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Baut für weiterhin steigende Infektionszahlen und Personalausfälle vor: Berlins Regierende Bürgermeisterin Franziska Giffey (SPD).

© Wolfgang Kumm/dpa

Kritische Infrastruktur in Berlin: Giffey will Infizierte ohne Symptome notfalls arbeiten lassen

Ob Feuerwehr oder Wasserwerk: Bei hohem Krankenstand in Teilen der kritischen Infrastruktur erwägt Berlins Regierende Bürgermeisterin eine „Arbeitsquarantäne“.

Von Sabine Beikler

Wegen steigender Corona-Inzidenzen schlägt Berlins Regierende Bürgermeisterin Franziska Giffey (SPD) vor, dass Infizierte ohne Symptome in bestimmten Bereichen der Kritischen Infrastruktur arbeiten könnten. „Sollte es in Bereichen der elementarsten Grundversorgung dazu kommen, dass wir den Betrieb mit dem gesunden Personal allein nicht mehr aufrechterhalten können, müssen wir schwerwiegendere Maßnahmen in Betracht ziehen“, sagte die SPD-Politikerin der „Bild am Sonntag“. „Dann ist es eine Option, dass Infizierte, die aber keinerlei Symptome haben, in bestimmten Bereichen im Ausnahmefall weiter zur Arbeit kommen.“

Eine Senatssprecherin ergänzte auf Anfrage: „Bei Personalausfällen von mehr als 30 Prozent kann das eine Option sein. Betroffene müssen das freiwillig entscheiden.“

Eine solche Arbeitsquarantäne könne nur unter strengen Schutzmaßnahmen umgesetzt werden, sagte Giffey: „Wer im Wasserwerk allein eine Maschine bedient, wer bei der Feuerwehr einen Brand löscht, kann das auch ohne größere Probleme mit symptomfreier Corona-Infektion tun.“

Auf sensible Bereichen wie Krankenhäuser, Pflegeheime und Hospize dürfe eine solche Art der Arbeitsquarantäne nicht angewendet werden, stellte die Senatssprecherin klar. Gesundheitssenatorin Ulrike Gote (Grüne) wollte sich am Sonntag nicht zu Giffeys Vorschlag äußern.

Anlass sind rapide gestiegene Corona-Infektionszahlen im Zuge der Ausbreitung der Virusvariante Omikron. Es gibt Sorgen, dass bei einem weiteren starken Anstieg wichtige Versorgungsbereiche von großen Personalausfällen beeinträchtigt werden könnten. Berlin hat neben Hamburg bundesweit die höchste Inzidenz. Der Höhepunkt der aktuellen Corona-Welle wird Mitte Februar erwartet.

Ausfallquote liegt aktuell bei 15 bis 18 Prozent

In Berlin gibt es aktuell einen Personalausfall von 15 Prozent bis 18 Prozent in den kritischen Infrastrukturen. Krankenhäuser, Feuerwehr und Polizei stellen sich bereits auf höhere Ausfallquoten ein. Noch gilt für diese Bereiche die Warnstufe „Gelb“, in den kommenden Tagen rechnet der Senat mit Stufe Orange („erhebliche Beeinträchtigungen“) in einigen Bereichen. Giffey sieht Berlin aber auf einen Ausfall von bis zu 30 Prozent gut vorbereitet.

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Bei den Berliner Wasserbetrieben waren am Freitag 85 von 4650 Mitarbeiter corona-infiziert – weniger als zwei Prozent, 40 Personen befanden sich in Quarantäne. „Zum jetzigen Zeitpunkt haben wir keinen Grund zur Beunruhigung“, sagte ein Sprecher. Sollten sich Arbeitsausfälle in bestimmten Bereichen erhöhen, sei nicht auszuschließen, Infizierte ohne Symptome freiwillig arbeiten zu lassen.

Die Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) haben ihr Angebot bereits auf einzelnen Linien ausgedünnt, sie verzeichnen zwar „erhöhte Krankenstände“, aber noch „keine überdramatische Situation“.

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