Samba, Müll und Glitzerschminke: Hunderttausende feierten am Pfingstwochenende den Karneval der Kulturen
Erstmals seit drei Jahren Corona-Pause fand in Kreuzberg der Karneval der Kulturen statt. Er verlief weitgehend friedlich – aber eine Spur des Drecks blieb.
- Colin Ivory Meyer
- Lotte Buschenhagen
| Update:
Hunderttausende haben am Pfingstwochenende beim Karneval der Kulturen (KdK) in Kreuzberg gefeiert. Am Sonntag rollte der Umzug bei Sonnenschein erstmals nach drei Jahren Corona-Pause wieder durch Berlin. Am Montag sprachen die Veranstalter von 550.000 Teilnehmern beim Umzug und weiteren 560.000 beim viertägigen Straßenfest rund ums Hallesche Tor und die Blücherstraße. Auch die Polizei, die laut eigenen Angaben mit 1300 Beamten im Einsatz war, schätzte die Teilnehmerzahlen für das gesamte Wochenende auf mehrere Hunderttausend.
Der Karneval erfüllte seinen Anspruch, die Vielfalt der Stadt zu feiern. KdK-Direktorin Geraldine Hepp sprach mit Blick auf die Teilnehmer von einem „unglaublich diversen Querschnitt der Berliner Stadtgesellschaft“.
Ärger lösten unter Anwohnern Müll und Flaschen aus, die nach dem Karneval liegen blieben. Den Veranstaltern sei das Problem bewusst, aber, betonte Hepp, es sei eine Nebenwirkung von öffentlichen Veranstaltungen: „Es ist einfach unmöglich, so viele Menschen in ihrem Verhalten zu reglementieren.“ Die Reinigungsteams, die im Auftrag des Karnevals unterwegs sind, reinigten am Ende der Veranstaltungen die Straßen – für die Partys, die danach naturgemäß vor Ort weitergehen, seien sie nicht zuständig. Die Berliner Stadtreinigung (BSR) teilte mit, dass „die BSR für die Reinigung der Veranstaltungsflächen nicht verantwortlich ist“. Sie kümmere sich nur um die angrenzenden Straßen.
Die Strecke des Umzugs war aus Kostengründen in diesem Jahr kürzer und vor allem zwischen Südstern und Hermannplatz drängten sich zeitweise Menschenmassen. Die Polizei sperrte den Zugang zum Umzug kurzzeitig, um die Besucherströme zu ordnen.
Ein Mann wurde reanimiert
Kleinere Auseinandersetzungen seien am Sonntag laut Polizei nicht ausgeblieben. Eine größere habe es in der Hasenheide gegeben: Am Nachmittag soll eine etwa zehnköpfige Gruppe in Streit geraten sein, dabei wurde vermutlich ein Messer eingesetzt. Eine Person sei verletzt in ein Krankenhaus gekommen.
Nach Angaben der Berliner Feuerwehr erlitt ein Zuschauer des Straßenumzugs entlang der Strecke an der Hasenheide einen Kreislaufstillstand. Er habe jedoch wiederbelebt werden können und sei in eine Klinik eingeliefert worden.
Insgesamt sprach eine Polizeisprecherin am Montag von einem „weitgehend friedlichen und störungsfreien Verlauf“, und das war zu spüren: Hier sagte die Betreiberin eines Essenstandes ihrer nach Kleingeld kramenden Kundin: „Ist gut, Schatzi“, dort halfen Fremde sich gegenseitig auf das Dach eines Trafohäuschens. „Man hat das Gefühl, dass das Fest aus dem Bezirk heraus gefeiert wird. Nicht, dass der Umzug nur durchzieht“, sagte ein Teilnehmer. Und ein anderer: „Man merkt einfach, dass Berlin das gebraucht hat. Jetzt sieht man, dass alle aus ihren Löchern kommen!“
Auch für Geraldine Hepp vom KdK wiegt der kulturelle Mehrwert des Karnevals schwerer als die unschönen Nebenerscheinungen: „Der Karneval in Berlin ist einzigartig“, sagte sie, „ ein unglaublicher Zusammenklang aus verschiedenen Kulturen und Traditionen.“ (mit dpa)
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