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Einfamilienhaus der bekannten Großfamilie Remmo im Neuköllner Stadtteil Buckow.

© imago images/Olaf Wagner/Olaf Wagner via www.imago-images.de

Gericht entscheidet in erster Instanz: Berliner Remmo-Clan muss aus bekannter Villa ausziehen

Weil es mit Beutegeld gekauft worden ist, konfiszierte die Justiz das Neuköllner Anwesen der Großfamilie – der Bezirk kündigte den Remmos. Die wehrten sich.

Ärgerlich für die Remmos – die über Berlin hinaus bekannte Großfamilie muss die von ihr seit zehn Jahren bewohnte Villa am Stadtrand verlassen. Das zumindest entschied das Amtsgericht Neukölln am Donnerstag in erster Instanz. Erwartet wird, dass die Familie dagegen Rechtsmittel einlegt.

Das Gericht stellte fest, die Villa müsse „besenrein“ an den Eigentümer übergeben, womit der Bezirk Neukölln gemeint ist. Zudem schulde die Familie dem Bezirk vier Monatsmieten, was sich auf 6800 Euro summiere.

Bürgermeister Martin Hikel (SPD) sagte, er freue sich über die Entscheidung – wolle jedoch volle Rechtssicherheit. Deshalb werde er zunächst nicht die Räumung des Grundstücks veranlassen, sondern etwaige Schritte der Familie abwarten.

Die Villa hatte ein erst heranwachsender Sohn des Clans 2012 für circa 200.000 Euro von einer kommunalen Gesellschaft gekauft. Berlins Staatsanwaltschaft ließ das Haus 2018 nach einer Gesetzesnovelle zu möglichen Geldwäschetaten konfiszieren, weil es mit Beutevermögen erworben worden sei.

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Der Sohn hatte die Villa zuvor an seine Mutter vermietet, weshalb nun der Staat als neuer Eigentümer – vertreten durch den Bezirk Neukölln – als Vermieter auftritt. In den letzten Jahren waren in dem Haus zwischen acht und zwölf Personen gemeldet, zumindest über Jahre zahlte das Jobcenter weitgehend die Miete.

Das Bezirksamt zog vor Gericht, weil die Familie das Haus samt Garten im Stadtteil Buckow nicht im Oktober 2021 räumte. Als Grund für die zuvor erfolgte Kündigung des Mietverhältnisses führte das Amt ein „gestörtes Vertrauensverhältnis“ an; so sei von den Remmos ein gefälschter Mietvertrag vorgelegt worden. Die Familie bestreitet dies.

Viele Angehörige der verzweigten Großfamilie sind vorbestraft – insbesondere wegen Eigentums- und Rohheitsdelikten, darunter spektakuläre Gold-Diebstähle und Angriffe auf Kontrahenten im Milieu.

Erst vor wenigen Tagen war die Villa von mehr als 100 Polizisten durchsucht worden – mit dabei ein Spezialeinsatzkommando. Zwei 19 und 23 Jahre alte Mitglieder der Großfamilie werden des räuberischen Diebstahls hochwertiger Akkus aus einem Baumarkt verdächtigt. Einen Mitarbeiter, der sie am Verlassen des Geschäfts hindern wollte, sollen die Männer mit Reizgas angegriffen haben.

Zwei Akkus seien bei der Durchsuchung des Anwesens gefunden worden, teilte die Staatsanwaltschaft mit, man prüfe deren Herkunft. Nach Feststellung ihrer Identität seien die beiden Remmos entlassen worden.

Verwandte der Bewohner stehen derzeit in Dresden vor Gericht. Die sechs Remmo-Männer sind des schweren Bandendiebstahls, der Brandstiftung und der besonders schweren Brandstiftung angeklagt: Es geht um die aus dem Grünen Gewölbe im November 2019 gestohlenen Juwelen aus Sachsens Staatsschatz.

Wie vielfach berichtet, kamen die Remmos in den Achtzigern aus dem Libanon nach Deutschland. Eine einheitliche Transkription aus dem Arabischen blieb aus, weshalb einzelne Zweige der Großfamilie auch Rammo oder Remo geschrieben werden.

Die Taten vieler Remmos werden als „Clan-Kriminalität“ eingestuft, die das Bundeskriminalamt als regelmäßiges Begehen von Straftaten durch Verwandte in „ethnisch abgeschotteten Subkulturen“ bezeichnet.

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