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Viele Stühle in Berlins Schulen bleiben wegen der Krankheitswelle leer.

© dpa/Klaus-Dietmar Gabbert

Update

„Manche Schulen sind leergefegt“: Hoher Krankenstand in Berliner Schulen und Kitas

Geschlossene Kitas, gelichtete Klassenzimmer: Die Erkältungswelle schlägt durch. In Kinderläden kommt es zu Ausfällen von „bis zu 75 Prozent“.

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Berlins Schulen und Kitas werden zunehmend durch die aktuelle Erkältungswelle lahmgelegt. Schulen berichten von Krankenständen von bis zu 40 Prozent der Schülerinnen und Schüler. In Kitas lag der höchste bekannt gewordene Spitzenwert bei 75 Prozent. In vielen Einrichtungen herrscht allerdings auch Normalität.

In Berlins fast 2900 Kitas gibt es „14 Vollschließungen und 32 Schließungen einzelner Gruppen“, wie die Jugendverwaltung am Freitag auf Anfrage mitteilte, also insgesamt 46 Gruppen- oder Vollschließungen. Die Tendenz ist steigend, denn am Mittwoch meldete die Verwaltung noch 35 Gruppen- oder Vollschließungen. Von eingeschränkte Öffnungszeiten waren offiziell 90 Einrichtungen betroffen. Der Krankenstand an den Schulen ist nach Angaben der Bildungsverwaltung ebenfalls erhöht.

200
Schülerinnen und Schüler sind an einer Pankower Schule krankgemeldet.

Was das im Extremfall bedeuten kann, zeigt ein Beispiel aus Pankow: An der dortigen Klecks-Grundschule sind nach Angaben zahlreicher Eltern mehr als 200 von gut 500 Schülern erkrankt. Für wie viele Schulen Vergleichbares gilt, ist unklar. Landeselternsprecher Norman Heise sagte auf Anfrage, dass im Landeselternausschuss derartige Meldungen nicht ankämen.

„Ich weiß von Schulen, dass Unterricht und Betreuung eingeschränkt werden müssen“, lautet die Auskunft von Stephan Witzke, der der Vereinigung der Grundschulleitungen vorsitzt. An seiner Schule in Neukölln fehlten aktuell anteilig mehr Schüler als Lehrkräfte. Bei den Beschäftigten sei die Quote „ähnlich wie immer im November/Dezember“.

Ein Sechstel bis ein Fünftel der Kolleginnen und Kollegen sind krank.

Sven Zimmerschied, Vereinigung der Sekundarschulleitungen

Dass „manche Schulen leergefegt“ seien, ist der Informationsstand beim Verband der Sekundarschulleitungen. Dessen Vorsitzender Sven Zimmerschied berichtet, dass an seiner Friedensburg-Oberschule „ein Sechstel bis ein Fünftel“ der Kollegen krank sei. Bei den Schülern sei der Krankenstand je nach Klasse sehr unterschiedlich.

Von einem „deutlich erhöhten Krankenstand“ unter den Schülern weiß Arnd Niedermöller von der Vereinigung der Oberstudiendirektoren. An seinem Immanuel-Kant-Gymnasium in Rummelsburg fehle zurzeit etwa ein Viertel der Jugendlichen, darunter „so gut wie kein Coronafall“.

Die Senatsverwaltung für Bildung aktualisiert weiterhin wöchentlich die Corona-Infektionslage – basierend auf der Zahl der an Schulen ausgegebenen Tests und den daraus resultierenden positiven Schnelltests. Zum Stichtag 5. Dezember war demnach pro Schule im Schnitt weniger als ein Beschäftigter als mit dem Coronavirus infiziert gemeldet: an öffentlichen und freien Schulen insgesamt 685 von insgesamt 38.700 Beschäftigten (1,8 Prozent). Bei den Schülerinnen und Schülern waren es 1925 von rund 257.000 (0,749 Prozent).

Die Vergleichszahlen der Vorwoche sind auf der Seite der Verwaltung allerdings nicht abrufbar, sondern werden stets mit den aktuellen Zahlen „überschrieben“ – schon in der Hochphase von Corona ein Ärgernis für Interessierte. Vor den Winterferien 2022 waren 16.680 Schülerinnen und Schüler sowie 1860 Beschäftigte infiziert

Die Schulen haben keine Vertretungsreserve

Bei den Beschäftigten ist ein hoher Krankenstand vor allem deshalb ein Problem, weil die Schulen keine Personalpuffer haben: Eine Krankheitsreserve gibt es bereits seit 15 Jahren nicht mehr. In diesem Schuljahr kam noch hinzu, dass die reguläre Personalausstattung auf rund 97 Prozent heruntergefahren wurde –  eine Folge des nochmals gesteigerten Pädagogenmangels.

In der Folge ist es für viele Schulen wesentlich schwieriger geworden, Vertretungskräfte zu bekommen: Viele Vertretungslehrer sind inzwischen fest im Stundenplan verankert, um Dauerkranke zu ersetzen, stehen also immer seltener für spontane Vertretungen zur Verfügung. Auch die Hortbetreuung ist beeinträchtigt, große Gruppen sind die Folge.

Roland Kern vom Dachverband der Kinder- und Schülerläden (DaKS) sagte der „Deutschen Presse-Agentur“ (dpa), die aktuelle Krankheitswelle treffe auf ein insgesamt geschwächtes System. Rückmeldungen aus Kitas hätten beispielsweise in Pankow gezeigt, dass der Krankenstand der Mitarbeiter bei bis zu 75 Prozent liege. Es gebe aber Ausnahmefälle von Einrichtungen, in denen niemand krank sei.

Der Umgang der Kitas sei ganz unterschiedlich. Während größere Einrichtungen Gruppen zusammenlegen könnten, seien in kleineren Kitas oft Elterndienste gefragt. Auch Betreuungszeiten würden gekürzt.

„Wir haben eine Anhäufung von Infekten. Die Kinder sind teilweise rund um die Uhr krank und die Eltern machen sich Sorgen, dass sie gar nicht mehr gesund werden“, zitiert die dpa Jakob Maske, den Sprecher des Berufsverbands der Kinder- und Jugendärzte.

Dabei seien es oft einfach viele Infekte, die aufeinanderfolgten und in der Regel harmlos seien. Durch die Corona-Pandemie und das Tragen von Masken hätten viele Kinder nicht die Möglichkeit gehabt, ihr Immunsystem zu trainieren.

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