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Geradeausfahren ist verboten – wird aber von Radfahrern ignoriert

© Jörn Hasselmann

Hindernis an der Potsdamer Straße: Berliner Radfahrer müssen immer noch schieben

An der Kreuzung Winterfeldtstraße, Ecke Potsdamer Straße müssen Radfahrer absteigen – ein Ärgernis seit vielen Jahren. 2023 soll die Ampel umprogrammiert werden.

Radfahrer haben es jetzt schriftlich. Sie müssen absteigen und schieben, wenn sie die Potsdamer Straße in Schöneberg überqueren wollen. „Der Senat erwartet von Radfahrenden, dass sie die bauliche und verkehrsrechtliche Situation beachten und die Kreuzung nur schiebend im Zuge der Fußgängerfurten überqueren.“ Dies teilte Verkehrsstaatssekretärin Meike Niedbal dem SPD-Abgeordneten Stephan Machulik (SPD) mit.

Machulik hatte den Senat gefragt, wann denn endlich Radfahrer „verkehrsregelkonform und ohne Gefahr“ die Straße queren können. Es geht um eine bei Radfahrern beliebte Ost-West-Strecke von Wilmersdorf nach Kreuzberg, sie ist Teil des Berliner Nebenroutennetzes.

Das Problem besteht seit etwa 1990. Autos und Busse sollten in der Potsdamer schneller vorankommen, deshalb wurde der Mittelstreifen in Höhe Winterfeldtstraße und Alvenslebenstraße geschlossen, um das Linksabbiegen für Autos zu verhindern. Nur: Radfahrer wurden vergessen.

Alle überfahren die rote Ampel

Radfahrer müssen von der Winterfeldtstraße und der Alvenslebenstraße zwangsweise nach rechts in die Potsdamer Straße abbiegen, so zeigen es die blauen Verkehrsschilder an. Geradeaus geht es – nach Straßenverkehrsordnung – nur noch schiebend. Wer sich nur fünf Minuten an die Kreuzung stellt, sieht: Niemand steigt ab und schiebt. Alle überfahren die rote Ampel, weil sie sich nach dem Fußgängergrün richten. 2012 beschloss die BVV Tempelhof-Schöneberg den Umbau.

Doch die Verkehrslenkung (VLB) in der Senatsverkehrsverwaltung lehnte ab: „Die Öffnung des Mittelstreifens ausschließlich für Radfahrer lässt sich verkehrsorganisatorisch nicht umsetzen.“ Die VLB werde den Umbau nicht bezahlen, das Projekt sei nicht „dringend“. In dem internen Schreiben an den Bezirk schlug die VLB 2012 vor: „Radfahrer können hier auch absteigen. 2018 wurde die VLB wegen ihrer autozentrierten Politik als eigenständige Behörde aufgelöst – voran ging es an der Potsdamer Straße dennoch nicht.

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2014 hatte der „Fahrrat“ des Bezirks Tempelhof-Schöneberg in einem Bericht an die Bezirksverordnetenversammlung Tempelhof-Schöneberg das Nichtstun erneut bemängelt. 2018/19 gehörte die Kreuzung zum „Leitprojekt“ der Verbesserung der Radwegeinfrastruktur, wie in einer Drucksache des Abgeordnetenhauses zu lesen ist. Das angekündigte „Maßnahmenpaket“ war groß, die Mittelinsel soll umgebaut werden, Radfahrer eigene Ampeln bekommen.

Zudem sollen „Aufstellflächen für den indirekt linksabbiegenden Radverkehr in Richtung Winterfeldtstraße und Alvenslebenstraße“ entstehen. Denn auch das ist seit Jahrzehnten nicht erlaubt, dass Radfahrer von der Potsdamer Straße nach links in eine der beiden Straßen abbiegen.

Für Fußgänger ist grün. Doch für Radfahrer gilt die Autoampel und der Rechtsabbiegepfeil.

© Jörn Hasselmann

Im August 2020 teilte die Schöneberger SPD-Politikerin Hertlein mit, dass laut Bezirksamt „die Änderung schon 2018 bei der zuständigen Firma beauftragt wurde“, dass bislang „aber immer Wichtigeres umzusetzen“ gewesen sei. Dann tauchte die Kreuzung sogar in der Liste der „Wahrscheinlichsten neuen Maßnahmen 2021“ auf.

Der Tagesspiegel berichtet darüber seit zehn Jahren

Dieser Stand gilt bis heute offenbar fort. Doch nun gibt es erstmals ein Datum: 2023. In der Antwort auf die Anfrage des SPD-Abgeordneten heißt es: „Der Senat geht davon aus, dass die Generalübernehmerin für die Lichtsignalanlagen die bestellten Leistungen zur Herstellung der Radwegüberfahrten bzw. Radverkehrsfurten einschließlich der ergänzenden Lichtsignalanpassungen im Laufe des Jahres 2023 umsetzt.“

Die Umgestaltung der Lichtsignalanlage und des Mittelstreifens befinde sich in der Planung. „Derzeit wird die verkehrsabhängige Steuerung bearbeitet und abgestimmt“, so Niedbal. Seit mehr als zehn Jahren berichtet der Tagesspiegel über diese Kreuzung.

2016 hatte der damalige Verkehrsstaatssekretär Christian Gaebler dem Tagesspiegel zugesichert, sich um die Kreuzung zu kümmern, „Ziel ist einfache Lösung ohne aufwändigen Umbau zwecks schneller Realisierung“, so der SPD-Politiker in seiner Antwort bei Twitter. Gefährlich sei die Kreuzung im übrigen nicht, teilte Meike Niedbal abschließend mit. „Bei verkehrsregelgerechtem Verhalten ist eine gefahrlose Querung möglich.“

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Die Nebenroute 4 führt über Pariser und Regensburger Straße weiter über die Winterfeldt- und Alvenslebenstraße. Eine andere Gefahrenstelle auf dieser Route wurde beseitigt. In Höhe Bundesallee entstand ein Zweirichtungsradweg, damit Radfahrer legal und sicher zwischen Pariser und Regensburger die Bundesallee queren können. Auch hier begannen die Planungen vor etwa zehn Jahre. Nun steht die Fertigstellung auch an der Pariser Straße bevor, hier hatte der Neubau eines Hotels und eines Bürgebäudes den Radweg ausgebremst.

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