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In Berlin werden rund 300.000 Menschen für die Teilnahme ausgewählt.

© Arno Burgi/ZB/dpa

Zensus 2022: Hunderttausende müssen bei Haushaltsbefragung in Berlin und Brandenburg mitmachen

Daten sind ein Schatz - das gilt nicht nur für die Privatwirtschaft, sondern auch für den Staat. Auf viele Bürgerinnen und Bürger kommt nun einiges zu.

Rund 700.000 Menschen in Berlin und Brandenburg müssen in diesem Jahr unzählige Daten über sich und ihre Lebensumstände an den Staat weitergeben. Sie sind gesetzlich verpflichtet, am Zensus 2022 teilzunehmen, einer breit angelegten, bundesweiten Haushaltsbefragung. Diese startet am 15. Mai und dauert bis Mitte November, wie das Amt für Statistik Berlin-Brandenburg am Mittwoch mitteilte.

Erhoben werden dabei Angaben zur Person, um eine amtliche Bevölkerungszahl und bestimmte Strukturdaten festzustellen. Dazu zählen Alter, Geschlecht, Familien- und Bildungsstand oder auch Haushaltsgröße. Außerdem werden Informationen rund um die Wohnsituation abgefragt, darunter zum Wohngebäude, zu Baujahr, Größe, Raumzahl und Ausstattung der Unterkunft sowie zur Art der Heizung.

Der Zensus sei nötig, um eine verlässliche neue Datenbasis für Bund, Länder und Gemeinden oder auch für die Wissenschaft zu bekommen, erläuterte die Projektleiterin im Amt für Statistik, Kersten Klemm. So sei eine amtliche Einwohnerzahl unter anderem wichtig für die Einteilung der Wahlkreise, die Stimmverteilung der Länder im Bundesrat, den Finanzausgleich zwischen Ländern oder Kommunen sowie für die Verteilung von EU-Fördermitteln.

„Der Zensus ist der Grundpfeiler des statistischen Gesamtsystems in Deutschland“, betonte Klemm. „Die erhobenen Daten fließen in viele Statistiken ein.“ Alle Beteiligten seien zur Geheimhaltung verpflichtet. Die Daten würden nicht an Verwaltung, Polizei, Melde- oder Finanzämter weitergegeben. Der letzte bundesweite Zensus fand 2011 statt. Eine Neuauflage war eigentlich für 2021 geplant, wurde wegen der Corona-Pandemie aber um ein Jahr verschoben.

Repräsentativer Querschnitt der Bevölkerung

Ausgewählt für die Teilnahme werden auf Basis von Melderegistern etwa 300.000 Menschen in Berlin (rund 8 Prozent der Gesamtbevölkerung) und etwa 400.000 in Brandenburg (rund 15 Prozent). Sie sollen einen repräsentativen Querschnitt der Bevölkerung abbilden, weshalb der Anteil der Befragten umso größer ist, je kleiner der Ort ist, in dem sie leben. Wer von den Betreffenden nicht mitmacht, muss mit einem Zwangsgeld rechnen, dass sich auf mehrere Hundert Euro belaufen kann.

Die Erhebung soll über persönliche Gespräche, telefonisch, online oder mit Hilfe schriftlicher Fragebögen erfolgen. Bei den Daten zur Person und zum Haushalt sollen vor allem Interviewer zum Einsatz kommen - dafür werden in Berlin 2000 sogenannte Erhebungsbeauftragte gesucht, in Brandenburg bis zu 3000. Die Freiwilligen würden auf ihre Eignung überprüft und ausgiebig geschult, versicherte Klemm. Informationen, ob sie etwa vorbestraft seien, könne ihr Amt aus rechtlichen Gründen indes nicht abrufen. Die Aufwandsentschädigung der Interviewer kann sich - ja nach Zahl der befragten Personen - auf mehr als 1000 Euro summieren.

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Laut Statistikamt ist niemand verpflichtet, die Interviewer, die sich per Postkarte ankündigen, in die Wohnung zu lassen. Das Gespräch könne auch im Flur oder im Freien stattfinden. Zensus-Teilnehmer, die sich auch bei diesem Gedanken unwohl fühlten, könnten die Fragen online, am Telefon oder per Fragebogen beantworten. Hingegen ist geplant, die Daten zur Wohnsituation ganz überwiegend online abzufragen. Als Alternativen sind ein digitaler oder analoger Fragebogen vorgesehen.

Bemerkenswert in der Corona-Pandemie: Interviewer müssen im Unterschied zu vielen Lebensbereichen keinerlei Voraussetzungen im Hinblick auf ihren Impf- oder Genesenenstatus oder auf Tests erfüllen. Zur Begründung gab das Statistikamt an, dass man keine Handhabe dazu habe, weil die Betreffenden in keinem Arbeitsverhältnis mit der Behörde stünden. Es werde aber auf das Tragen einer Maske, Mindestabstand und Hygieneregeln geachtet. „Wir werden da eine pandemie- und sorgenfreie Lösung finden“, sagte Behördensprecherin Heike Hendl dazu. „Denn wir brauchen alle, alle Auskünfte.“ (dpa)

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