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Das Loch zur Freiheit. Erst sinnlos geworden, dann perforiert, schließlich abgetragen – das Ende der Berliner Mauer kam in schnellen Schritten.

©  Jürgen Hohmuth

9.November 1989: Gedenken an 26 Jahre Mauerfall

Ein Fotoband erinnert an die Zeit nach dem Mauerfall. Ab 10 Uhr erinnert heute auch eine Veranstaltung an der Gedenkstätte Berliner Mauer an den 9. November 1989.

Klar, ein Foto von den Bananen gibt es auch, die nach dem 9. November 1989 die Obststände des Ostens überschwemmten. Auch eines von den glitzernden Flatterleinen, unter denen Autohändler ahnungslosen Ossis Gebrauchtwagen anzudrehen versuchten, fehlt nicht in dem bei der Edition Braus erschienenen Buch über die erste Zeit nach dem Mauerfall. Der jährt sich an diesem Montag zum 26. Mal, woran ab 10 Uhr eine zentrale Gedenkveranstaltung in der Gedenkstätte Berliner Mauer in der Bernauer Straße erinnert. Nach einem symbolischen Posaunenruf werden Rosen an der Hinterlandmauer niedergelegt. Danach findet in der Kapelle der Versöhnung eine Andacht statt.

Im Mittelpunkt des Fotobandes: die Mauer selbst und die Menschen, die sie prägte

Im Mittelpunkt des Buches stehen aber doch die unnütz gewordene Mauer selbst und die Menschen, deren Leben sie jahrzehntelang prägte, das der Grenzer ebenso wie der Eingegrenzten. Der Ost-Berliner Jürgen Hohmuth, einst Forstarbeiter, seit 1981 freier Fotograf, hat die Wochen und Monate des Umbruchs, der Öffnung wie auch der Entsorgung der Mauer mit der Kamera begleitet und in schwarzweißen Bildern dokumentiert.

„Keine besonderen Vorkommnisse!“ heißt das Buch. Das ist ein Zitat, die militärisch hochkorrekte Meldung eines Oberstleutnants der DDR-Grenztruppen an Bundespräsident Richard von Weizsäcker, als dieser einen neueröffneten Übergang am Potsdamer Platz in Augenschein nahm.

Axel Klausmeier, Direktor der Stiftung Berliner Mauer, eröffnet mit dieser leicht bizarren, von Weizsäcker selbst geschilderten Szene seinen die Fotos begleitenden Text, der die erste Nachwendezeit Revue passieren lässt.

Es waren auch Wochen der Ratlosigkeit

Es waren, nach dem Jubel der Nacht des Mauerfalls, auch Wochen der Ratlosigkeit, bei den Grenzern zumal, die verloren an ihrem überflüssig gewordenen Arbeitsplatz herumstanden, wie Hohmuths Fotos zeigen. Doch auch die Gesichter der Menschen, die die noch existente Grenze passieren, zeigen nicht mehr den ersten Überschwang. Trostlos stehen die alten Grenzanlagen in der Stadt herum, verwaist und zunehmend ramponiert, erst von Mauerspechten angepickt, dann von Baggern weggeräumt, teilweise im Auftrag der Regierung Modrow noch schnell verramscht, in der Hauptsache jedoch zu Baumaterial zerkleinert und überwiegend als Unterbau für Autobahnen verwendet. Ein anrührendes, auch beklemmendes Buch, das den ganzen Irrsinn der Teilung noch einmal bewusst werden lässt.

Jürgen Hohmuth (Fotos)/Axel Klausmeier (Text): „Keine besonderen Vorkommnisse!“ Als die Mauer offen war: Die Jahre 1989 und 1990. Edition Braus, Berlin. 128 Seiten, ca. 118 Fotos, 29,95 Euro.

Am 10. November, 19 Uhr, wird der Hohmuth seine Fotografien und das Buch bei einer Veranstaltung im Besucherzentrum Gedenkstätte Berliner Mauer, Bernauer Straße 119, vorstellen. Dazu zeigt der Filmemacher Rolf S. Wolkenstein seine historischen Aufnahmen von der Öffnung des Grenzübergangs Heinrich-Heine-Straße. Axel Klausmeier und Manfred Wichmann von der Stiftung Berliner Mauer werden mit den beiden Zeitzeugen und -dokumentaristen über ihre Arbeiten sprechen.

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