblichen Europol- Mitarbeitern. Die Täter gehen bundesweit vor.

Viele Tausend Menschen sind bereits auf Telefonbetrüger hereingefallen, die sich als Mitarbeiter von Europol – in manchen Fällen auch von Interpol – ausgeben und auf diese Weise teils etliche Tausend Euro ergaunern.

Allein in Berlin wurden nach Angaben der Polizei seit März rund 4300 Anzeigen erstattet. Bis Mitte Juli hatte die die Polizei rund 3500 betrügerische Anrufe registriert. Und in 60 Prozent dieser angezeigten Fälle waren die Täter erfolgreich und hatten Geld erbeutet.

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Der in Berlin gemeldete Schaden lag damals schon bei insgesamt 320.000 Euro. Die Spanne bei den einzelnen Schadenssummen, wenn die Betrüger wirklich Geld erbeuten konnten, bewegt sich nach Angaben der Berliner Polizei zwischen Beträgen im hohen dreistelligen und einem mittleren fünfstelligen Bereich.

Die Zahl der Angerufenen dürfte um ein Vielfaches höher liegen als offiziell bekannt; die allermeisten von denen, die den Schwindel ahnen und die Anrufe sofort beenden, werden anschließend keine Anzeige erstatten. Die Berliner Polizeipressestelle weiß auch von eigenen Kollegen, die entsprechende betrügerische Anrufe erhalten haben.

Die Polizei rät, das Gespräch zu beenden

Die Täter gehen folgendermaßen vor: In der Regel erscheint eine deutsche Mobil- oder Festnetznummer auf dem Display des Handy. Eine englische Bandansage teilt mit, der Anruf komme von Europol. In manchen Fällen wird auch Interpol genannt. Die Personalpapiere seien bei illegalen Tätigkeiten aufgefallen. Man solle für weitere Informationen die Eins drücken. Davon rät die Polizei dringend ab, stattdessen soll man sofort das Gespräch beenden.

Wer nicht sofort auflegt, sondern weiter am Telefon bleibt, wird mit einem vermeintlichem Europol-Mitarbeiter verbunden. Der teilt den Opfern etwa mit, dass im Rahmen der Ermittlungen die Konten gesperrt werden. „Ihnen wird nun von den Anrufenden angeboten, dass diese ihr Geld übergangsweise schützen könnten. Hierzu sollen die Betroffenen ihr Geld auf verschiedenen Wegen ins Ausland transferieren“, schildert die Polizei die Gesprächsinhalte.

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Im weiteren Verlauf überreden die Täter die Angerufenen, eine Fernwartungssoftware (AnyDesk) herunterzuladen und anschließend Geld zu überweisen. Anders als bei anderen Telefonbetrügereien, bei der sich die Kriminellen vor allem ältere Menschen anhand ihrer Namen in Telefonverzeichnissen als Opfer suchen – Stichwort Enkeltrick – , werden wahllos bei diesem Vorgehen Zehntausende von Handynummern gewählt. Betroffene berichten davon, dass sie durchaus mehrfach – auch von unterschiedlichen Nummern angerufen wurden und dass sie diese dann gesperrt haben.

Weder die örtliche Polizei noch internationale Dienststellen wie Interpol oder Europol würden jemals telefonisch um die Überweisung von Geld bitten, teilte die Polizeipressestelle mit. Sie rät, am Telefon keine Details zu persönlichen oder finanziellen Verhältnissen preiszugeben, nicht den Aufforderungen der Anrufer zu folgen, sich nicht in ein Gespräch verwickeln oder unter Druck setzen zu lassen, sondern aufzulegen. Vor allem soll man niemals Geld an unbekannte Personen überweisen oder übergeben. Wer um Geld betrogen wurde, soll Strafanzeige bei der örtlichen Polizei erstatten.

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