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Die neue Familienministerin Anne Spiegel bei einer Rede im Bundestag.

© imago images/photothek/Florian Gaertner

Ministerin Anne Spiegel auf Wohnungssuche: Familien mit mehr als zwei Kindern sind in Berlin nicht vorgesehen

Die neue Familienministerin Anne Spiegel sucht in der Hauptstadt eine Wohnung. Doch wer viel Platz braucht, hat es in Berlin besonders schwer. Eine Glosse.

Eine Glosse von Henning Onken

Sechs Zimmer, Küche und Bad. Eine Wohnung mit diesem Platzangebot sucht die neue Familienministerin Anne Spiegel auf dem Berliner Wohnungsmarkt.

Nach dem Umzug aus Speyer in Rheinland-Pfalz hat die Grünen-Politikerin jedem ihrer vier Kinder ein eigenes Zimmer versprochen, so gab die 41-Jährige der „Bunten“ zu Protokoll. Die Suche sei „ja nicht ganz einfach“. Die Ministerin scheint sich also zumindest noch im Ansatz mit einer unbekümmerten Leichtigkeit auf dem Immobilienmarkt zu bewegen, die den Berlinern schon vor langer Zeit verloren gegangen ist.

Jeder kennt die Zettel von Familien, die sich an Laternenmasten verzweifelt vorstellen und für ihre zwei Kinder wenigstens eine Dreiraumwohnung in Kieznähe suchen, damit das Grundschulkind endlich mal seine Hausaufgaben in Ruhe machen kann und ihm sein Geschwisterchen dabei nicht die Hefte mit Einhörnern vollstempelt.

Es ist in Berlin eine Bewegung im Gange, die man erst mit den Jahren richtig versteht. Man lebt sich ein im schönen Altbaukiez, gewinnt Freunde, bekommt Nachwuchs. Und irgendwann sind die Nachbarn mit ihren drei oder vier Kindern verschwunden.

Hochebenen, unter denen man sich die Köpfe stößt

Verzogen in Neubauprojekte oder Einfamilienhäuser im Berliner Umland. Die Zurückgebliebenen mit weniger Mitteln, aber ähnlich gewachsenen Platzansprüchen gründen kreative Provisorien. Wanddurchbrüche in alle Richtungen. Hochebenen, unter denen man sich die Köpfe stößt. Auf Wohnungen mehrerer Etagen verteilte Familienmitglieder. Alles, um trotz der Enge die gewachsenen sozialen Beziehungen im Viertel nicht zu verlieren.

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Man mag Anne Spiegel Glück wünschen auf ihrer Suche. Es ist armselig, wenn eine Stadt größere Familien nur aufs Umland verweist.

Man schaue sich die Grundrisse größerer Neubauwohnungen an: riesige Wohn-Ess-Bereiche, ein ganzes Zimmer als Ankleide. Mehr als zwei Kinder sind da nicht vorgesehen.

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