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Bindemittel liegt Montagvormittag auf dem Gehweg am mutmaßlichen Tatort in der Zimmerstraße. Der nahe dem Checkpoint Charlie in Berlin angeschossene Mann ist gestorben.

© dpa/Bernd von Jutrczenka

Update

Schüsse am Checkpoint Charlie in Berlin: 44-Jähriger stirbt im Krankenhaus – Ermittler vermuten Bandenkrieg

An der Zimmerstraße in Kreuzberg ist ein Mann getötet worden. Die Tat soll zu einer Fehde im Berliner Clan-Milieu gehören, bei der in den vergangenen Wochen öfter geschossen wurde.

| Update:

Unweit vom Checkpoint Charlie in Berlin ist am Sonntag ein Mann niedergeschossen worden. Rettungskräfte versuchten den 44-Jährigen zu reanimieren, er starb jedoch wenig später im Krankenhaus. In der Rettungsstelle versammelten sich aufgebrachte Angehörige. Um die Klinik zu sichern, rückten Polizisten an.

Eine Mordkommission ermittelt nun. Der 44-Jährige war gegen 20 Uhr in der Kreuzberger Zimmerstraße zu Fuß unterwegs, als Schüsse fielen. Er wurde mehrfach getroffen und brach auf dem Gehweg zusammen.

Das Areal um den früheren DDR-Grenzübergang Checkpoint Charlie, der zwischen Mitte und Kreuzberg liegt, wurde weiträumig abgesperrt. Zum Hintergrund der Tat machten Polizei und Staatsanwaltschaft am Montag zunächst keine Angaben.

Polizeibeamte stehen Montagvormittag rund um den mutmaßlichen Tatort in der Zimmerstraße.
Polizeibeamte stehen Montagvormittag rund um den mutmaßlichen Tatort in der Zimmerstraße.

© dpa/Bernd von Jutrczenka

Nach Tagesspiegel-Informationen gehen einzelne Ermittler aber von einer Fehde zwischen einem einschlägig bekannten Clan sowie einer Bande aus Angehörigen verschiedener Familien aus. In der Nähe des Tatorts wurden diverse Männer überprüft, ein Haftbefehl wurde nicht erlassen.

Die Ermittler wollten aber auch prüfen, hieß es von Kennern der Vorgänge, ob die Tat mit einer Schießerei im Februar 2020 vor dem nahen Tempodrom zusammenhängt. Damals hatten sich Männer türkisch-kurdischer Familien vor der Veranstaltungshalle versammelt, ein 42-jähriger Türke wurde erschossen. Einen Verdächtigen konnte die Berliner Polizei nicht festnehmen.

Die Schüsse fielen am Sonntagabend gegen 20 Uhr. Das 44-jährige Opfer war zu Fuß in der Zimmerstraße unterwegs.
Die Schüsse fielen am Sonntagabend gegen 20 Uhr. Das 44-jährige Opfer war zu Fuß in der Zimmerstraße unterwegs.

© dpa/Manuel Genolet

Die Tat in der Nacht zu Montag, so die vagen Erwägungen aus der Justiz zur ersten Hypothese, könnte demnach zu einer Serie an Auseinandersetzungen zwischen dem Rabih-Clan und einer Clique junger Männer gehören, von denen die meisten aus dem Kreuzberger Graefekiez stammen.

Dazu gerechnet werden könnte, auch das ist nicht sicher, eine Gewalt-Nacht aus dem Februar. Vor drei Wochen hatten sich Männer zweier Lager erst in Neukölln, dann in Kreuzberg heftig attackiert. Drei Verletzte mit Stichwunden kamen in das Kreuzberger Urban-Krankenhaus. Auch damals rückte die Polizei an, weil viele Angehörige die Notaufnahme blockierten.

Das ist nach Auseinandersetzungen zwischen Angehörigen polizeibekannter Großfamilien üblich. In den vergangenen Jahren kam es in solchen Situationen immer wieder zu Angriffen auf Pflegekräfte, Ärzte und andere Patienten. Schon nach der Auseinandersetzung im Februar hatten Ermittler explizit vor Racheakten im Milieu gewarnt.

Offiziell unbestätigten Angaben zufolge gab es nach jener Februar-Nacht „einzelne Bezüge“ zu einem Fall auf den „Maientagen“ in der Hasenheide: Im April 2022 war Mohamed Rabih auf dem Volksfest erstochen worden. Ein 22-Jähriger wurde dafür zu acht Jahren Haft verurteilt. Schon der Bruder des Toten war 2018 durch Schüsse am nahen Tempelhofer Feld getötet worden.

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