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Verkehr gibt es am neuen Flughafen durchaus - bisher nur von viel zu wenigen Flugzeugen.

© AFP

Bundestagsdebatte um den Flughafen BER: Ramsauer wahrt Distanz

Er mag auch nicht schuld sein: Verkehrsminister Ramsauer hält sich bei der Debatte im Bundestag über die Flughafen-Blamage vornehm zurück. Weniger zurückhaltend ist FDP-Mann Lindner: Er übt vernichtende Kritik an Klaus Wowereit. So wird debattiert und diskutiert, aber was kommt dabei heraus? Irgendwie nichts.

Die Berliner müssen warten. Sie haben erst ab Dienstag das Wort. Dann stimmen sie in einem Volksbegehren über ein Nachtflugverbot am neuen Flughafen Berlin-Brandenburg (BER) zwischen 22 Uhr und sechs Uhr morgens ab. Die Unterschriftensammlung für das Volksbegehren läuft über vier Monate bis zum 28. September, wie die Landesabstimmungsleiterin von Berlin am Freitag mitteilte. Damit es zustande kommt, müssten mindestens sieben Prozent der Stimmberechtigten zustimmen, das sind 173 000 Berlinerinnen und Berliner. In Brandenburg startet ein solches Volksbegehren am 4. Juni, es wird sechs Monate dauern. Doch bis dahin ist erst mal die Politik am Zug – vor allem der Bundestag.

Denn dort wurde am Freitag auch über das Nachtflugverbot diskutiert. Allerdings nur am Rande. Die eigentliche Diskussion drehte sich um die Versäumnisse und Verantwortlichkeiten rund um die verschobene BER-Eröffnung. Eine hitzige, emotionale Debatte entwickelte sich, bei der Peter Ramsauer lieber auf Distanz gegangen ist. Die erste Reihe der Regierungsbank bleibt verwaist, der Bundesverkehrsminister sitzt lieber in der zweiten Reihe, gerade so, als wolle er das Thema und die Debatte nicht all zu nah an sich herankommen lassen.

Immerhin echauffieren sich die Abgeordneten vor ihm über das, was wechselweise mit den Worten „Blamage“, „Provinzniveau“ und „Versagen“ umschrieben wird: den Flughafen BER. Und an dem ist der Bund nun mal beteiligt, Staatssekretär Rainer Bomba aus seinem Ministerium sitzt als Vertreter des Bundes im Aufsichtsrat der Flughafengesellschaft. Ramsauer aber nimmt die Debatte nur zur Kenntnis, nicht regungslos, im Gegenteil: Mal lächelt er süffisant, mal verzieht er grimmig das Gesicht, ab und zu rollt er mit seinem Stuhl vor und zurück. Aber viel will er mit der ganzen Sache offenbar nicht tun haben.

Bildergalerie: Das BER-Debakel

Und das hat er auch erst mal nicht. Denn vor allem auf einen fokussierte sich ein Großteil der Kritik: Klaus Wowereit, den Regierenden Bürgermeister Berlins und Aufsichtsratsvorsitzenden. Am schärfsten wird die FDP. Martin Lindner, Chef der Berliner FDP, nutzt die Bühne, die seine Partei im Abgeordnetenhaus nicht mehr hat, um die große Keule auszupacken. Der Flughafen sei für Wowereit eine Nummer zu groß, er könne nur gut agieren, wenn der rote Teppich schon ausgerollt sei. „Deswegen fordere ich Herrn Wowereit auf, unverzüglich vom Vorsitz des Aufsichtsrates zurückzutreten und seinen Platz für einen geeigneteren Senatskollegen freizumachen“, sagt er.

Den Vorsitz im Aufsichtsrat solle ein Vertreter des Bundes einnehmen. Wowereit habe mehr Energie in die Schließung Tempelhofs gesteckt als in die Eröffnung des neuen Flughafens. In der ersten Reihe der SPD-Fraktion schlagen sie sich auf die Schenkel vor Lachen. Bei der FDP gibt es kräftigen Applaus. Nur in den Reihen der CDU/CSU-Fraktion fällt der Applaus für Lindner nicht ganz so stürmisch aus wie bei den Liberalen. Die Unionsabgeordneten kritisieren zwar auch das Agieren des Aufsichtsrates, aber sie wissen genau, dass auch einer der ihren, nämlich Peter Ramsauer, mit im Boot sitzt, wenn es um ein mögliches Versagen des Kontrollgremiums Aufsichtsrat geht.

Union und SPD hielten sich mit der Forderung nach personellen Konsequenzen entsprechend zurück. Stattdessen forderten die Abgeordneten der beiden Parteien in der anderthalbstündigen Debatte mehr Transparenz und Informationen. „Ich erwarte, dass die Controlling-Berichte ungekürzt und ungeschwärzt zur Verfügung gestellt werden“, sagte beispielsweise der Verkehrsexperte der Union, Heinz-Peter Wichtel. Und auch Sören Bartol, verkehrspolitischer Sprecher der SPD, betonte, wie notwendig nun der Blick in diese Berichte ist.

Renate Künast fordert nicht den Rücktritt Wowereits, aber eine „tabulose Aufklärung“. Die Fraktionschefin der Grünen bezweifelt, dass der Aufsichtsrat erst am 20. April von den Brandschutzproblemen erfahren hat. Sie fordert eine Prüfung, inwieweit das Flughafenmanagement und der Aufsichtsrat in Regress genommen werden können. Am Ende ist es Johannes Kahrs (SPD), der die Diskussion auf seine Art zusammenfasst: „Es ist viel geredet, aber nichts gesagt worden. So eine Debatte hat der Bundestag nicht nötig.“ Mag sein, aber unterhaltsam war es.

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