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© Timo Bobert

Tagesspiegel-Genussmarkt in Berlin: Regionale Händler, Promis – und Einblicke in die Lokalredaktion

Der Genussmarkt hat viele Besucher auf das Gelände des Tagesspiegels gelockt. Neben regionaler Genussvielfalt gab es spannende Streitgespräche, unter anderem mit Renate Künast.

Auf dem Tagesspiegel-Gelände am Anhalter Bahnhof riecht es normalerweise allenfalls leicht nach Auto. An diesem Sonntag aber zogen köstliche Grilldüfte durch Außenbereiche und Flure, gespeist aus zahlreichen Quellen. Und noch wichtiger war angesichts des Wetters, was eher Kühlung versprach: Eis, kalte Getränke. Der Tagesspiegel-Genussmarkt wurde zum Hochsommerfest im September, was der Stimmung keinerlei Abbruch tat.

Aber es ging natürlich nicht nur um leckeres Essen und sommerliche Drinks nach Harald Juhnkes Motto „Keine Termine und leicht einen sitzen“. Das geht gar nicht, zumal, wenn man Leser hat, die auch schon mal mit einem T-Shirt aufkreuzen, auf dem in großen Lettern „Essen ist politisch!“ steht.

Diesem Anspruch wurde der Genussmarkt zunächst durch die Auswahl der Aussteller gerecht, die durchweg aus Berlin und Brandenburg kamen – wenngleich manches dort angebotene Lebensmittel eine etwas weitere Reise hinter sich hatte.

Die Aussteller auf dem Genussmarkt kamen durchweg aus Berlin und Brandenburg.

© Timo Bobert

So zum Beispiel, ständig umlagert und gut beschäftigt, beim Stand des Neuköllner Händlers „Peppikäse“, wo zu lernen war, dass die „Belper Knolle“ tatsächlich kein Wurzelgemüse ist, sondern eine schweizerische Käsespezialität.

Der umtriebige Berliner Slow-Food-Spezialist Bernd Gasser brachte gleich mehrere regionale und überregionale Aspekte zusammen: Er ist nicht nur Motor des Vereins „Kochen & mehr“, sondern macht sich auch für die Würste seiner hessischen Heimat stark und vermittelt Koch-Azubis nach Venedig.

Regionale Vielfalt auf dem Tagesspiegel-Genussmarkt ein großes Thema

Generell allerdings glich das Angebot ein wenig jenem aus der Brandenburg-Halle der Grünen Woche. Nur, dass die Aussteller hier kleiner, feiner waren. Erstaunlich, wie viele kleine Bauernhöfe rund um Berlin das Streben nach Qualität für sich entdeckt haben.

Was sie produzieren, findet oft frisch den Weg in die Hauptstadt, manches aber auch verarbeitet als Käse, Schnaps oder Konserve. Nicht zu vergessen: Auch als hochwertiger Wein, wie ihn die Familie Wobar an den Hängen der ehemaligen Großräschener Kohlengruben anbaut.

Der Genussmarkt lockte viele Besucher auf das Tagesspiegel-Gelände.

© Timo Bobert

Gasser sagte: „Die Stimmung ist toll, die Besucher sind gut informiert, das macht Freude.“ Das galt aber nicht nur für die übers ganze Gelände verteilten Stände, sondern auch für das Rahmenprogramm des Tagesspiegels mit prominenten Gästen.

Essen ist politisch. Warum? Das kann kaum jemand besser erklären als Renate Künast, die ehemalige Landwirtschaftsministerin, die im Gespräch mit Tagesspiegel-Herausgeber Stephan-Andreas Casdorff kämpferisch für Biolandbau und Ernährungswende stritt. Weniger grundsätzlich ging es bei Schulredakteurin Susanne Vieth-Entus zu, die mit Fachleuten über die Frage diskutierte, wie gut das Schulessen sein könne.

Die ehemalige Landwirtschaftsministerin Renate Künast (Grüne) im Gespräch mit Tagesspiegel-Herausgeber Stephan-Andreas Casdorff.

© Timo Bobert

Starkoch Tim Raue, der für die Veranstaltung sogar seinen eisern verteidigten privaten Sonntag geopfert hatte, erläuterte seine Version von Regionalisierung: Er hat seit einigen Wochen ein von Berlin und Brandenburg inspiriertes Menü zusätzlich zu seinem asiatischen auf die Karte gesetzt – mit Erfolg gerade bei internationalen Gästen.

Die richtige Ernährung für eine gesunde Entwicklung der Kinder und ein normalgewichtiges Erwachsenenleben waren die Themen der „Sprechstunde“ am Nachmittag. Warum uns die Vorliebe für Zucker in die Wiege gelegt ist, wie Eltern ihren Kindern die Liebe für Broccoli näherbringen können und warum keine der allgemeinen Diäten auf Dauer Erfolg bringt, darüber sprach Ernährungs- und Adipositas-Expertin Susanna Wiegand von der Charité mit Ingo Bach, Leiter der Tagesspiegel-Gesundheitsredaktion.

Und ganz am Rande ging es sogar um Löwen. Allerdings nicht zum Essen, sondern um den vermeintlichen, der kürzlich Kleinmachnow erregt hatte. Im Werkstattgespräch, drei Stockwerke über dem Marktgeschehen, erläuterte die stellvertretende Ressortleiterin des Berlin-Ressorts Melanie Berger, wie die Lokalredaktion mit solchen Phänomenen umgeht. „Sie schicken Ihre Leute doch nicht in Lebensgefahr?“, fragte ein Leser, sie konnte beruhigen: „Nicht hinter die Absperrungen.“ Darauf eine Grillbratwurst, garantiert vom Wildschwein – möglicherweise aus Kleinmachnow.

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