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Kai Wegner als Soldat bei der Bundeswehr

© privat

Hätten Sie Kai Wegner erkannt?: Luftwaffe, Rotes Rathaus – eine gefühlte Kulturwende in Berlin

Seinen Wehrdienst absolvierte Kai Wegner einst bei der Luftwaffe der Bundeswehr. Sein Ziel: Hubschrauberpilot werden. Was bedeutet das für eine Stadt wie Berlin?

Ein Kommentar von Bernd Matthies

„Wer sich an die Achtziger erinnern kann, hat sie nicht miterlebt“ – ein Schlüsselsatz des Wiener Superstars Falco. Das mag in seiner Heimat gegolten haben; in Berlin hingegen erinnern sich die meisten Älteren ganz gut daran, dass die Halbstadt gerade unter dem Eindruck der Friedensbewegung noch unzählige „Westdeutsche“ angezogen hat, die dem Wehrdienst entgehen wollten.

Soziologisch scheint das weitgehend ununtersucht, aber der Schluss liegt nahe, dass die Wahlergebnisse der Innenstadtbezirke bis heute damit zu tun haben. Interessant ist das aber auch deshalb, weil in der Stadt scheinbar kaum jemand zu Ruhm und Einfluss kam, der „gedient“ hatte – wer hatte, ging damit nicht offensiv hausieren.

Die Wende änderte daran zunächst wenig, bis schließlich das Ende der Wehrpflicht das ganze Thema versenkte. Heute ist es aus naheliegenden Gründen Zeit für eine Neubewertung des Militärischen, und kaum jemand passt da besser in den Trend als – Kai Wegner. Zwischen seiner Zeit als Chef der Schüler-Union und Kreisvorsitzender der Jungen Union absolvierte er 1993 und 1994 seinen Wehrdienst bei der Luftwaffe, keineswegs widerstrebend, sondern mit dem Ziel, Hubschrauberpilot zu werden.

Es existiert ein Foto, auf dem er recht brav wirkt, nicht wie ein entschlossener Landesverteidiger. Aber es wurde ohnehin nichts draus und er entschied sich für eine weniger hochfliegende Karriere als Versicherungskaufmann.

Aber nicht nur mit der Neigung zur schimmernden Wehr, sondern auch mit seiner von Zweifeln kaum angekränkelten und pfeilgeraden CDU-Karriere steht der neue Berliner Regierungschef für eine gefühlte Kulturwende in der Stadt, in der der anti-bürgerliche Gestus doch bis weit hinein in eher konservative Kreise tonangebend ist.

Als Regierender wird er garantiert öfter mit dem Hubschrauber abheben müssen von den Mühen der Ebene, und sein Lebenslauf zeigt, dass er dieser Herausforderung zumindest als Fluggast gewachsen ist. Alles Weitere wird sich zeigen.

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