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Berlin, ich brauche Informationen zu: das Hauptstadtportal berlin.de nach dem Relaunch.

© BerlinOnline Stadtportal GmbH & Co. KG/Screenshot: Tagesspiegel

Selten war faktisches Elend schöner verpackt: Berliner Verwaltung präsentiert neue Homepage

Das Bürgerportal berlin.de zeigt sich nach einem Relaunch im neuen Look. Doch die Probleme bleiben die alten.

Eine Glosse von Bernd Matthies

Oft ist die Verpackung wichtiger und schöner als der Inhalt – das ist im Leben nicht anders als in der Politik. Denken wir nur an Franziska Giffey, die ihre Gesetzesvorhaben immer mit so schön griffigen Titeln („Gute-Kita-Gesetz“) versah, dass viele glaubten, die Realität könne nun gar nicht anders, als voller Optimismus zu folgen.

Wir wissen: Sie dachte gar nicht dran, die Realität. Aber die Methode der Aufhübschung von Missständen ist damit nicht tot. Auch der neue Berliner Senat hat das Problem, dass die Wähler von ihm Schweres und Unmögliches erwarten, und das sofort. Deshalb lohnt es sich auch so sehr, das neugestaltete Bürgerportal berlin.de anzuschauen, eine der ersten Neuerungen, an denen der Senat zumindest ein wenig beteiligt war.

Und das ist tatsächlich supercool, da haben mehr als 3000 Mitarbeiter den Titel „Redakteure“ erhalten, das ist eine Art Wikipedia der Verwaltung, nicht wahr? Oben schreitet der Bär, und er hat für alle Anliegen ein weit offenes Ohr: „Berlin, ich brauche Informationen zu ...“ steht dort, und wer seinen Suchbegriff eintippt, der ist drin, ganz einfach. Okay, zum Sinn des Lebens findet sich dort nichts, aber doch, sagen wir, zur Verlängerung des Reisepasses?

Ungläubig werden wir zur berlinweiten Terminbuchung weitergeleitet. So einfach! Äh, nein, denn dazu sagt auch das neue Portal: „Leider sind aktuell keine Termine für ihre Auswahl verfügbar“. Personalausweis verlängern? Yessss! 2. Juni, Karow und Prenzlauer Berg, ups, schon wieder weg. Wer zurückspringt, muss zurück auf Los und eine Minute auf neue Termine warten, wenn es denn welche gibt. Gibt aber keine vor August.

Sagen wir also mal so: Im neuen Portal ist schon sehr viel Schönes drin. Man erfährt viel über die Berliner Verwaltung, und wie sie (theoretisch) funktioniert, selten war faktisches Elend hübscher verpackt. Es wäre also sicher besser gewesen, erst einmal die Verwaltung in Gang zu bringen und dann das Portal. Nur hätte auch dieser Senat dann lange Zeit überhaupt nichts vorweisen können.

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