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Mitglieder einer Spezialgruppe des Technischen Hilfswerks stehen mit einem Bodenradargerät in einem Wald bei Storkow.

© Paul Zinken/dpa

Update

Vermisste Schülerin: Suche nach Rebecca Reusch erneut erfolglos

In einem Waldgebiet nahe der Gemeinde Rieplos suchte die Polizei erneut nach Rebecca Reusch. Angeblich wurde Haftbeschwerde für den Schwager eingelegt.

Den zweiten Tag in Folge hat die Mordkommission der Berliner Polizei gemeinsam mit Kräften des Technischen Hilfswerks ein Waldgebiet nahe der Gemeinde Rieplos, 50 Kilometer südöstlich von Berlin in Brandenburg abgesucht. Der Einsatz wurde am Mittwochabend bei Einbruch der Dunkelheit abgebrochen. Die vermisste Rebecca Reusch sei nicht gefunden worden, sagte ein Polizeisprecher. Ob und wo die Suche am Donnerstag fortgesetzt wird, stehe noch nicht fest.

Die sechs Kriminalbeamten und 14 Kräfte des THW Berlin Steglitz-Zehlendorf versuchten Spuren zu finden, die zu der vermissten Rebecca Reusch führen. Das THW hatte auch am Mittwoch wieder „Spezialtechnik“ dabei, sagte ein Polizeisprecher. Konkret handelte es sich um ein Bodenradargerät. Damit können Auffälligkeiten im Erdreich erkundet werden.

Bereits am Dienstag hatten Kriminaltechniker in weißen Schutzanzügen dort Spuren auf dem Boden am Waldrand untersucht. Dabei hielten sie auch eine Abbildung, vermutlich von Reifenspuren, zum Vergleich in der Hand. Die Suche geht auf einen der aktuell mehr als 1300 Hinweise aus der Bevölkerung zum Fall Rebecca zurück.

Auf der Internetseite des THW Berlin Steglitz-Zehlendorf steht, ein Team sei kürzlich in Niedersachsen bei der Suche nach der Leiche einer vermissten Frau in einem Wald beteiligt gewesen. Die sogenannte Messtechnische Ortungsgruppe suche nicht nur mit technisch-elektronischen Geräten nach verschütteten Menschen, sondern auch nach vermissten Personen. Dazu verfüge sie über Geräte wie ein „Bio Radar“, ein „elektronisch-akustisches Ortungssystem“ und „Video-Thermographie“.

Rebecca ist seit 18. Februar verschwunden

Rebecca war am 18. Februar, vor mehr als drei Wochen, verschwunden. Auf Antrag der Staatsanwaltschaft hatte ein Ermittlungsrichter Anfang vergangener Woche einen Haftbefehl gegen den Schwager des Mädchens erlassen. Der 27-jährige Florian R. sitzt seither wegen des dringenden Tatverdachts des Totschlags in Untersuchungshaft. Er schweigt nach Angaben der Behörden zu den Vorwürfen. Wie der Sender RTL berichtet, legte die Anwältin des Schwagers eine Haftbeschwerde ein. Staatsanwaltschaft und Polizei konnten das jedoch nicht bestätigen. Die Anwältin war für eine Stellungnahme nicht zu erreichen.

Staatsanwaltschaft und Polizei halten Florian R. wegen Widersprüchen in seinen Angaben und wegen anderer Indizien – darunter die Handydaten der 15-Jährigen – für tatverdächtig. Die Mordkommission geht davon aus, dass Rebecca am Morgen des 18. Februar das Haus des Schwagers und ihrer älteren Schwester nicht lebend verlassen hat. Der Schwager soll zur möglichen Tatzeit allein mit Rebecca im Haus gewesen sein.

Ein Kriminaltechniker sichert Spuren auf dem Boden an einem Waldgebiet im Fall der vermissten Rebecca Reusch.

© Patrick Pleul/dpa-Zentralbild/dpa

Zugleich sind Haare und Fasern einer ebenfalls aus dem Haus verschwundenen Decke im Kofferraum des gemeinsamen Autos von Schwager und Schwester gefunden worden. Von Spuren, die durch Leichen hinterlassen werden und nicht durch Täter vermeidbar sind, war bislang nicht die Rede. Der Wagen ist am Vormittag des 18. Februar und in der Nacht des Folgetages auf der A12 in Richtung Frankfurt (Oder) von einem Kennzeichenerfassungssystem der Brandenburger Polizei erfasst worden. Florian R. hat den Wagen, den er sich mit Rebeccas Schwester teilt, laut Polizei an beiden Tagen allein genutzt.

Nach Angaben der Eltern der vermissten 15-Jährigen gegenüber „Bild“ und „B.Z.“ soll Florian R. ihnen nach der ersten Festnahme und Freilassung vor eineinhalb Wochen versichert haben, dass er nichts mit dem Verschwinden des Mädchens zu tun habe und angeblich wegen eines Drogengeschäfts nach Polen gefahren sei. Tagelang hatte der Vater von Rebecca erklärt, er wisse, warum Florian R. auf der A12 unterwegs war, dürfe aber nicht darüber reden. Der Grund: Florian R. befürchte, wegen des Drogen-Geschäfts belangt zu werden.

Staatsanwaltschaft und Polizei sind zunehmend verärgert, dass Details aus den Ermittlungen und damit auch mögliches Täterwissen durch die Familie in die Öffentlichkeit getragen werden. Die Polizei hält die Aussage, Florian R. sei wegen eines Drogengeschäfts unterwegs gewesen, auch für eine Schutzbehauptung des Schwagers.

Allerdings müsste die Polizei diese Version auch widerlegen können, um ihm eine Schuld nachzuweisen. Es besteht nun die Sorge, dass möglicherweise tagelang eine falsche Spur verfolgt und wichtige Zeit vertan wurde – das wäre verheerend für Polizei und Staatsanwaltschaft. Beide stehen wegen der Ende 2018 publik gewordenen Pannen im Fall der 2006 verschwundenen Georgine Krüger unter Druck.

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